Knapp vier Wochen bleiben den Parteien noch: Am 23. Februar ist Bundestagswahl. In kürzester Zeit müssen die Grünen, CSU, SPD und andere Parteien bei diesem Wahlkampf die Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen. Allerorts sprießen die Wahlplakate aus dem Boden, in Kitzingen entbrennt ein Streit wegen der Art und Weise der Plakatierung.
Doch wie wichtig sind die DIN A1 großen Parteiplakate für den Wahlkampf? Wir haben potenzielle Wählerinnen und Wähler in der Kitzinger Innenstadt gefragt, wie es um die Wahlplakate und deren Einfluss auf ihre Wahlentscheidung steht.
1. Nora Meuschel (20) aus Marktbreit: "Die Jugend ist eher auf Social Media fokussiert"
"Ich muss sagen, dass ich die Wahlplakate gar nicht so wahrnehme. Ich bin jetzt 20 Jahre alt und glaube, die Jugend ist eher auf Social Media fokussiert. Wenn da mehr Wahlwerbung gemacht würde, würden sich mehr dafür interessieren. Die Reichweite ist da am größten – für uns Jugendliche zumindest. Grundsätzlich informiere ich mich auch über die 'Tagesschau', aber auf TikTok. Es ist wichtig, dass meine Generation erreicht wird. Ich will ja auch mitentscheiden. Trotzdem weiß man nicht so richtig, wen man wählen soll. So geht es mir, und ich glaube, so geht es auch vielen in meinem Alter, das ist das Problem."
2. Christoph Dingels (55) aus Dettelbach: "In Plakaten spiegelt sich der politische Wille wider"
"Ich hab meine Entscheidung schon getroffen, bevor feststand, dass es Neuwahlen gibt. Plakate beeinflussen mich in meiner Präferenz nicht. Es hilft mir eher, meine eigene Präferenz zu schärfen bezüglich der Aussagen der anderen Parteien: was sie meinen, mit welchen Argumenten sie die Menschen ansprechen. Es ist ein Stimmungsbarometer an Themen, das interessiert mich schon. In den Plakaten spiegelt sich wider, wohin der politische Wille bestimmter Parteien geht und ob ich dem zustimme oder nicht."
3. Hildegard Weigand (61) aus Gerolzhofen: "Plakate sind nur so ein Blitzlicht"
"Mich interessieren die Plakate, aber mehr eigentlich die Inhalte – Plakate sind ja immer nur so ein Blitzlicht. Mich interessiert die Wahl sehr, und ich finde es auch wichtig für unsere Demokratie. Ich wünsche mir, dass ganz viele gut informiert zur Wahl gehen. Und da ist einfach das Plakat ein Hingucker, der sagt: 'Hallo, es ist Wahl.' Das Plakat alleine ist aber zu wenig. Ich lese Zeitung, ich schaue Nachrichten, ich diskutiere mit Menschen, meine Kinder legen mir den Wahl-O-Mat ans Herz – letztlich beeinflusst mich alles zusammen."
4. Dominic Peschel (43) aus Estenfeld: "Ich versuche, die Plakate nicht zu beachten"
"Mich interessieren die Wahlplakate überhaupt nicht. Ja, sie hängen da, man schaut mal drauf. Aber am Ende entscheidet man doch unabhängig davon. Ich lese mir eher die Wahlprogramme durch, beschäftige mich genau damit und entscheide dann für mich. Die Entscheidung habe ich schon getroffen."
5. Ute Klepper (68) aus der Nähe von Heilbronn: "Einfach nur Geschwafel – brauche ich nicht!"
"Die Plakate beeinflussen mich überhaupt nicht. Es ist ja keine Information drauf, die meine Meinung über irgendwas beeinflussen könnte, denn das, was draufsteht, ist reine Werbung. Kein Informationsgehalt, sondern einfach nur Geschwafel – also geschenkt. Brauch ich nicht! Ich mache das sicherlich eher am Wahlinhalt oder dem Parteiprogramm fest, was man ja inzwischen auch gut im Internet nachlesen kann. Welche Partei hat welche Antwort? Und dann ist das alles mit einer ausgeprägten Skepsis behaftet. Denn nach der Wahl ist meistens anders als vor der Wahl."
6. Emilie Baden (18) aus Mainstockheim: "Meine erste Wahl: etwas Spannendes"
"Natürlich sieht man die Plakate und nimmt sie wahr. Ich persönlich hatte meine Meinung schon vorher gefestigt. Und gerade weil ich jetzt erst 18 geworden bin und das meine erste Wahl ist, ist das etwas Spannendes. Da macht man sich besonders viele Gedanken. Ich schaue im Internet, man verfolgt die Nachrichten, das Wahlprogramm. Ich unterhalte mich mit Freunden und Familie. Aber vielleicht regen die Plakate einen doch nochmal zum Nachdenken an: Man sieht die Plakate und unterhält sich mit anderen darüber, was auf den Plakaten steht. Eher, als wenn sie nicht da wären."
7. Matthias Steinbauer (34) aus Kitzingen: "Ich entscheide aus dem Bauch heraus"
"Für die Plakate interessiere ich mich tatsächlich gar nicht. Sie versprechen viel, aber am Ende hält sich keiner daran. Ich finde, da wird einfach zu viel beschönigt nach außen. Wen ich wähle, mache ich daran fest, wie die allgemeine Situation im Land ist. Ich finde, es sollten Taten folgen und nicht immer dieses 'Ich verbessere alles und mache dies und das'. Beeinflussen lasse ich mich also nicht von den Plakaten – mit Freunden und Verwandten tausche ich mich stattdessen viel aus. Aber am Ende entscheide ich aus dem Bauch heraus und wo ich denke, dass das in die richtige Richtung gehen könnte."
8. Bianca Lechner (67) aus Siegendorf: "Im tiefsten Land habe noch keine Wahlplakate hängen sehen"
"Wir wohnen im tiefsten Land, ich habe noch keine Wahlplakate hängen sehen. Dennoch schaue ich sie mir an, wenn ich an welchen vorbeifahre. Aber im Prinzip richte ich mich nicht nach den Wahlplakaten. Informationen hole ich mir eher über die Main-Post, das Fernsehen, und seit einiger Zeit mache ich gerne Briefwahl, denn: So kann ich daheim alles in Ruhe durchgehen. Dennoch bin ich mir noch gar nicht sicher. Das ist dieses Mal eine Entscheidung, die bis zur letzten Minute hinausgezögert wird. Es kann ja jeder Mist machen, und letztes Mal habe ich mich auch verwählt."
