
Am Ende war das Abstimmungsergebnis eindeutig: Mit großer Mehrheit sprachen sich die knapp 50 anwesenden Mitglieder des Tierschutzvereins für den Neubau eines Tierheims in Kitzingen aus. Ein möglicher Standort in Prichsenstadt hatte – auch wenn finanziell vielleicht etwas günstiger – nur eine Stimme erhalten. Mit dem Ergebnis wird der Vorstand des Vereins nun in die Verhandlungen gehen, zum einen mit den Landkreiskommunen wegen der Finanzierung, zum anderen mit den Grundstückseigentümern des ehemaligen Militärgeländes am Flugplatz in Kitzingen.
Die Vorgaben für die außerordentliche Mitgliederversammlung des Tierschutzvereins am späten Freitagnachmittag in Kitzingen waren klar abgesteckt: Es galt eine ganze Reihe an Beschlüssen zu fassen, wie es mit dem Tierheim weitergehen soll. Vor dem Abstimmungsmarathon standen Informationen und Diskussionen auf der Tagesordnung, die jüngsten Entwicklungen mussten den Mitgliedern nahe gebracht werden. Unter den Versammlungsteilnehmern waren auch Landtagsabgeordneter Christian Klingen (AfD), Kreisrat Hans Müller (FDP) und Christian Schönwetter von der Rechtsabteilung des Tierschutzbundes.
Gelände in Prichsenstadt wäre voll erschlossen
Nach dem Rücktritt von stellvertretender Vorsitzender Iris von Crailsheim hatte Dietrich Model die Moderation der Versammlung übernommen, Vorsitzender Gerd Menche hielt sich im Hintergrund. Model stellte die derzeit zur Verfügung stehenden Alternativen in Prichsenstadt und in Kitzingen vor. Das Prichsenstädter Gelände liegt am Ende eines Gewerbegebiets, ist voll erschlossen, der Kaufpreis auf 234 000 Euro festgelegt.

Das Grundstück in Kitzingen liegt im Technologiepark conneKT bei Hoheim, nahe des Geländes des Luftsportclubs auf einem ehemaligen Schießplatz. Es kostet 130 500 Euro, plus 320 000 Euro für dessen Erschließung. Die Baukosten für ein Tierheim dort würden sich geschätzt auf gut 2,1 Millionen Euro summieren. Allerdings bietet sich hier eine Alternative: Der Grund könnte dem Tierschutzverein in Erbpacht überlassen werden und die Erschließung und die Kontrolle auf Kampfmittel würde der Grundeigner übernommen. Der Verein müsste die Abwasserklärung selber übernehmen, da ein Anschluss an die Kläranlage nicht möglich ist. Offen ist auch die Höhe der Erbpacht.
Anmerkung: Die Angaben zu den Baukosten für ein Tierheim in Kitzingen wurden im ursprünglichen Artikel verbessert.
Bei Umzug nach Prichsenstadt müsste der Verein sich neu finden
Mit der kurzfristig in die Diskussion gelangten Möglichkeit der Erbpacht hatten sich auch die Zahlen geändert: Die Investitionen in beide Standorte würden sich dadurch auf etwa gleichem Niveau bei rund 2,4 Millionen Euro bewegen. Das große Problem am Standort Prichsenstadt ist die Entfernung zu Kitzingen und die Frage, wie viele der Ehrenamtlichen, darunter auch viele der "Gassigeher", sich an einem "Umzug" beteiligen würden. Unter Umständen müsste sich der Verein komplett neu aufstellen.
Was, wie die derzeitige Entwicklung zeigt, gar nicht so einfach ist. Nach dem Rücktritt von von Crailsheim ist Vorsitzender Gerd Menche aktuell das einzige reguläre Vorstandsmitglied, sowohl Schriftführer als auch Kassier sind nur kommissarisch im Amt. Deshalb – auch um die weitere Arbeit wie bislang fortführen zu können – lautete der dringende Appell von Koordinator Harald Meyer an die Mitglieder, sich gerade jetzt im Verein stärker zu engagieren.
Vereinsvermögen soll bis auf kleine Rücklage in Neubau fließen
Nach dem Beschluss, weitere Verhandlungen zur Übernahme des Grundstücks in Kitzingen zu führen, entschied die Versammlung, beim Scheitern der Verhandlungen, das Tierheim zu schließen und eine Vermittlungsstelle für Hunde und Katzen einzurichten, für die ein Anwesen zu suchen ist. Prinzipiell aber tritt der Tierschutzverein als Bauherr für ein neues Tierheim auf, schließt einen entsprechenden Darlehensvertrag ab, dessen Schuldendienst allerdings die Gemeinden des Landkreises übernehmen. Das eigene Vereinsvermögen wird zur Finanzierung des Neubaus bis auf eine Rücklage von 100 000 Euro ausgeschöpft. Auch in den Folgejahren werden alle Eigenmittel, die diese Summe überschreiten, als Sondertilgung eingesetzt. Die laut Schönwetter knappe Rücklage dient zur Finanzierung der laufenden Kosten des Vereins. Die nötigen Verträge können vom Vereinsvorsitzenden unterzeichnet werden – allerdings wurden zuvor weitere Versammlungen zur Information über die weiteren Entwicklungen zugesagt.