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Landkreis Kitzingen
"Unglaubliches Vorgehen der Staatsregierung": Warum die Traum-Radwege im Landkreis lange ein Traum blieben
Bei der Beschilderung von 800 Kilometern Radwege muss der Landkreis von vorne anfangen – weil es plötzlich ein Förderprogramm nicht mehr gibt. Die Kritik an München ist deutlich.
Ein ziemlich großes Paradies für Fahrradfahrer: Rund 800 Kilometer Radwege gibt es im Landkreis Kitzingen.
Foto: Mathias Thiemel | Ein ziemlich großes Paradies für Fahrradfahrer: Rund 800 Kilometer Radwege gibt es im Landkreis Kitzingen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 11.11.2024 02:33 Uhr

Bei den Wanderwegen steht der Landkreis top da – vorneweg die Traumrunden, deren Name Programm ist. Auch an Radwegen mangelt es nicht: Beachtliche rund 800 Kilometer warten darauf, erfahren zu werden. Einen Unterschied aber gibt es dann doch: Während die Beschilderung der Wanderwege kaum zu wünschen übrig lässt, muss bei der Beschilderung für den Radverkehr nach über 20 Jahren dringend etwas getan werden.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Anforderungen haben sich ebenso wie die Größen der Schilder längst verändert. Längst richtet sich die Entfernungen zudem nach den touristischen Tourenverläufen – und nicht mehr nach der aktuellen Entfernung der Standpunkte. Die im Landratsamt zuständige Sachbearbeiterin Simone Göbel hielt im Wirtschafts- und Tourismusausschuss des Kreistags ein entsprechend flammendes Plädoyer für eine möglichst baldige Neubeschilderung – und hatte zudem eine Geschichte aus der Verwaltungspraxis mitgebracht, die ziemlich sprachlos macht.

Die Geschichte geht so: Eigentlich wollte der Landkreis an einem entsprechenden Förderprogramm des Freistaats teilnehmen. Anfang 2021 wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr das Projekt "Radverkehrsnetz Bayern" vorgestellt. Es ging um Vernetzung, um ein durchgängig befahrbares Radverkehrsnetz. Und es ging um ein Förderprogramm, das all das möglich machen sollte.

Seither wartet man im Landratsamt gebannt auf den Start des Förderprogramms. Um jetzt feststellen zu müssen: Die Sache ist sang- und klanglos eingeschlafen. Nicht nur das: Das Projekt scheint wie vom Erdboden verschwunden. Alle Landkreise, die auf das Radverkehrsnetz gewartet und sich mit hohen Erwartungen getragen haben, stehen jetzt mit leeren Händen da.

Im Kreistag kommt deutliche Kritik am Freistaat Bayern

Während die Landkreisverwaltung das Ganze eher zurückhaltend als "bedauerlich" bezeichnet, wurden einige Kreisrätinnen und Kreisräte deutlicher. Christa Büttner (Grüne) nannte den Vorgang "ein unglaubliches Vorgehen der Staatsregierung". Robert Finster (SPD) nahm das Wort "erbärmlich" in den Mund und fühlte sich "im Stich gelassen". Und Josef Mend (Freie Wähler) monierte, dass in Bayern gerade "überall Förderprogramme gekürzt" würden.  

Das Kitzinger Land hat sich zu einem Radfahrer-Landkreis entwickelt. Im Hintergrund die Abteikirche Münsterschwarzach.
Foto: Frank Weichhan | Das Kitzinger Land hat sich zu einem Radfahrer-Landkreis entwickelt. Im Hintergrund die Abteikirche Münsterschwarzach.

Durch das Warten auf ein Programm, das es jetzt gar nicht mehr gibt, hat der Landkreis um die vier Jahre Zeit verloren – und steht nun wieder am Anfang. Jetzt will man schauen, ob man ein bundesweites Förderprogramm anzapfen kann oder über das europäische Förderprogramm "Leader plus" weiterkommt.

Weil der Radverkehr wichtig ist, will der Landkreis nicht mehr warten

Bis dahin stehen erst einmal 75.000 Euro aus eigenen Mitteln für Vorarbeiten bereit. Das Geld fließt in die "Wegweiserbeschilderungsplanung". Für den eigentlichen Schilderaustausch, dessen Kosten noch nicht feststehen, hofft man weiterhin auf eine Förderung von 75 bis 90 Prozent. Wenn nicht, muss der Landkreis wohl für die gesamte Summe aufkommen.

Dass möglichst bald etwas passieren muss, ist unstrittig. Man habe bereits "wichtige Entwicklungsschritte" durch die Warterei auf München verpasst, so die Sicht der Verwaltung. Und: "Im Hinblick auf die Bedeutung des Radbereichs kann man nicht noch mehr Zeit vergeuden." Sonst verliere das Kitzinger Land an Attraktivität und "alle anderen Landkreise würden vorbeiziehen". Deutlicher kann eine Verwaltung nicht warnen.

 
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