
Winterlinge, Krokusse, Schneeglöckchen, auch Leberblümchen und Märzenbecher bevölkern den Rasen von Familie Appels Garten in Obernbreit. Über und über blüht es hier, und wenn man sich eine Stelle besonders anschauen möchte, muss man sehr aufpassen: Ja nicht ein Blümchen zu zertreten!
Wolfgang Appel hat lange dafür gearbeitet. Seit 45 Jahren hegt und pflegt er seinen großen Garten, den er selbst gestaltet hat. Mit der Zeit hat sich manches etwas verändert, aber im Großen und Ganzen hatte er ihn von Anfang so erdacht. Manches hat er aus Büchern, eines seiner Lieblingsgartenbücher ist das über Highgrove Garden am Landsitz von König Charles III. in Großbritannien, ein weiteres das von Monty Don: Über das Gärtnern. Und gerne holt er sich Rat bei den Gärtnern im Residenzgarten in Würzburg, über die Jahre hinweg sind das schon Freunde geworden.
Verschiedene Bereiche sind in seinem Garten angelegt, Kieswege verbinden sie miteinander. Eine große Linde begrüßt den Besucher am Eingang. Und dann ziehen den Gartenliebhaber ganze Straßen von lila blühenden Wildkrokussen in den Garten hinein. Man kommt zu einer Sandlege, mit Tonziegeln zur Feuchtigkeitsspeicherung belegt. Sie bietet Wildbienen eine Stelle zum Nestbau. Vorbei geht es an einem kleinen Teich, an dem eine Blindschleiche wohnt. Fünf Junge hatte sie letztes Jahr, teilt sich das Areal mit einer Ringelnatter und Igeln. Eine Mauer aus alten Steinen leitet über zu einem Rondell mit einem Brunnen. Hier bilden sechs Buchsbäume ein Rund um einen kleinen Platz.
Dann senkt sich das Gelände hin zum Gemüsegarten, in dem die Familie verschiedene Kohlarten, Rhabarber, Tomaten und Salate anbaut. Die Querachse führt unter einer großen Buche hindurch zu einer Sonnenuhr, geradezu umschwärmt von den Frühblühern. Zur Terrasse hin hat das Efeu die Terracotta-Figuren des Windes und der Sonne wild umwuchert und beiden einen würdigen Rahmen gegeben.
Pflanzen selbst zusammengetragen

Wolfgang Appel wuchs in Wässerndorf auf. Am alten, verwunschenen Schloss vorbei führte sein Schulweg und an den Wiesen entlang, durch die früher auch noch der Storch hindurchstolzierte. Eigentlich von Beruf Fernmeldetechniker, widmete er sich seinem Garten in der Freizeit. Zuerst wohnte die Familie in Marktbreit, im heutigen Fränkischen Hof.
1977 plante dann der Vater das heutige Wohnhaus in Obernbreit und Wolfgang Appel begann, die Pflanzen zusammenzutragen: die Linde, den Apfelbaum und die Buche zuerst, die heute zu stattlichen Bäumen geworden sind. Zum Teil von weit her holte er die vielen Rosensorten, die im Juni im Garten mit ihrem Duft betören.
Zu jeder Zeit blüht es im Garten

"Es wird durchgeblüht", sagte sein Vorbild, der große Gärtner Karl Foerster aus Berlin. Und daran hält sich Appel bis heute. Zu jeder Zeit soll es in seinem Garten blühen, als Freude für seine Frau. Klar, dass das Hochzeitslied "Geh aus mein Herz und suche Freud, in dieser schönen Sommerzeit" war. Und Appel sagt: "Das Wichtigste sind die Geduld und die Gartenschere."
Bald werden die Krokusse im Rasen durch die Narzissen und Schachbrettblumen abgelöst werden, danach kommen im Sommer die Stauden. Damit die Frühblüher nicht schaden nehmen, mäht Appel im Rasen immer kleine Wege ein, die Zwiebelgewächse müssen sich nämlich erst bis Ende Mai in sich selbst zurück ziehen, bevor man sie abschneiden kann. Dann vermehren sie sich auch stetig.


Gift setzt Appel in seinem Garten überhaupt nicht ein, dafür hat er verschiedene Tipps, wie man die Pflanzen- und Tiervielfalt im eignen Paradies erhalten kann.
Denn nicht nur Igel und Schlange sind hier zu Gast, auch viele verschiedene Vögel kommen immer wieder und ziehen hier auch ihre Jungen auf, in der Linde haust seit Jahren ein Falke. "Jeden Tag einmal durch den Garten gehen muss man", sagt Appel, "man entdeckt immer etwas Neues." Auch bei den Pflanzen kommen immer wieder neue dazu, Champignons haben sich angesiedelt, einmal fand Appel auch einen Trüffel.

Interessant ist, wie Appel Schädlinge bekämpft: Die Tiere helfen ihm dabei. Beim Buchs fressen die Fledermäuse die Schmetterlinge des Buchsbaumzünslers, die Vögel holen sich die Raupen. Zusätzlich stärkt er den Buchs mit Algenkalk. Und wenn das alles nicht hilft, muss mit einem scharfen Strahl der Busch abgespritzt werden. Er gießt seine Pflanzen mit einer Brühe aus Ackerschachtelhalm oder Brennnesseln, um sie zu stärken. Und wenn eine Katze aus der Nachbarschaft kommt, lässt er einen lauten Marderschrei los, damit sie sich sogleich wieder verzieht.