
Es juckt, die Haut ist rot und man will nur noch kratzen. Das könnte eine allergische Reaktion sein. Neurodermitis? Oder vielleicht auch die Krätze. Gerade letzte Krankheit, auch Scabies genannt, haben nicht alle auf dem Schirm. Doch Fälle wie gerade in einem Pflegeheim im Landkreis kommen regelmäßig vor. Auch Schulen und Kindergärten sind immer wieder betroffen. Matthias Geib, Hygienekontrolleur am Kitzinger Gesundheitsamt, kennt sich aus mit den lästigen Parasiten, die diese Krankheit auslösen: Krätzmilben. Zwei Dinge schickt er gleich vorweg: Krätze ist kein Hygieneproblem und die Milben übertragen – zumindest nach aktuellem Stand der Wissenschaft – keine anderen Krankheiten.
Was ist Krätze?
Krätze wird von Krätzmilben übertragen. Die winzigen Parasiten, sie sind zwischen 0,3 und 0,5 Millimeter groß. Das heißt, sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Die Milben leben zwischen vier bis acht Wochen und bohren sich in die obere Hautschicht. Sie legen unter der Haut ihre Eier in winzige Gänge und lassen dort ihren Kot zurück, was nach einiger Zeit eine Hautreaktion auslöst.
Wie erkennt man Krätze?
Juckreiz, der besonders bei Bettwärme ausgeprägt ist, und Brennen der Haut sind typische Kennzeichen der Krätze. Befallen sind Stellen am Körper, an den es warm, feucht und geschützt ist. "Also Achseln, Ellenbogen, Kniegelenke, Genitalien oder der Raum zwischen Fingern und Zehen", sagt Geib. Bei Kleinkindern und Säuglingen kann auch der Kopf betroffen sein, bei Erwachsenen sind die befallenen Hautstellen meist unterhalb des Kinns. Die Haut reagiert auf die Parasiten mit stecknadelgroßen Bläschen, geröteten Pusteln oder Knötchen. Durch Kratzen können sich verletzte Hautstellen eitrig entzünden. Bei der ersten Infektion treten die Beschwerden nach zwei bis fünf Wochen auf, bei einer Wiederansteckung nach ein bis vier Tagen.
Wie lange ist man ansteckend?
Solange Krätzemilben auf der Haut sind, ist man ansteckend. Da es etwa ein Monat dauert, bis die ersten Beschwerden auftreten, können Betroffene unbemerkt die Parasiten weitergeben. Und genau da liegt laut Geib das große Problem der Krätze.
Wie wird Krätze übertragen?
"Wo viele Personen auf engem Raum sind, taucht die Krätze auf", erklärt Geib. Krätzmilben verbreiten sich von Mensch zu Mensch, vor allem bei länger andauerndem Hautkontakt wie Spielen, Kuscheln, Körperpflege, Schlafen in einem Bett oder Geschlechtsverkehr. "Einmal Händeschütteln reicht nicht", betont Geib. "Es müssen schon fünf bis zehn Minuten enger Hautkontakt sein."
Können Tiere die Krätzmilbe übertragen?
Nein, denn Krätzmilben, die Tiere befallen, sterben auf menschlicher Haut schnell ab. Allerdings können sie in dieser kurzen Zeit trotzdem Hautreizungen auslösen, die aber von selbst wieder verschwinden.

Wie wird die Krätze behandelt?
Es gibt Salben, Sprays oder Cremes, die auf dem kompletten Körper aufgetragen werden müssen. Nach der Anwendung ist der Erkrankte in der Regel nicht mehr ansteckend. "Um einen Pingpong-Effekt zu vermeiden, sollten auch enge Kontaktpersonen zeitgleich behandelt werden", sagt Hygienekontrolleur Geib. "Vor allem, wenn sie im gleichen Haushalt wohnen." Seit ein paar Jahren gibt es auch Tabletten zur Behandlung.
Bettwäsche, Kuscheltiere, Kleider – was muss damit gemacht werden?
Die Übertragung durch gemeinsam genutzte Wäsche, Decken, Kleider oder Polstermöbel ist selten, aber möglich. Außerhalb des Wirts können Krätzmilben etwa ein bis zwei Tage überleben. Deswegen sollten Bettwäsche und Kleidung als begleitende Hygienemaßnahme bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Kuscheltiere können entweder mindestens fünf Stunden bei -18 Grad Celsius eingefroren werden oder sie werden für 48 bis 72 Stunden bei über 21 Grad luftdicht in Plastiksäcke verpackt. "Dann trocknen die Milben aus und haben keine Hautzellen mehr zum Fressen", sagt Geib. Polstermöbel können entweder mit dem Staubsauger gereinigt werden oder sollen zwei Tage nicht benutzt werden. Dabei auch an die Autositze denken.
Gibt es sonst etwas zu beachten?
Betroffene Menschen dürfen nicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Heime gehen und dort arbeiten. Sie müssen die Einrichtung und diese wiederum wird das Gesundheitsamt informieren. Wann der oder die Erkrankte wieder in die Einrichtung darf, legen der behandelnde Arzt oder das Gesundheitsamt fest.

Lässt sich eine Ansteckung vermeiden?
Schwer, da die Krätze schon unbemerkt vor dem Ausbruch übertragen werden kann. Enge Kontaktpersonen sollen etwa sechs Wochen intensive Hautkontakte mit anderen vermeiden und genau auf Krankheitszeichen achten. Lässt sich der Kontakt etwa bei Kindern oder Pflegebedürftigen nicht vermeiden, sollten langärmelige Kleider und Einmalhandschuhe getragen werden.
Wer ist besonders gefährdet?
"Von der Reinigungsfachkraft bis zum Professor kann das jeder bekommen", sagt Geib. Ein Befall sagt nichts über die hygienischen Verhältnisse aus." Da sich die Parasiten unter die Haut bohren, hilft Waschen mit Seife nicht. Es sind besonders Pflegebedürftige, Kinder oder abwehrgeschwächte Menschen betroffen.
Wie viele Krätze-Fälle gibt es im Durchschnitt im Jahr im Landkreis Kitzingen?
Bei Scabies werden keine Statistiken geführt. Eine Meldung an das Gesundheitsamt ist nur für Gemeinschaftseinrichtungen verpflichtend. Eine Meldepflicht für Ärzte gibt es aktuell nicht. "Deswegen werden wohl viele Krätzmilbenfälle im Landkreis Kitzingen nicht erfasst", erklärt Geib und kann keine genauen Zahlen nennen. Durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie habe es weniger Krätze- und Läusefälle im Landkreis gegeben. Jetzt seien die gemeldeten Fälle wieder auf Vor-Corona-Niveau.
Galt die Krätze nicht als fast ausgerottet?
"Flöhe, Läuse und Milben kann man nicht ausrotten. Sie sind weltweit verbreitet und irgendeiner trägt sie immer an sich, egal in welchem Land", erklärt Matthias Geib. "Man wird das nie in den Griff kriegen."
Weitere Infos, nicht nur zur Krätze, finden Sie auf infektionsschutz.de. Die Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet in verschiedenen Sprachen Informationen über unterschiedliche Infektionskrankheiten und Erreger an. Außerdem gibt es dort Hygienetipps.