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Vom Berliner Dance Star mit Detlef D! Soost zurück nach Kitzingen: Kenny Dressler hat wieder seine eigene Tanzschule
Von der Großstadt hatte er genug. Kendrick Alexander Dressler ist zurück in seiner Heimat – und erzählt, warum er Berlin und sein altes Leben hinter sich gelassen hat.
Seit Juli zurück in Kitzingen: Kenny Dressler betreibt wieder seine eigene Tanzschule – und wünscht sich Kundschaft vom Kleinkind bis zum Senior.
Foto: Julia Volkamer | Seit Juli zurück in Kitzingen: Kenny Dressler betreibt wieder seine eigene Tanzschule – und wünscht sich Kundschaft vom Kleinkind bis zum Senior.
Julia Volkamer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:15 Uhr

Wenn er durch die Straßen seiner Stadt läuft, schießen Kenny Dressler unzählige Erinnerungen in den Kopf: Wie er als Zwölfjähriger zusammen mit seinen Kumpels das Jugendhaus zu seinem Zufluchtsort erkor. Wie er in der Fußgängerzone auf einem Karton zum Breakdance ansetzte und belächelt wurde. Wie er zum "Dance Star" wurde und Detlef D! Soost in die große weite Welt des Showbusiness folgte. Und: Wie es den Profitänzer immer wieder nach Hause zog. Die Stadt heißt nicht Berlin oder Barcelona, es ist Kitzingen. Dort sind seine Wurzeln. Seine "Mama". Seine "Leute". Und ab sofort auch seine eigene Tanzschule.

Kendrick Alexander Dressler ist für viele Kitzinger ein guter Bekannter. Als "Kenny" eroberte er einst die Bühnen der Castingshow "Dance Star", wo der Berliner Tänzer, Choreograf und Coach Detlef D! Soost unter 15.000 Mitbewerbern sofort das Talent des damals 24-Jährigen erkannte. "Ich habe am Freitag gewonnen, am Samstag meine Sachen gepackt, und am Sonntag bin ich mit Detlef nach Berlin", erinnert sich der heute 45-Jährige an seinen kometenhaften Aufstieg vom Kitzinger Kumpel zum Berliner Breakdancer.  Mit dieser Popularität umzugehen, musste der Teenager erst lernen. "Detlef und meine Mama haben mich aber immer am Boden gehalten."

"Meine Mama hat mir alles beigebracht."
Kendrick Alexander "Kenny" Dressler

Überhaupt: seine "Mama". Kein anderer Name, kein anderes Wort fällt im Gespräch in den stylisch schwarz-gold-lila gehaltenen Hallen seines neuen Tanzstudios so oft wie dieser. "Meine Mama hat mir alles beigebracht." Und Hanni Dressler ist allgegenwärtig. Zusammen mit einer Freundin wuselt sie hinter der Empfangstheke herum, bringt Wand-Tattoos an, wischt hier, kehrt da. Und wirft ihrem Sohn immer wieder stolze Blicke zu.

Dabei hatte es die Familie nicht immer einfach nach dem frühen Tod des Vaters. Die Mutter arbeitete viel, um die Familie durchzubringen. Und Kennys Trost war das Tanzen. Im Jugendhaus traf er sich mit Gleichgesinnten, selbst oft Migrantenkinder, Türkischstämmige, Jugendliche mit russischer Herkunft. "Das war gelebte Integration", sagt Kenny heute. Und möchte mit seiner Tanzschule genau das bieten: einen Ort der Begegnung, an dem Jugendliche sich treffen und das machen können, auf das sie Lust haben.

Kenny Dressler an dem Ort, wo alles begann: im ehemaligen Jugendhaus in der Kitzinger Schrannenstraße.
Foto: Peter Wadell | Kenny Dressler an dem Ort, wo alles begann: im ehemaligen Jugendhaus in der Kitzinger Schrannenstraße.

Das ist vielleicht der größte Kritikpunkt, den der Besitzer einer französischen Bulldogge und eines Old English Bulldog an seiner Stadt findet. "Hier ist so wenig geboten", sagt er. Und er denkt dabei nicht nur an das geschlossene Jugendhaus, sondern auch an die zu "seinen Zeiten" so lebendige Clubszene. Hier möchte der langjährige Wahl-Berliner, der seit Juli wieder in Kitzingen lebt, mit seinem Studio ansetzen.

"Ich möchte meiner Stadt etwas zurückgeben." Zum einen mit seinem tänzerischen Können, das inzwischen rund 30 Kinder und 25 Jugendliche während der vergangenen Schnupperwoche getestet haben. Zum anderen aber auch mit Veranstaltungen wie einer 90er-Party oder einem Clubabend. "Ich möchte, dass die Leute zusammenkommen und Spaß haben können. Dafür habe ich meine Schule gebaut."

Der gelernte Maler und Verputzer hat selbst mit Hand angelegt

Binnen dreieinhalb Monaten hat Kendrick Alexander Dressler, wie er mit vollständigem Namen heißt, das Gebäude im Holländerweg, das bis dato von einem Secondhand-Vertrieb genutzt wurde, in ein Schmuckstück verwandelt. Der gelernte Maler und Verputzer hat zusammen mit Freunden selbst Hand angelegt, hat Decken und Wände eingezogen, hat gestrichen, gemalt und geklebt. Kurzum: Er hat das Studio voll und ganz nach seinen Vorstellungen gestaltet. Seine Handschrift ist unverkennbar. Nicht zuletzt durch die Kennzeichnung an den Umkleidekabinen, die mit rosa oder eben blau gemusterten Sneakers darauf hinweisen, welches Geschlecht durch welche Tür treten sollte.

"Ich möchte allen etwas zurückgeben, die mich zu dem gemacht haben, der ich bin."
Kendrick Alexander "Kenny" Dressler

Ansonsten macht Kenny keine Unterschiede bei seiner Klientel. Vom Kleinkind bis zum Senior, er wünscht sich in seinen Kursen, die er aktuell noch selbst leitet, eine bunte Mischung. So, wie er sie einst im Kitzinger Jugendhaus erlebt hat. In seinem Team will er Profis von Berliner Bühnen, aber auch Freunde aus Zeiten von "Kenny's Dance School" um sich scharen. Er will keinen elitären Club, sondern einen Treffpunkt für alle, die gerne tanzen und sich auf diese Art und Weise fit und beweglich halten wollen. Dafür hat er nicht nur, was die Gebühren angeht, seine ganz eigenen Konzepte wie den Geschwisterbonus entwickelt, sondern auch Programme, die Tanz, Kraftsport und Fitness vereinbaren.

Das Logo seines Lebens: Kenny hat Höhen und Tiefen erlebt. In seinem Tanzstudio in Kitzingen fühlt er sich richtig angekommen.
Foto: Julia Volkamer | Das Logo seines Lebens: Kenny hat Höhen und Tiefen erlebt. In seinem Tanzstudio in Kitzingen fühlt er sich richtig angekommen.

Denn dort kommt er her: aus dem Kampfsport, der auch seinem Vater und der ganzen Familie im Blut lag. Die Disziplin und Stärke hat er sich durch das Praktizieren der Taekwondo-Kunst angeeignet, mit allem, was dazu gehört. Seinen muskelbepackten, gestählten Körper, den er unter anderem bei der Männer-Strippertruppe "Sixxpaxx" zur Schau stellte. Vor allem aber seine Bescheidenheit und Bodenständigkeit. "Die hat mir meine Mama beigebracht", sagt der große Junge mit einem liebevollen Blick in Richtung Theke.

"Ich bin so glücklich, wieder hier sein zu können. Ich war so lange in der Großstadt, jetzt möchte ich das Leben hierher zurückbringen. Hier gehöre ich hin. Und hier möchte ich allen etwas zurückgeben, die mich zu dem gemacht haben, der ich bin." Kendrick Alexander Dressler. Oder auch: Kenny. Ein guter alter Bekannter.

"Dance for your life" mit Kendrick Alexander Dressler

Kenny: Kendrick Alexander Dressler ist Tanzcoach und Personaltrainer. Er war der erste deutsche Gewinner der Castingshow "Dance Star", tanzte bei "Popstars", in "Berlin Tag & Nacht" oder verschiedenen Fernseh-, Film- und Videoproduktionen sowie im Background von Sido, Rita Ora und Take That. Elf Jahre lang war er die rechte Hand von Tanzprofi Detlef D! Soost und begeisterte bei nationalen und internationalen Workshops die Menschen für Tanzen und Fitness.
Tanzschule: Seit 1. März können Tanzbegeisterte aller Altersklassen bei Kenny in seinem Studio im Holländerweg 2a schnuppern, offiziell eröffnet wurde die Tanzschule "Kendrick Alexander Dressler – Dance for your life" mit einem Tag der offenen Tür, der alle Erwartungen übertraf. "Es war mega gut", schreibt Kenny einen Tag danach. "Der absolute Wahnsinn."
Quelle: MP
 
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  • P. M.
    Stimmt ja wohl nicht so ganz, kenny und seine Schwester terenda wurden von ihrem Vater Robert "Mecky" dressler im taekwondo ausgebildet, sie starteten in ihrer Jugend auf zahlreichen nationalen und internationalen Meisterschaften. Da war nichts mit Zuflucht im Jugendheim.
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