Eine Mitarbeiterin eines Altenheimes im Landkreis Kitzingen soll versucht haben, mit Hilfe falscher Medikamente zwei Bewohnerinnen zu töten. Diesem Verdacht gehen aktuell Mordermittler der Kriminalpolizei in Würzburg nach.
Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft ist am Sonntagabend eine 48-jährige Frau aus dem Landkreis Schweinfurt festgenommen worden, "der zwei versuchte Tötungsdelikte vorgeworfen werden". Wie Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach und Polizeisprecher Andy Laacke mitteilen, wurde die Beschuldigte am Montag dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Würzburg vorgeführt. Diesem reichten die Ermittlungsergebnisse, um gegen die 48-Jährige einen Haftbefehl wegen des Verdachts des zweifachen versuchten Mordes zu erlassen.
Zwei ähnliche Fälle - das erregte Verdacht
Die Polizei hatte die Ermittlungen Seebach und Laacke zufolge aufgenommen, nachdem am 8. November kurz nacheinander zwei Bewohnerinnen des gleichen Seniorenheims ins Krankenhaus gebracht worden waren - laut Pressemitteilung "mit schlagartig verschlechtertem Gesundheitszustand". Weil die 80 und 85 Jahre alten Seniorinnen beide in lebensbedrohlichem Zustand waren und wegen "der auffälligen und gleichgelagerten Krankheitsbilder in Verbindung mit der kurzen zeitlichen Abfolge der Einlieferung", war die Kriminalpolizei informiert worden.
Durch Sachverständige habe sich Verdacht erhärtet, dass den beiden Frauen ein Medikament verabreicht worden war - ohne medizinische Indikation. Die Ermittlungen seien deshalb "frühzeitig auch in Richtung von versuchten Tötungsdelikten geführt" worden, heißt es in der Pressemitteilung.
Verdächtige stellte sich der Polizei
Zur Aufklärung waren an der Ermittlungsarbeit der Mitteilung zufolge auch die Behörden beteiligt, die für die Heimaufsicht verantwortlich sind. Das habe "zu umfangreichen Maßnahmen im Pflegeheim und beim dortigen Personal" geführt. Am Sonntagabend schließlich habe sich eine 48-jährige Angestellte des Pflegeheims bei der Polizeiinspektion Gerolzhofen gestellt.
Die im Landkreis Schweinfurt wohnende Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen. Sie "zeigte sich im Hinblick auf die Medikamentengabe geständig", schreiben Seebach und Laacke. Nach dem Erlassen des Untersuchungshaftbefehls wurde die 48-Jährige in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.
Senioren wieder zurück im Heim
Beide Frauen sind inzwischen wieder zurück im Seniorenheim. "Ihnen geht es zum Glück gut", teilte Michael Holzwarth am Dienstag mit, der Geschäftsführer des ASB-Regionalverbandes, der das betroffene Heim betreibt. "Die eine wurde sehr zügig wieder zurück verlegt, die andere etwas später", sagt Holzwarth auf Anfrage.
Heimbetreiber schockiert und erleichtert
Man sei "schockiert", aber auch erleichtert, wie schnell beim ersten alarmierenden Anzeichen die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Ermittlern funktionierte. "Ich bin froh, dass das so zügig geklärt werden konnte", sagt der Geschäftsführer des Heimbetreibers. Im Haus habe es zuvor keine Anzeichen gegeben, dass so etwas passieren könnte. Holzwarth ist erleichtert: Man könne im Nachhinein von Glück reden, dass die Mitarbeiterin, die jetzt im Mittelpunkt der Ermittlungen stehe, zuletzt länger krank gewesen sei und deshalb wenig Kontakt zu weiteren betreuten Senioren gehabt habe. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) arbeite mit den Behörden und der Polizei weiterhin eng zusammen.
Die Exhumierung schafft dann Klarheit. Es war Mord. Für die Hinterbliebenen eine schwere Belastung.