zurück
Kitzingen
Nackte Tatsachen: Der Kitzinger Kenny Lamar strippt mit Marc Terenzi
Wie schafft man es aus einem religiösen Elternhaus in die Stripper-Gruppe Sixxpaxx? Noch dazu, wenn man nicht gerne nackt ist. Der Kitzinger Kenneth Lamar erzählt.
Kenny Lamar ist Tänzer in der Stripper-Gruppe Sixxpaxx, die am 5. November 2019 in Würzburg in den Posthallen auftritt.
Foto: Lamar | Kenny Lamar ist Tänzer in der Stripper-Gruppe Sixxpaxx, die am 5. November 2019 in Würzburg in den Posthallen auftritt.
Julia Lucia
 und  Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:44 Uhr

Wie schafft man es aus einem streng religiösen Elternhaus in die Men-Strip-Gruppe Sixxpaxx? Noch dazu, wenn man sich nicht gerne nackt zeigt. Der Ex-Kitzinger Kenneth Lamar spricht über seine Karriere, was er an Franken vermisst und was seine Mama zu seinem Arbeitsplatz sagt.

Frage: Sind Sie gerne nackt?

Kenny Lamar: Es gehört zu meinem Job dazu, dass ich mich ausziehe. Das ist eine Men-Strip-Gruppe. Ich bin nach Berlin gezogen, um professioneller Tänzer zu sein. Mittlerweile gibt es in Deutschland keine Jobs mehr, bei denen ich auf der  Bühne stehen und meine Liebe zum Tanz zeigen kann. Bei Sixxpaxx kann ich zeigen, was ich drauf habe.

Also lieber nicht nackt?

Lamar: Ich würde lieber angezogen tanzen. Aber wäre ja blöd, wenn alle die Hosen runter lassen und ich nicht.

"Vorne würde ich nie zeigen. Das ist mir zu obszön, zu dreckig."
Stripper und Choreograf Kenny Lamar über klare Regeln beim Strippen

Als Tänzer in der Gruppe Sixxpaxx ziehen Sie sich Abend vor Abend vor kreischenden Frauen bis auf die Unterhose aus. Was ist das für ein Gefühl?

Lamar: Das erste Mal war eine Überwindung. Ich weiß nicht mehr, ob ich rot geworden bin, aber nervös war ich schon. Man gewöhnt sich dran. Es ist nicht so schlimm, weil man nur seinen Po zeigt. Vorne würde ich nie zeigen. Wenn das Pflicht wäre, wäre ich kein Stripper mehr. Das ist mir zu obszön, zu dreckig.

Eigentlich sind Sie professioneller Tänzer. Sie haben mit dem Tänzer Detelf D. Soost zusammengearbeitet und tanzten bei vielen Sängern auf der Bühne. Wie sind Sie zu Sixxpaxx gekommen?

Lamar: Ein Freund aus dem Fitness-Studio wollte, dass ich ihm eine Strip-Show choreografiere. Bei einem Treffen war das Management von Sixxpaxx dabei, die damals noch Berlin Dreamboys hießen. Als Choreograf fand ich die Aufgabe interessant, eine dreistündige Show zu entwickeln. Bedingung war aber, dass die Stripper anfangen müssen, zu trainieren. Auf der Bühne zu tanzen oder zu strippen, ist etwas anderes, als eine Choreografie zu lernen. Die Jungs trainierten mit mir und nach einem Jahr stieg ich als Tänzer ein.

Kenny Lamar wohnte bis 2005 in Kitzingen und hatte dort eine Tanzschule.
Foto: Lamar | Kenny Lamar wohnte bis 2005 in Kitzingen und hatte dort eine Tanzschule.

Männer in Uniformen, glänzende Muskeln und kreisende Hüften: Sind das nicht ausgelutschte Klischees?

Lamar: Ich zähle mich mit meinen Jungs nicht zu typischen Strippern. Für mich ist es mehr Kunst. Wir bieten Gesang und Rap, zeigen Breakdance und Akrobatik. Typische Stripper kommen auf die Bühne, ziehen ihre Polizeiuniform aus und reiten auf irgendwelchen Frauen rum. Das war's.

Kann man strippen lernen? 

Lamar: Es gibt keine Schule, an der man strippen lernen kann. Das ist eine Marktlücke. Vielleicht werde ich die mal füllen (lacht). Viele deutsche Männer sind sich zu fein, in eine Tanzschule zu gehen. Unsere Jungs kommen von überall her – Russland, Rumänien, Afrika, Spanien, Brasilien oder Kuba.  In Deutschland gibt es nicht viele Jungs, die sich erstens ausziehen würden, zweitens den Körper mitbringen und drittens tanzen können.

Welche Voraussetzungen muss ein Mann haben, um bei Sixxpaxx mitmachen zu können?

Lamar: Taktgefühl ist das A und O. Außerdem muss das Gefühl für die Musik und den Körper da sein. Wir heißen nicht umsonst Sixxpaxx. Das heißt sehr viel Disziplin und Training. Dazu gutes Aussehen, das die Frauen anspricht. Bauchmuskeln allein reichen nicht.

"Würzburg werde ich rocken, weil das meine Heimat ist."
Kenny Lamar über den Sixxpaxx-Auftritt in Würzburg

Was sagt Ihre Mutter dazu, dass Sie sich jeden Abend ausziehen?

Lamar: Ich komme aus einer sehr religiösen Familie, habe eine strenge Erziehung hinter mir. Bevor ich zu Sixxpaxx ging, habe ich mir Mamas Segen geben lassen. Wenn sie sich für ihren Sohn in Kitzingen geschämt hätte, hätte ich sofort aufgehört. Sie besuchte eine Show, fand sie toll und kommt auch nach Würzburg zur Show. Sie ist sehr stolz auf mich.

Der Auftritt dauert mehrere Stunden. Wie halten Sie sich fit?

Lamar: Ernährung! 70 Prozent Ernährung und 30 Prozent Training. Man muss wirklich clean sein mit seinem Körper und seinem Geist. Wir sehen das ganze Jahr so aus wie wir auf der Bühne stehen. Ist unsere Tour vorbei, geht es nach Mallorca. Wir haben Theater in Hamburg, Berlin und Leverkusen, wir sind also jede Woche auf der Bühne. Das heißt, der Sixpack muss immer zu sehen sein.

Keine Chips und Bier am Abend?

Lamar: Natürlich kann man seinen Cheat Day haben. Das ist gut, auch für den Kopf, und kurbelt den Stoffwechsel an. Mein Cheat Day ist am Sonntag. Ich esse kaum Kohlehydrate, nur Salat, Fisch und Hühnchen, auch kein Zucker und Alkohol. Das mache ich nicht wegen Sixxpaxx. Das ist mein Lifestyle.

Aufgewachsen sind Sie in Kitzingen, hatten dort sogar eine Tanzschule. Welche Verbindungen haben Sie noch in Ihre Heimat?

Lamar: In Kitzingen komme ich zur Ruhe. Das ist für mich wie Urlaub. Da sind meine Wurzeln. Für mich ist Kitzingen eine der schönsten Städte in Deutschland. Ich mag die Leute, ich liebe mein Fränkisch. Das rollende R wird immer bleiben. Da bin ich stolz drauf. Das Wichtigste in Kitzingen ist meine Mama, dazu meine Schwester und ihre Kinder. Ich wäre nie aus Kitzingen weggegangen, wenn nicht der Job in Berlin gewesen wäre. Ich bin von heute auf morgen nach Berlin gezogen. Am Freitag habe ich den Wettbewerb gewonnen, am Sonntag bin ich nach Berlin und am Montag habe ich schon gearbeitet. Berlin ist eine riesige Stadt, wie ein Schlag ins Gesicht. Ich überlege oft, ob ich zurückkomme. Ich möchte nicht in Berlin alt werden.

Was vermissen Sie am meisten?

Lamar: Die fränkischen Bratwürste. Die Meterbratwurst aus Sulzfeld. Mit Kartoffelbrei.

Freuen Sie sich auf den Auftritt in Würzburg?

Lamar: Sehr. Ich werde dort viele treffen, die ich von damals kenne. Würzburg werde ich rocken. Da werde ich am meisten Energie haben, weil das meine Heimat ist.

Der Tänzer Kenny Lamar
Kenneth Lamar wurde in Würzburg als Kenny Dreßler geboren. Aufgewachsen ist er in Kitzingen. 2005, nachdem er die Viva-Casting-Show Dance Star gewonnen hatte, zog er in die Hauptstadt, um dort mit Detelf D. Soost als Tänzer zu arbeiten. Zur Zeit arbeitet der 41-Jährige als Tänzer bei der Men-Strip-Gruppe Sixxpaxx. Er hat die Show, die am 5. November in der Posthalle in Würzburg zu sehen ist, auch choreografiert. Sport ist sein größtes Hobby. Er fährt gerne Mountainbike und Inlineskates, war sogar in der Taekwondo-Juniorennationalmannschaft. Seine größte Liebe aber gehört seinen drei Bulldogen. 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Würzburg
Julia Lucia
Michael Mößlein
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top