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Kitzingen
Tortenklaus ist zurück: Wie der Kitzinger Konditor nach schwerer Zeit jetzt den Neuanfang wagt
Diagnose Herzinfarkt im Oktober, nun die frohe Botschaft: Klaus Günther öffnet seine Backstube wieder. Was sich bei ihm geändert hat und was die Kundschaft erwarten darf.
Der beliebte Kitzinger Konditor Klaus Günther macht nach einer unfreiwilligen Auszeit am 11. Januar wieder auf.
Foto: Silvia Gralla | Der beliebte Kitzinger Konditor Klaus Günther macht nach einer unfreiwilligen Auszeit am 11. Januar wieder auf.
Maren Wiesmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:14 Uhr

Nicht selten passiert es, dass sich sonntags die Warteschlange vor der Backstube vom "Tortenklaus" in der Flugplatzstraße in Kitzingen bis auf die andere Straßenseite zieht. Naschkatzen aus dem Landkreis und darüber hinaus schwören auf ihn, wenn es um Süßes geht. Ob Geburtstag oder Taufe, Hochzeit oder Beerdigung – viele Kitzingerinnen und Kitzinger werden im Laufe ihres Lebens eine Torte des Kitzinger Konditors auf den Tisch bekommen haben.

Ab dem 1. Oktober 2023 war damit erst einmal Schluss. Ein Schock für die treue Kundschaft: Klaus Günther, der Tortenklaus, schloss seine Backstube vorübergehend aus gesundheitlichen Gründen. Nun verkündet der Konditor nach fast dreieinhalb Monaten Pause die frohe Botschaft: Er ist zurück. An diesem Donnerstag, 11. Januar, wird seine Backstube wieder öffnen.

Klaus Günther nutzt die Pause nach seinem Herzinfarkt

Dieser 1. Oktober fing für Klaus Günther wie ein normaler Arbeitstag an. Doch nach Feierabend spürte er Schmerzen in der Brust und wurde von seiner Familie ins Krankenhaus gebracht. Die Diagnose: schwerer Hinterwandinfarkt. Die ärztliche Anweisung: weniger Arbeit und ein ausgewogenerer Lebensstil. Die Backstube sollte vorerst geschlossen bleiben. "Da war auf einen Schlag alles anders", sagt der 57-Jährige. "Es ging von 200 runter auf 0. Vorher hatte ich Arbeitstage von 12 bis 14 Stunden an sieben Tagen in der Woche."

Die Zeit seit Oktober hat Günther genutzt, um seinen Lebensstil zu ändern. Täglich steht nun eine Stunde Bewegung außerhalb der Backstube auf dem Programm und auf dem Speiseplan weniger Fleisch, dafür mehr Fisch und Gemüse. Von den eigenen Torten zu naschen sei natürlich trotzdem hin und wieder erlaubt.

Da der 57-Jährige schnell wieder auf die Beine kommt, können er und seine Partnerin Ilse Soldner der Zwangspause auch Positives abgewinnen. Zum ersten Mal seit Langem sei Zeit für ein gemeinsames ausgedehntes Frühstück und für eine ruhige Vorweihnachtszeit im Kreise der Familie gewesen. "Ich hätte ja nie gedacht, dass der Klaus es schafft, den Laden mal für längere Zeit zuzulassen", sagt Soldner und lächelt.

Klaus Günther steht nach seinem Herzinfarkt wieder in seiner Backstube – sehr zur Freude seiner Kundschaft.
Foto: Silvia Gralla | Klaus Günther steht nach seinem Herzinfarkt wieder in seiner Backstube – sehr zur Freude seiner Kundschaft.

Klaus Günther ist froh, dass es ihm heute besser geht und er seine Backstube wieder öffnen kann, wenn auch mit reduzierten Öffnungszeiten. Die vergangenen Monate seien zum Glück nur eine "Generalprobe für die Rente" gewesen, sagt der Konditor. Denn er habe gemerkt: "Nur daheim zu sitzen", das sei noch nichts für ihn. Vor allem der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden habe ihm und seiner Partnerin gefehlt. "99 Prozent unserer Kundschaft kommt schon seit vielen Jahren zu uns", sagt Günther.

Als die Backstube geschlossen war, hätten viele von ihnen Genesungswünsche per Brief und SMS an ihn geschickt und nachgefragt, ob und wann er denn wieder öffnen werde. Sogar beim Spazierengehen sei er von Nachbarskindern gefragt worden: "Tortenklaus, wann machst du endlich wieder auf?"

Tortenklaus in Kitzingen feiert bald 30-jähriges Bestehen

Das Jahr 2024 steht für den Kitzinger Konditor nicht nur im Zeichen seiner Rückkehr aus der gesundheitsbedingten Pause. Im Sommer feiert er außerdem sein 30-jähriges Betriebsjubiläum. Im August 1994 hat Günther sich mit Ende 20 selbstständig gemacht. Da er schon immer gerne gebacken und Süßes gegessen habe, entschied er sich für die Ausbildung zum Konditor und gegen die Familiengärtnerei.

Seine Eltern hätten ihn von Beginn an sehr unterstützt, vom Äpfelschälen bis zum Tortenausliefern. Seine Partnerin Ilse Soldner lernt Günther noch im selben Jahr kennen. Sie steigt sofort in den Betrieb mit ein und kümmert sich um den Verkauf. "Wenn ich nur gewusst hätte, dass so viel Arbeit dahintersteckt", scherzt sie. Einmal hätten die beiden sieben verschiedene Hochzeiten an einem Tag beliefert.

Die Probleme in der Gastronomie kennt auch der Konditor

Das 30-jährige Bestehen seines Betriebs ist für den Tortenklaus keine Selbstverständlichkeit. Gerade in der Lebensmittelbranche habe er viele kleine Betriebe kommen und gehen sehen. Geringes Personalangebot, Erhöhung der Mehrwertsteuer, behördliche Auflagen – gastronomische Betriebe hätten es auch aktuell nicht leicht. Umso dankbarer sei er für die langjährigen, treuen Kunden. Seine ersten Torten lieferte er an Gaststätten im Landkreis, wie das Kitzinger Lokal Kanapee oder das Café Harmonie in Etwashausen.

Günther und Soldner freuen sich, dass es nun wieder losgeht und sie ihre Kundinnen und Kunden wieder bedienen können. "Und wir hoffen, die freuen sich auch auf uns!", sagt Soldner. Das tun sie offensichtlich. Als die Reporterinnen der Main-Post die Backstube nach dem Treffen mit einem Stück Torte zum Probieren in der Hand verlassen, wechselt ein Spaziergänger mit seinem Hund prompt die Straßenseite und fragt hoffnungsvoll mit Blick auf die Kuchenstücke: "Ist schon wieder offen?"

Diese Öffnungszeiten gelten ab dem 11. Januar: montags bis mittwochs geschlossen, donnerstags bis sonntags von 9 bis 15 Uhr.

 
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