Dettelbach setzt ein Zeichen: Als erste Stadt im Landkreis Kitzingen ist sie der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit" beigetreten. Der Stadtrat sprach sich in seiner Sitzung am Montagabend einstimmig für diesen Schritt aus, den Bürgermeister Matthias Bielek vorgeschlagen hatte.
Zum Hintergrund: Anfang Juli hatten sieben deutsche Städte – darunter Aachen, Hannover und Leipzig – den ersten Schritt gemacht, seither kommen immer mehr Städte und Gemeinden dazu. Das Ziel lautet nicht nur in Dettelbach: Die gesamte Stadt soll nach Möglichkeit zu einer 30er-Zone werden. Die Vorteile: Mehr Sicherheit, weniger Lärm – und der Umwelt tut es auch gut.
Um überall die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern einführen zu können, müssen jedoch Gesetze geändert werden. Je größer die deutschlandweite Initiative wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Änderungen auch kommen. Der Deutsche Städtetag in Berlin unterstützt die Initiative.
Änderung der Gesetze notwendig
Wie Bielek bei der Vorstellung der Idee betonte, sollten Städte die Möglichkeit haben, "Tempo 30 als verkehrlich, sozial, ökologisch und baukulturell angemessene Höchstgeschwindigkeit dort anzuordnen, wo sie es für sinnvoll erachten". Das geht derzeit nur bei den eigenen Straßen, bei Bundes- oder Staatsstraßen hätten die Städte kaum eine Handhabe. Deshalb brauche es "einen neuen straßenverkehrsrechtlichen Rahmen", sprich: andere Gesetze.
Wie Bielek weiter ausführte, würde die Raserei aktuell eher noch zunehmen. Selbst regelmäßige Kontrollen brächten "keine dauerhafte Verbesserung". Das Fahrverhalten habe sich – nicht zuletzt durch immer leistungsfähigere Autos – "sichtbar verändert". An Belegen dafür mangele es nicht: Vor einiger Zeit hatte sich die Stadt Geschwindigkeitsmessgeräte – so genannte Speed-Displays – angeschafft und misst seither an verschiedenen Orten. Bei der Auswertung schlackert dann so mancher im Rathaus mit den Ohren: Erst zuletzt wurde in der Schweinfurter Straße ein Autofahrer mit 139 Stundenkilometern gemessen, also 89 km/h mehr als erlaubt.
Raserei nimmt zu
Die Raserei sei längst ein Brennpunkt, der allerdings auf politischer Ebene bisher kaum erkannt werde. Es sei an der Zeit zu handeln, befand der Bürgermeister, schon um für die Anwohner "eine nachhaltige Verbesserung" zu erreichen.
Lieber heute als morgen würde Dettelbach in der Kernstadt beispielsweise im Bereich Schweinfurter Straße die 30 aufleuchten lassen. Wo der westliche Teil der Stadt mit dem Kern verbunden werde und viele Kinder und Senioren unterwegs seien, müsse auch auf einer Staatsstraße Tempo 30 möglich sein. Zumal sich in der Schweinfurter Straße ausgerechnet an der schmalsten Engstelle eine Arztpraxis befindet. Dort bestehe keine Parkmöglichkeiten: Jeder Patient muss also zu Fuß zur Arztpraxis – ohne einen Gehweg nutzen zu können.
Für Dettelbach gehe es zudem darum, den oft bestehenden Fleckerlteppich – wo sich 50 mit 30 abwechseln – in den Griff zu bekommen. Wenn ab Ortsschild generell 30 gelte, sei das für alle Beteiligten einfacher, betonte der Bürgermeister – und die Stadträte schlossen sich dem mit 18:0 an.