Rassegeflügel-Züchterinnen und –Züchter gehen üblicherweise verantwortungsvoll mit ihren gefiederten Schützlingen um und kümmern sich täglich um ihre Tiere. Aber die Früchte ihrer Arbeit können die Züchter das zweite Jahr in Folge kaum ernten, denn das Veterinäramt am Kitzinger Landratsamt hat am 6. Dezember 2021 angeordnet, dass keine Zuchtausstellungen oder Tiermärkte veranstaltet werden dürfen, nachdem vereinzelte Fälle der Vogelgrippe (H5N8) in Bayern und auch im unterfränkischen Rhön-Grabfeld-Kreis aufgetreten waren.
Veterinärin Dr. Claudia Baldauf vom Kitzinger Landratsamt verfügte die Absage und setzte wegen der sogenannten Geflügelpest eine erste Stufe allgemeiner Hygienebedingungen in Kraft. Das hat nicht die gleichen Auswirkungen wie im vergangenen Winter, als die zweite Stufe ausgerufen wurde. Sie hatte eine Aufstallungspflicht für Geflügel bedeutet.
Als Vorsitzenden schmerzt es Uwe Hartmann, dass sein Kleintierzuchtverein Kitzingen das zweite Jahr in Folge keine Lokalschau ausrichten darf. Damit entgeht ihm die größte Einnahmequelle des Jahres. "Vergangenen Winter und auch diesen Winter fehlten uns jeweils 2000 Euro an Einnahmen. Das ist für uns ein großer Batzen Geld", skizziert Hartmann die Lage.
Verschiebung auf den Sommer ist keine Option
Eine Verschiebung der Zuchtschauen und Veranstaltungen auf den Sommer sind keine Option, "denn nur im Winter sind die Tiere fertig und zeigen sich in ihrer vollen Pracht", macht Uwe Hartmann deutlich. Gerade jüngeren und noch nicht so erfahrenen Züchtern fehlt durch den Ausfall der Schauen auch die fachliche Expertise von Preisrichtern. Diese geben mit ihren Bewertungen Fingerzeige für die Qualität der Tiere und der Auswahl für künftige Züchtungen
Uwe Hartmann will aber nicht zu viel lamentieren, solange wenigstens die Aufstallungspflicht nicht angeordnet wird. Diese harsche Einschränkung würde für Geflügel der Gattungen Hühner, Laufvögel, Gänse, Enten und Wachteln gelten, aber nicht für Tauben. "Durch das kategorische Einsperren ist keine artgerechte Haltung mehr möglich", benennt Uwe Hartmann den kardinalen Nachteil dieser Methode.
In erster Linie trifft das die Rassegeflügelzüchter, denn die Tiere benötigen Auslauf, Tageslicht und Wärme um sich gut entwickeln und auch im Freien von eiweißreichen Würmern und Schnecken ernähren zu können. "Das brauchen die Tiere, um bis spätestens Ende Januar ihre Eier zu legen, sonst werden die neu geschlüpften Tiere des kommenden Jahrgangs nicht mehr fertig", sagt Hartmann. Mit "fertig" meint er, dass sich die Tiere vom Wuchs, dem Körperbau und dem Federkleid so entwickelt haben, dass sie reif für Zuchtschauen sind.
Tiere brauchen für ihre Entwicklung Licht und Wärme
Licht und Wärme sind Energiequellen für die Tiere, was aber bei der Überdachung nicht in ausreichendem Maß gegeben ist. Alternativ können die Züchter die Defizite an Licht und Wärme nur mit Strahlern kompensieren, "was aber eine Geldfrage ist und sich nicht jeder leisten kann oder will", betont Uwe Hartmann.
Steffen Born, Betriebsleiter der Lehr- und Versuchsanstalt Kitzingen, sieht kaum Beeinträchtigungen für seine Anstalt, zumal sich der Bestand an Gänsen und Enten seit der Weihnachtszeit gelichtet hat. Für die Tiere gebe es einen Folientunnel um auf Nummer sicher zu gehen.
Corona hat den Kleintierzuchtvereinen aber wenigstens eines gebracht: neue Mitglieder. Denn in Zeiten, in denen die Menschen mehr Zeit zuhause verbringen, ist es vermehrt salonfähig geworden, einen Garten zu bewirtschaften und auch Tiere zu halten, um Gemüse, Fleisch oder Eier aus eigener Produktion zu gewinnen. Dadurch ergab sich mehr Nachfrage nach Tieren, neue Mitglieder schlossen sich dem Verein an, und auch die Nachfrage nach Häusern in der Kleintierzuchtanlage stieg.