Auf der einen Seite ist Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach erleichtert: Die Mordermittler der Würzburger Kriminalpolizei haben nach dem Bekanntwerden zweier mutmaßlicher Mordversuche an Seniorinnen in einem Altenheim in Volkach (Lkr. Kitzingen) keine weiteren Fälle gefunden. Dies hätten die „intensiven Ermittlungen“ in den vergangenen zehn Wochen ergeben, teilt der Sprecher der Würzburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit.
Erklärung zum Motiv abgegeben
Andererseits steht weiter die Frage im Raum: Was hat eine 48-jährige Pflegerin in dem Volkacher Heim dazu getrieben, zwei Seniorinnen mit falschen Medikamenten in Lebensgefahr zu bringen? Die Verdächtige hatte sich Ende November der Polizei gestellt, als der Druck der Ermittlungen im Umfeld der Opfer immer größer geworden war.
Inzwischen habe die 48-Jährige eine Erklärung für ihr Tun abgegeben, sagt Seebach: „Die Beschuldigte äußerte sich in einer ersten Einlassung dahingehend, dass sie den Geschädigten habe helfen wollen.“ Die Pflegerin habe durch die Medikamente ihren Angaben zufolge beabsichtigt, dass die 80 und 85 Jahre alten Frauen ärztlich behandelt würden. Weitere Erklärungen habe die Verdächtige seitdem nicht abgegeben.
Klinikpersonal reagierte richtig und alarmierte die Polizei
Die Frau aus dem Landkreis Schweinfurt, die bereits seit längerem in dem Altenheim beschäftigt war, sitzt seit Ende November in Untersuchungshaft. Das Personal einer Klinik war misstrauisch geworden, als am 8. November kurz nacheinander zwei Bewohnerinnen des gleichen Seniorenheims ins Krankenhaus gebracht worden waren - laut Seebach "mit schlagartig verschlechtertem Gesundheitszustand".
Das Klinikpersonal reagierte richtig: Weil die 80 und 85 Jahre alten Seniorinnen in lebensbedrohlichem Zustand gewesen waren und wegen "der auffälligen und gleichgelagerten Krankheitsbilder in Verbindung mit der kurzen zeitlichen Abfolge der Einlieferung", hatte es die Kriminalpolizei informiert.
Tests von Sachverständigen erhärteten den Verdacht, dass den beiden Frauen ein Medikament verabreicht worden war - ohne medizinische Indikation. Die Ermittlungen seien deshalb "frühzeitig auch in Richtung von versuchten Tötungsdelikten geführt" worden, hieß es von Seiten der Kriminalpolizei.
Verdächtige gestand das Geben falscher Medikamente
Ermittlungen im Pflegeheim und beim dortigen Personal hatten die 48-jährige Angestellte, die im Landkreis Schweinfurt wohnt, in Bedrängnis gebracht. Sie stellte sich in der Polizeiinspektion Gerolzhofen und wurde festgenommen. Sie habe sich "im Hinblick auf die Medikamentengabe geständig" gezeigt, hieß es bereits Anfang Dezember.
Die beiden Opfer erholten sich wieder und konnten ins Seniorenheim zurückkehren. Oberstaatsanwalt Seebach sagt jetzt auf Anfrage: „Die Ermittlungen, die wegen versuchten Mordes geführt werden, dauern an.“