Die Kritik kommt spät: zu spät, um das geplante "Haus für Jugend und Familie" am Standort Jahnstraße in Kitzingen zu verhindern, aber noch rechtzeitig, um Verbesserungen einfließen zu lassen. Vor kurzem wandten sich 24 Anwohner der Jahnstraße und der Talstraße in einem Brief an Stadtverwaltung und Stadträte gegen den Neubau des Jugendhauses auf der Freifläche neben der Florian-Geyer-Halle. Die aufgezählten Bedenken gipfeln in der Feststellung, dass die Briefeschreiber den Standort für ungeeignet halten.
Dabei wird das Haus für Jugend und Familie von den Kitzinger Jugendlichen schon lange herbeigesehnt. Das Domizil der städtischen Jugendarbeit, jungStil, im Bürgerzentrum in der Altstadt haben sie schon vor zweieinhalb Jahren räumen müssen und sind seither provisorisch im Stadtteilzentrum Siedlung untergebracht.
Stadt hat lange geplant
Ebenso lange ließ sich die Stadt Zeit mit der Planung des neuen Jugendhauses, das auch Angebote für Familien unterbreiten wird. Gerade weil die Einrichtung der Stadtverwaltung und dem Stadtrat wichtig ist, wollte man es besonders gut machen. Ein Architektenwettbewerb sollte die optimale Lösung hervorbringen.
Im Vorfeld wurde um den besten Standort gerungen. Nachdem der Bleichwasen durchgefallen war, einigte sich die Stadtratsmehrheit auf den Standort neben der Florian-Geyer-Halle. Wesentliche Vorteile: die zentrale Lage in der Stadt und eine riesige Freifläche, die großteils zum Spielen und für andere Aktionen erhalten bleibt.
So gingen dem Projekt Jahre der Prüfung und Planung voraus. Doch nun, bevor das Bauverfahren auf die Zielgerade geht, melden sich die Anwohner in der Jahnstraße und in der Talstraße vehement zu Wort. Sie kritisieren, dass der Standort grundsätzlich ungeeignet sei, befürchten Lärmbelästigung durch Veranstaltungen und durch zusätzlichen Verkehr, eine Verschlechterung des Kleinklimas und der Artenvielfalt sowie Probleme mit dem Niederschlagswasser.
So mutmaßen die Briefautoren, dass die Versiegelung der Fläche Überschwemmungen am Eherieder Mühlbach und in den Kanälen hervorrufen könnte. Auch sorgen sich die künftigen Nachbarn des Jugendhauses um den alten Baumbestand, sollte er dem Bau zum Opfer fallen. Abschließend betonen sie zwar die Notwendigkeit eines Jugendhauses, sähen es aber am liebsten in einer bestehenden Alt-Immobilie verwirklicht.
Intensive Diskussion im Ausschuss
Das Thema war dem Bauausschuss des Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung so wichtig, dass er ad hoc ausführlich darüber diskutierte. Oberbürgermeister Stefan Güntner betonte mit Blick auf die späte Wortmeldung der 24 Anwohner, dass das Projekt eine lange Vorgeschichte habe, in der man die unterschiedlichen Gesichtspunkte abgewogen habe: "Das war alles nicht geheim." Er sei überzeugt, dass es ein gutes Gebäude werde mit einer sinnvollen Umfeldplanung. Dennoch werde man das Schreiben der Anwohner im November ausführlich behandeln. Im Rahmen des Bauverfahrens könne man noch viele Anregungen berücksichtigen.
Manfred Paul (SPD) bat darum, schon bei der Standortsuche die Anlieger zu hören. Das solle die Stadtverwaltung beim nächsten Projekt berücksichtigen. Ins gleiche Horn stieß Klaus Christof (KIK): Die Stadt solle als "Service-Betrieb" den Leuten Gehör verschaffen und sich um ein gemeinsames Ergebnis bemühen. Auch Timo Markert (CSU) befand: "Eine Bürgerversammlung wäre gut gewesen."
Stephan Küntzer (CSU), der das Thema als Jugendreferent intensiv begleitet hat, erinnerte an viele Besichtigungstermine und Gespräche, bei denen viele Interessen berücksichtigt worden seien. Es sei daher auch die Pflicht der Bürger, sich zu informieren. Die Stadt müsse sehr wohl alle Meinungen hören, aber Demokratie bedeute auch, dass am Ende die Mehrheit entscheide.
Jens Pauluhn (ÖDP) fand zwar Bürgerbeteiligung "gut und wichtig", betonte aber, dass manchmal die Interessen Einzelner dem Wohl der Allgemeinheit entgegenstünden. Dann sei es Aufgabe des Stadtrats, alle ernst zu nehmen, aber am Ende auch abzuwägen. "Sonst findet sich gegen jedes Projekt ein Gegner und bringt es zu Fall."
OB Güntner sieht viele Missverständnisse
Klaus Sanzenbacher (Grüne) ging auf die inhaltlichen Forderungen der Anwohner ein: Für eine Entwässerung könne man Zisternen einbauen, den Erhalt der alten Bäume werde man sowieso berücksichtigen. Gertrud Schwab (CSU) erklärte zu den Lärmbedenken der Nachbarn: Das neue Gebäude selbst wirke wie ein Schutzwall zwischen Wohnhäusern einerseits und Bolzplatz sowie Florian-Geyer-Halle andererseits.
Am Ende fasste OB Güntner zusammen, dass die Bedenken der Anwohner im Verfahren ausführlich behandelt würden. Allerdings sehe er in dem vierseitigen Schreiben viele Missverständnisse, die es aufzuklären gelte. Güntner: "Es trifft den Nagel nicht auf den Kopf."