Als Iphofens Bauausschuss sich im Januar zu seiner ersten Sitzung im Rathaus traf, ging alles ganz schnell. Nach zehn Minuten war der öffentliche Teil erledigt. Auf der Tagesordnung: kein einziger privater Bau- oder Sanierungsantrag. Kein Vergleich zu vorherigen Sitzungen, als binnen eines Monats schon einmal ein Dutzend Anträge aufgelaufen war. Schon im vergangenen Oktober hatte die Stadt eine stark rückläufige Zahl von Bauvorhaben zu gewärtigen. Damals wusste Bürgermeister Dieter Lenzer noch nicht, was er von dem Phänomen halten sollte: nur ein vorübergehender Herbst-Blues oder ein sich abzeichnender Trend?
Langsam scheint klar: Der Rückgang verstetigt sich. Steigende Zinsen, Material- und Fachkräftemangel, verschärfte Energieverordnungen und damit einhergehend deutlich höhere Kosten haben viele Bauherren verschreckt. In der Februarsitzung lagen dem Bauausschuss immerhin wieder zwei Anträge für Wohnhaus-Neubauten im Stadtteil Nenzenheim vor – beide hat das Gremium abgelehnt. Das erste Projekt in der Frankenbergstraße wäre zwar im Grunde genehmigungsfähig, doch es liegt außerhalb der Baugrenze, also rechtlich betrachtet im Außenbereich. Dort dürfen nur privilegierte Personen bauen, Winzer oder Landwirte etwa.
Bauen im Außenbereich dürfen nur privilegierte Personen
Das beantragte Gebäude ragt ganze sieben Meter über die ohnehin schon großzügig gezogene Ortsabrundung hinaus. Obwohl die Stadt laut Bürgermeister Dieter Lenzer bei der Vorabstimmung mehrfach auf das Problem hingewiesen hatte, reichten die Eheleute den Antrag letztlich so ein, dass sich eine Genehmigung ausschloss. Spätestens das Landratsamt, so Lenzer, hätte die Erlaubnis zum Bauen kassiert. Um das Haus doch noch errichten zu können, müssen es die Bauherren weiter Richtung Dorf rücken, was an sich kein Problem wäre, wenn das betreffende Grundstück nicht geteilt worden wäre.
Für das zweite Vorhaben gestaltet sich die Sache schwieriger. Auf einem der letzten freien Bauplätze im Baugebiet Hohlbügelsteig II will sich ein Pärchen den Traum vom Einfamilienhaus erfüllen. Doch wie so häufig lassen sich die individuellen Vorgaben des Bebauungsplans nicht mit den seriellen Standards eines Fertighauses in Einklang bringen. Es gibt Abweichungen bei Dachneigung, Traufhöhe, Dachüberständen, Abgrabung und dem Verhältnis von Gebäudelänge zu Gebäudebreite. Laut Bürgermeister sind die Änderungen so umfassend, dass der Bauausschuss eine Befreiung und damit den Bau insgesamt ablehnt.
Der Bauantrag zielt auf einen "komplett anderen Haustyp"
Diese "Zwangspunkte", so Lenzer, seien bei vielen Fertighäusern eben das Problem. Die Bauherren machen deutliche Mehrkosten geltend, wenn sie die Vorgaben wie vorgeschrieben umsetzen müssten. Zweiter Bürgermeister Hans Brummer sprach von einem "komplett anderen Haustyp", der da im Gebiet Hohlbügelsteig entstehe, wenn man dem Antrag zustimme. Stadträtin Peggy Knauer verwies auf die seit Jahren geführte Debatte und forderte: "Die Fertighaushersteller sollen sich unseren Vorgaben anpassen."
Bei einer ähnlichen Diskussion vor gut drei Jahren hatte der frühere Bürgermeister Josef Mend der Branche vorgeworfen, sie produziere architektonisch "Schrott", der schwer zu ertragen sei. "Das sind doch Hundehütten." Sein Nachfolger Dieter Lenzer vermeidet die harte Zuspitzung, sagt aber: "Das Bemerkenswerte ist: Wir weisen in den Grundstückskaufverträgen darauf hin, dass keine Befreiungen erteilt werden. Und dann wird es von den Bauherren trotzdem versucht."
Dabei ist Iphofen im ganzen Umland bekannt als Verhinderer.
Ob uniforme Baugebiete oder PV-lose Dachlandschaften, Iphofen verpennt den Zahn der Zeit. Als ob Iphofen mit dieser häßlichen Industrielandschaft noch zu Rotenburg werden wollte.
Er meinte wohl auch die allg. heutige Bauweise - außerhalb von Fertighäusern - bei der meist Gips zum Einsatz kommt (Trockenbauweise, Gipskartonplatten), der am Bau nichts zu suchen hat, da er Feuchtigkeit anzieht (Schimmel etc.). Während Kalk (Putz & Farben) Feuchtigkeit abstößt!
Die Bau-Industrieware ("Schrott") verstößt seit Jahrzehnten gegen die handwerkliche Erfahrung & Regeln der Baukunst - nicht nur bei EFH, sondern auch bei Schulen etc. - die nach 50 Jahren abgebrochen & entsorgt werden müssen und derzeit vielerorts neu gebaut werden - mit enormen Schäden für Volkswirtschaft, unnötigem Energieverbrauch, Klimabelastung etc.
Ein Fachmann sagte mir, dass Fertighäuser nur minimal billiger seien. Bm. Mend hatte absolut Recht mit "Schrott" & "Hundehütten". Sie liegen aber im Mainstream & Zeitgeist: beides macht orientierungslos & dumm.
Es gibt auch relativ preiswerte Systemhäuser mit massiven Ziegelwänden ohne Wärmedämmung! Aber die Wärmedämmlobby, mit maffiosen Strukturen (angeblich neutralen Gutachten etc.) hat Medien & Berliner Politik unterwandert, sadass viele glauben,
Wärmedämmung sei gesetzlich vorgeschrieben und habe keine bauphysikalischen Nachteile.
Massive Ziegelwände haben viel besseres Wohnklima, sind diffusionoffen - wodurch der technische Rattenschwanz mit Ramlüftung etc. entfällt und damit auch Stromkosten.
Ziegel ist die nachhaltigste Bauweise. Während man Fertighäuser nach viel kürzerer Zeit entsorgen muss und die Kinder ggf. nur noch eine Bodenplatte erben - auch die Brandversicherungs-Prämien sind höher.
Andererseits sollte auch manches mal, dort wo der Bebauunsplan jahrzehnte alt ist diesen hinterfragen oder ändern.
Gerade im Hinblick auf Kostensteigerungen ist es verständlich, dass Bauherren möglichst viel für ihr Geld bekommen möchten bzw. auf Schnickschnack verzichten müssen und dann vielleicht ein "Kasten" gebaut wird der nicht unbedingt "schön" ist.
In Hinblick auf Wohnungsmangel (keine Ahnung wie es in Iphofen + OT aussieht) wird man möglicherweise zu der Einsicht gelangen Kompromisse zu machen.
Ähnliches gilt bei der Bebauung im Außenbereich. Wenn diese sich an ein bestehendes Wohngebiet nahezu unmittelbar anschließt, Kanal etc. vor Ort sind gibt es dafür auch Lösungen.