
Der Tourismus durchlebte in diesem von Corona geprägten Jahr eine Achterbahnfahrt. Mit der ersten Infektionswelle ging's im Frühjahr runter mit den Gästezahlen, im Sommer dann eine deutliche Erholung, fast schon ein kleiner Höhenflug – und jetzt, zum Ende des Jahres wird mit dem Teil-Lockdown ein erneuter Abschwung folgen. Dabei profitiert der Tourismus im Landkreis Kitzingen vom Trend zum Urlauben in Deutschland durchaus.
Das Interesse am Urlaub im Kitzinger Land ist auf jeden Fall da, berichtete Evelyn Wilhelm vom gleichnamigen Dachmarketing-Verbund während der Sitzung des Wirtschafts- und Kulturausschusses des Kreistags am vergangenen Donnerstag. Die Image-Broschüren des Kitzinger Lands etwa wurden ihnen in diesem Jahr quasi aus den Händen gerissen und mussten gleich mehrmals nachgedruckt werden. Beispiel Traum-Runden-Broschüre: Die dritte Auflage des Wander-Routen-Führers, erschienen Anfang Oktober in einer Auflage von 5000 Stück, war bis Ende des Monats restlos vergriffen und wurde nochmals gedruckt. Dasselbe gilt für 1000 Exemplare einer Radkarte, die binnen weniger Wochen weg waren. Gedruckte Werbung hat sich zuletzt als wichtiges Medium erwiesen, hatte zuvor bereits Susanne Müller, Geschäftsführerin der Fränkisches Weinland Tourismus GmbH in ihrem Rechenschaftsbericht festgestellt.
Veranstaltungskalender 2021 unter Vorbehalt
An fehlender Nachfrage seitens der Touristen mangelt's also nicht. Die verbreitete Unsicherheit ist vor allem dem offenen Fortgang der Pandemie geschuldet. So laut Wilhelm steht auch der erstellte Veranstaltungskalender fürs kommende Jahr unter Vorbehalt und ist mit zahlreichen Fragezeichen versehen. Dieser enthält die üblichen Hinweise auf die Corona-Vorschriften ebenso, wie auch die Webseite des Kitzinger Lands, wo die Corona-Hinweise speziell für Touristen gut ankamen. Ein weiterer hilfreicher Service: Aktuelle Hinweise, wo und unter welchen Bedingungen im Landkreis Feiern und Tagungen stattfinden können.
Eine vorsichtige Einschätzung der Touristiker im Landkreis zur Corona-Saison 2020 lautet: Die Hotellerie berichtet von einer guten Nachfrage nach Kurzurlauben, was fehlt, sind Buchungen von Geschäftsreisenden. Die Gastronomen verzeichneten gute Umsätze mit Angeboten zur Mitnahmen von Speisen und waren dankbar für zusätzliche Außenflächen, die Kommunen bereitgestellt haben. Die Nachfrage nach Outdoor-Angeboten, wie Wanderungen, Weinbergswanderungen und Führungen, war hoch. Ebenso waren laut Wilhelm Rad- und Wanderwege gut frequentiert. Camping- und Wohnmobiltourismus erlebte ohnehin einen Boom.
Vorteile, die Corona-Monate halbwegs unbeschadet zu überstehen, hatten alteingesessene Familienbetriebe, die inhabergeführt sind und keine Pacht zahlen, erklärte Wilhelm. Doch auch für diese gelte ganz klar: "Was fehlt, fehlt und lässt sich nicht mehr nachholen."
Traumrunden sind das beste Produkt
Für das Regionalmanagement der Leader-Region Kitzinger Land schilderte Simone Göbel das Angebot an Wanderwegen als eine tragende Säule des hiesigen Tourismus'. Sie hob die Wanderrouten der 14 Traumrunden als "immer noch bestes Produkt" hervor, das Wanderer aus einem Umkreis von 75 bis 100 Kilometern in den Landkreis lockt.
Auch der Radwanderbereich verzeichnete eine hohe Nachfrage. Deshalb werde daran gearbeitet, veraltete Beschilderungen von Radwegen zu überarbeiten, die Strecken zu pflegen sowie beispielsweise Radwege mit Geschichten zu verbinden, also sogenanntes Storytelling zu betreiben. Als geplantes neues Produkt nannte Göbel ein kostenloses Tourenbuch für Radwanderer mit Themenwegen und weiteren Vorschlägen.