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Kitzingen
Trotz großen Bedarfs: Die älteste BRK-Kinderkrippe Bayerns schließt in Kitzingen
Die Stadt Kitzingen leidet notorisch unter einem Mangel an Kindergarten- und Krippen-Plätzen. Da lässt aufhorchen, dass das BRK seine Krippe in der Innenstadt schließt.
Die BRK-Kinderkrippe in der Kitzinger Kapuzinerstraße schließt zum Jahresende. 30 Jahre lang hat sie Kinder betreut.
Foto: Andreas Brachs | Die BRK-Kinderkrippe in der Kitzinger Kapuzinerstraße schließt zum Jahresende. 30 Jahre lang hat sie Kinder betreut.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 18.08.2024 02:37 Uhr

Sie gilt als die älteste Kinderkrippe des BRK in Bayern und sie schließt. Der BRK-Kreisverband Kitzingen gibt bekannt, dass die Krippe in der Kitzinger Kapuzinerstraße ihre Arbeit zum 31. Dezember einstellt. Der Träger habe zuvor mit der Stadt Kitzingen die Situation für die beiden Krippengruppen bewertet, schreibt das BRK in einer Pressemitteilung. 

Laut BRK sei das Konzept einer alleinstehenden Kinderkrippe ohne Anbindung an einen Kindergarten "nicht mehr zeitgemäß". "Die pädagogischen und strukturellen Anforderungen an eine moderne frühkindliche Betreuung haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert", schreibt der Kreisverband. "Es ist heute wichtiger denn je, eine nahtlose und kontinuierliche Betreuung vom Krippen- bis ins Kindergartenalter zu gewährleisten, um eine ganzheitliche Entwicklung der Kinder sicherzustellen. Eine solche Betreuung ist in dieser Einrichtung nur schwer umsetzbar."

BRK will für Mitarbeiterinnen und Eltern Alternativen suchen

Thomas Schlott, Geschäftsführer der BRK-Kreisverbände Kitzingen und Main-Spessart.
Foto: Andreas Brachs | Thomas Schlott, Geschäftsführer der BRK-Kreisverbände Kitzingen und Main-Spessart.

Darüber hinaus entsprächen die räumlichen Gegebenheiten der Kinderkrippe Kitzingen trotz bereits erfolgter und auch weiterhin von der Stadt geplanter Renovierungen langfristig nicht mehr den Standards und pädagogischen sowie strukturellen Anforderungen, erklärt das Rote Kreuz. Das Gebäude aus dem Jahr 1993 gehört der Stadt Kitzingen; die Krippe wurde darin am 1. Januar 1994 eröffnet.

Der Geschäftsführer im BRK-Kreisverband, Thomas Schlott, sagt zu der Schließung nach 30 Jahren: "Gerade aufgrund der Tatsache, dass unsere Kinderkrippe in Kitzingen als älteste des BRK in Bayern zählt, bedauern wir diesen Schritt sehr. Die historische Bedeutung und die langjährige Tradition der Einrichtung machen uns diese Entscheidung besonders schwer. Dennoch sehen wir sie als unumgänglich an, um den aktuellen pädagogischen Ansprüchen und Sicherheitsstandards gerecht zu werden."

Der BRK-Kreisverband Kitzingen wolle mit den betroffenen Familien zusammenarbeiten, "um einen möglichst reibungslosen Übergang und alternative Betreuungsmöglichkeiten sicherzustellen", erklärt Schlott. "Auch unseren Mitarbeitenden werden wir individuelle Lösungs- und Unterstützungsmöglichkeiten anbieten." Nach Auskunft des BRK werden Krippenkinder an das BRK-Kinderhaus und den BRK-Kindergarten in Kitzingen vermittelt. Bis Ende des Jahres müsse noch für sieben Kinder eine Lösung gefunden werden. Insgesamt betreut das Rote Kreuz in Kitzingen rund 150 Kinder in Krippen oder Kindergärten.

Stadt sieht hohen Bedarf an Betreuungsplätzen – kommt ein Neubau?

Die BRK-Kinderkrippe in der Kitzinger Innenstadt.
Foto:  Andreas Brachs | Die BRK-Kinderkrippe in der Kitzinger Innenstadt.

"Wir danken dem BRK für die jahrelange, vertrauensvolle Zusammenarbeit und bedauern die Entscheidung", sagt Peter Grieb, Leiter der Kitzinger Stadtverwaltung. Das Bedauern bezieht sich vor allem darauf, dass in der Stadt grundsätzlich weniger Krippenplätze zur Verfügung stehen als nachgefragt werden. Insofern reißt die Schließung der beiden BRK-Krippengruppen ein spürbares Loch in die Betreuung von Kleinkindern. Und das lasse sich auch nicht auf die Schnelle schließen, wie Grieb auf Nachfrage erklärt.

Dennoch sei die Stadt ebenfalls bemüht, betroffenen Eltern Alternativen anzubieten. Dafür wertet die Stadtverwaltung nach den Sommerferien die eingegangenen Anfragen zu Krippenplätzen aus. Anhand dieses Bedarfs werden die Kinder verteilt. Sollte die Nachfrage die Zahl der Plätze übersteigen, rechnet Grieb damit, dass die Stadt den Neu- oder Anbau von Krippen ins Auge fassen wird. Auch das städtische Gebäude der BRK-Krippe spiele dabei eine Rolle.

Immerhin bietet die Schließung der Stadt nun die Gelegenheit, die freien Räume für die Unterbringung der Krippenkinder aus der Kita in der Alemannenstraße zu nutzen. Sie könnten "zeitlich befristet in einem professionellen Umfeld" betreut werden, erklärt die Stadtverwaltung.

Wegen der Hochwasserschäden vom Juni wird der Neubau in der Alemannenstraße derzeit aufwendig renoviert. Zwei Krippen- und eine Kindergarten-Gruppe mussten deswegen verlegt werden. Die Sanierung wird sich wohl bis ins Frühjahr 2025 hinziehen, vermutet Grieb. Da bietet die BRK-Krippe eine willkommene Entlastung.

Kinderbetreuung durch das BRK

So viele Kindergarten- und Krippenplätze hat der BRK-Kreisverband im Landkreis Kitzingen:
Geiselwind: 101 Plätze im BRK-Kinderhaus (Kinderkrippe und Kindergarten);
Kitzingen: 103 im BRK-Kinderhaus (Kinderkrippe und Kindergarten); 50 im BRK-Kindergarten;
Martinsheim: 77 im BRK-Kinderhaus (Kinderkrippe, Kindergarten und Hort);
Rödelsee: 124 im BRK-Kinderhaus (Kinderkrippe, Waldgruppe und Kindergarten);
Seinsheim: 59 im BRK-Kinderhaus (Kinderkrippe und Kindergarten).
Quelle: BRK
 
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Kommentare
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  • Gerlinde Conrad
    Die Stadt will den Schritt nicht unbedingt verhindern, denn dadurch bekommt sie auf lange Sicht einen hochwassersicheren Ausweichort für die Kleinen, welche ja noch nicht schwimmen können! In der Alemannen- und Gartenstrasse kommt das Wasser immer wieder! K.-H- Conrad
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  • Christian Müller
    Ernsthaft? "Nicht mehr zeitgemäß", natürlich, dann zu Sicherheit erstmal schließen. Wir haben in KT massiven Mangeln an Betreuungsplätzen in Krippen und jetzt wird zugelassen, dass eine Einrichtung schließt weil "nicht mehr zeitgemäß". Ich könnte wirklich k***en wenn ich das lese. Ganz viele Eltern wären heil froh,sie hätten eine Betreuung, welche "nicht mehr zeitgemäß" ist, anstatt gar keiner.
    Die Stadt sollte sich wirklich schämen einen solchen Schritt nicht verhindert zu haben!
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