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Iphofen
Wenn der Traum vom Haus platzt: Bauausschuss in Iphofen lehnt gleich zwei Einfamilienhäuser ab
Der Bauboom ist gebrochen, und jetzt sind in Nenzenheim auch noch zwei Wohnbauprojekte gescheitert. Das eine an sieben Meter Überhang, das andere an einem alten Konflikt.
So ein Hausbau hat Tücken. Das müssen gerade zwei Bauherren im Iphöfer Stadtteil Nenzenheim erfahren.
Foto: Soeren Stache, dpa | So ein Hausbau hat Tücken. Das müssen gerade zwei Bauherren im Iphöfer Stadtteil Nenzenheim erfahren.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:15 Uhr

Als Iphofens Bauausschuss sich im Januar zu seiner ersten Sitzung im Rathaus traf, ging alles ganz schnell. Nach zehn Minuten war der öffentliche Teil erledigt. Auf der Tagesordnung: kein einziger privater Bau- oder Sanierungsantrag. Kein Vergleich zu vorherigen Sitzungen, als binnen eines Monats schon einmal ein Dutzend Anträge aufgelaufen war. Schon im vergangenen Oktober hatte die Stadt eine stark rückläufige Zahl von Bauvorhaben zu gewärtigen. Damals wusste Bürgermeister Dieter Lenzer noch nicht, was er von dem Phänomen halten sollte: nur ein vorübergehender Herbst-Blues oder ein sich abzeichnender Trend?

Langsam scheint klar: Der Rückgang verstetigt sich. Steigende Zinsen, Material- und Fachkräftemangel, verschärfte Energieverordnungen und damit einhergehend deutlich höhere Kosten haben viele Bauherren verschreckt. In der Februarsitzung lagen dem Bauausschuss immerhin wieder zwei Anträge für Wohnhaus-Neubauten im Stadtteil Nenzenheim vor – beide hat das Gremium abgelehnt. Das erste Projekt in der Frankenbergstraße wäre zwar im Grunde genehmigungsfähig, doch es liegt außerhalb der Baugrenze, also rechtlich betrachtet im Außenbereich. Dort dürfen nur privilegierte Personen bauen, Winzer oder Landwirte etwa.

Bauen im Außenbereich dürfen nur privilegierte Personen

Das beantragte Gebäude ragt ganze sieben Meter über die ohnehin schon großzügig gezogene Ortsabrundung hinaus. Obwohl die Stadt laut Bürgermeister Dieter Lenzer bei der Vorabstimmung mehrfach auf das Problem hingewiesen hatte, reichten die Eheleute den Antrag letztlich so ein, dass sich eine Genehmigung ausschloss. Spätestens das Landratsamt, so Lenzer, hätte die Erlaubnis zum Bauen kassiert. Um das Haus doch noch errichten zu können, müssen es die Bauherren weiter Richtung Dorf rücken, was an sich kein Problem wäre, wenn das betreffende Grundstück nicht geteilt worden wäre.

Für das zweite Vorhaben gestaltet sich die Sache schwieriger. Auf einem der letzten freien Bauplätze im Baugebiet Hohlbügelsteig II will sich ein Pärchen den Traum vom Einfamilienhaus erfüllen. Doch wie so häufig lassen sich die individuellen Vorgaben des Bebauungsplans nicht mit den seriellen Standards eines Fertighauses in Einklang bringen. Es gibt Abweichungen bei Dachneigung, Traufhöhe, Dachüberständen, Abgrabung und dem Verhältnis von Gebäudelänge zu Gebäudebreite. Laut Bürgermeister sind die Änderungen so umfassend, dass der Bauausschuss eine Befreiung und damit den Bau insgesamt ablehnt.

Der Bauantrag zielt auf einen "komplett anderen Haustyp"

Diese "Zwangspunkte", so Lenzer, seien bei vielen Fertighäusern eben das Problem. Die Bauherren machen deutliche Mehrkosten geltend, wenn sie die Vorgaben wie vorgeschrieben umsetzen müssten. Zweiter Bürgermeister Hans Brummer sprach von einem "komplett anderen Haustyp", der da im Gebiet Hohlbügelsteig entstehe, wenn man dem Antrag zustimme. Stadträtin Peggy Knauer verwies auf die seit Jahren geführte Debatte und forderte: "Die Fertighaushersteller sollen sich unseren Vorgaben anpassen."

Bei einer ähnlichen Diskussion vor gut drei Jahren hatte der frühere Bürgermeister Josef Mend der Branche vorgeworfen, sie produziere architektonisch "Schrott", der schwer zu ertragen sei. "Das sind doch Hundehütten." Sein Nachfolger Dieter Lenzer vermeidet die harte Zuspitzung, sagt aber: "Das Bemerkenswerte ist: Wir weisen in den Grundstückskaufverträgen darauf hin, dass keine Befreiungen erteilt werden. Und dann wird es von den Bauherren trotzdem versucht."

 
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wenn etwas zu "Hundehütten" führt, dann ist es ein zu eng gefasster Bebauungsplan. Da schaut dann zwangsläufig ein Haus aus wie das andere, egal welche Bauweise.
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  • robert.hippeli@t-online.de
    Iphofen zeigt sich wieder einmal als Nabel der Welt ("Die Fertighaushersteller sollen sich unseren Vorgaben anpassen.")

    Dabei ist Iphofen im ganzen Umland bekannt als Verhinderer.

    Ob uniforme Baugebiete oder PV-lose Dachlandschaften, Iphofen verpennt den Zahn der Zeit. Als ob Iphofen mit dieser häßlichen Industrielandschaft noch zu Rotenburg werden wollte.
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  • Faustus
    Der deutsche Michel ist erst froh, wenn alles schön gleich ist. Gleiche Häuser schön in Reih´und Glied, bloß keine Ausnahmen, Individualität ist bäh.
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  • jebusara@web.de
    Wie abgehoben muss man sein um ein ganz normales Einfamilienhaus als Hundehütte zu bezeichnen? Was sind dann in den Augen dieses Mannes Tinyhäuser? Katzenklos?
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  • Reinshagen153@t-online.de
    @winnem: mit Hundehütten meinte er nicht die Größe sondern die Bauart

    Er meinte wohl auch die allg. heutige Bauweise - außerhalb von Fertighäusern - bei der meist Gips zum Einsatz kommt (Trockenbauweise, Gipskartonplatten), der am Bau nichts zu suchen hat, da er Feuchtigkeit anzieht (Schimmel etc.). Während Kalk (Putz & Farben) Feuchtigkeit abstößt!

    Die Bau-Industrieware ("Schrott") verstößt seit Jahrzehnten gegen die handwerkliche Erfahrung & Regeln der Baukunst - nicht nur bei EFH, sondern auch bei Schulen etc. - die nach 50 Jahren abgebrochen & entsorgt werden müssen und derzeit vielerorts neu gebaut werden - mit enormen Schäden für Volkswirtschaft, unnötigem Energieverbrauch, Klimabelastung etc.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Der Bauherr soll froh sein, dass ihm das Fertighaus nicht genehmigt wurde

    Ein Fachmann sagte mir, dass Fertighäuser nur minimal billiger seien. Bm. Mend hatte absolut Recht mit "Schrott" & "Hundehütten". Sie liegen aber im Mainstream & Zeitgeist: beides macht orientierungslos & dumm.

    Es gibt auch relativ preiswerte Systemhäuser mit massiven Ziegelwänden ohne Wärmedämmung! Aber die Wärmedämmlobby, mit maffiosen Strukturen (angeblich neutralen Gutachten etc.) hat Medien & Berliner Politik unterwandert, sadass viele glauben,
    Wärmedämmung sei gesetzlich vorgeschrieben und habe keine bauphysikalischen Nachteile.

    Massive Ziegelwände haben viel besseres Wohnklima, sind diffusionoffen - wodurch der technische Rattenschwanz mit Ramlüftung etc. entfällt und damit auch Stromkosten.

    Ziegel ist die nachhaltigste Bauweise. Während man Fertighäuser nach viel kürzerer Zeit entsorgen muss und die Kinder ggf. nur noch eine Bodenplatte erben - auch die Brandversicherungs-Prämien sind höher.
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  • thilo.endrich@t-online.de
    Wir haben erst ein Fertighaus gebaut und können aus unserer Erfahrung berichten, dass die Angebote so viele Varianten beinhalten, mit denen Bebauungspläne eingehalten werden können.
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  • thoray23521112
    Nicht nur allgemein, auch im Detail wird in Deutschland mit Bauwilligen umgegangen wie mit dem letzten Dreck. Wer auch immer schonmal einen Bauantrag eingereicht hat kennt das. Dabei ist genau dieser Mut, die meist größte Investition des Lebens zu tätigen und sich oft auf Jahrzehnte zu verschulden, Kraftstoff für unsere Bauwirtschaft und alle abhängigen Gewerbe. Frei nach dem Motto, erst hol ich mir die Grunderwerbssteuer, aber dann kannst du mir Mal den Schuh aufblasen. Natürlich sagen die das vorher, aber dass es dann an zwei, drei Grad Dachneigung oder 30cm Kniestock scheitert ist halt Standard leider oft nur mit Willkür und dem entspr. Verweis auf völlig Bürgerferne Vorgaben möglich. Und der erweiterte Stadt-/Gemeinde-Rat und seine Gespänli haben halt einfach oft nur Glück. Sei es das schöne Grundstück (Losglück) oder die Befreiung vom Bebauungsplan (triftige Gründe, keine Beeinträchtigung öffentlicher Interessen etc.).
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  • mail@marc-stuermer.de
    Lasst doch die Leute endlich bauen, wie sie wollen! Nur weil ein provinzieller Gemeinderat mal wieder meint Gott spielen zu müssen, und so preiswertes Bauen verhindert, ist das schon ein Skandal.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Es gibt eigentlich alle möglichen Arten von Fertighäusern, da sollte sich etwas finden lassen was genehmigunsfähig ist v.a. weil es sich beim Hohlbügelsteig um ein eigentlich neues Baugebiet handelt.

    Andererseits sollte auch manches mal, dort wo der Bebauunsplan jahrzehnte alt ist diesen hinterfragen oder ändern.

    Gerade im Hinblick auf Kostensteigerungen ist es verständlich, dass Bauherren möglichst viel für ihr Geld bekommen möchten bzw. auf Schnickschnack verzichten müssen und dann vielleicht ein "Kasten" gebaut wird der nicht unbedingt "schön" ist.

    In Hinblick auf Wohnungsmangel (keine Ahnung wie es in Iphofen + OT aussieht) wird man möglicherweise zu der Einsicht gelangen Kompromisse zu machen.

    Ähnliches gilt bei der Bebauung im Außenbereich. Wenn diese sich an ein bestehendes Wohngebiet nahezu unmittelbar anschließt, Kanal etc. vor Ort sind gibt es dafür auch Lösungen.
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  • Einwohner
    Da hat der Bauausschuss Gott sei Dank richtig entschieden. In anderen Gemeinden wird jeder Unfug genehmigt und auch an den seltsamsten Stellen außerhalb des Ortes.
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  • zwrecht@aol.com
    Wenn man soviel Geld wie die Stadt Iphofen aufgrund von üppigen Gipsgewerbesteuern hat, dann braucht man auch keine Bürger. Der deutsche Michel braucht halt seine Vorschriften. Unter Hinweis auf die Faschingszeit sei folgender Einwand erlaubt: Wer sein Baugebiet "Hündlein" nennt, darf sich nicht über Hundehütten wundern. Sind halt kleine Ortsteile ohne Lobby. Kleine Leute bauen kleine Häuser. Da darf man sich nicht wundern wenn diese kleinen Ortsteile aussterben. Die Großkopferten aus der Stadt merken gar nicht, wie weit sie sich vom kleinen Bürger entfernt haben. Die anderen sollen sich anpassen. Gleich eine ganze Branche, die Fertighausbauer sind also unfähig. Die bauen kleine Häuser für kleine Bürger. Das verstehen die "Großkopferten" natürlich nicht.
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