Mit dem Strom ist das so eine Sache: Wenn er erst einmal fließt, ist er kaum noch zu fassen. Ein flüchtiger Begleiter, der in unserer launigen Konsumgesellschaft mal mehr, mal weniger gefragt ist, verfügbar immer gerade dann, wenn er irgendwo mittels Photovoltaik, Windkraft oder Kernspaltung hergestellt worden ist. Florian Antwerpen möchte das ändern. Mit seiner Firma Kyon Energy will er helfen, Produktionsspitzen zu mildern oder den Mangel auszugleichen: durch Batteriespeicher, wie nun auch in Iphofen einer errichtet werden soll. Es wäre die erste Anlage ihrer Art im Landkreis Kitzingen, ausgelegt für 20 Megawatt elektrische Leistung, so viel, wie zehn mittelgroße Windräder unter Volllast liefern. Aber wie sicher sind solche Anlagen? Und warum finanziert sie Antwerpens junges Unternehmen nicht selbst?
Auf den Plänen, die Antwerpen am Montagabend im Stadtrat vorstellte, sieht man sechs garagenähnliche Objekte. Hinter dicken Mauern, ummantelt von Beton der dritthöchsten Feuerwiderstandsklasse F90, verbirgt sich ein spannungsgeladenes Innenleben: große Batteriezellen mit Nickel-Mangan-Kobalt-Füllung, die Technologie der Zukunft, wie Antwerpen erklärt. Um die Energiewende zu schaffen und die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, um Kohle- und Kernkraftwerke vom Netz nehmen zu können, sind hierzulande nach Worten des jungen Unternehmers noch viele solcher Anlagen nötig.
Für erneuerbare Energien braucht es Batteriespeicher
Energie soll dann zum Großteil aus Quellen kommen, die erneuerbar, aber eben auch unwägbar sind: der Sonne, die nicht immer scheint, und Wind, der nicht immer in gewünschter Stärke bläst. Um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen, braucht es Medien, die nicht benötigten Strom halten und bei Bedarf wieder abgeben: Batteriespeicher. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts, auf die Antwerpen sich bezog, geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 24 bis 84 Gigawattstunden Speicherkapazität erforderlich sind – je nach Anteil der Ökoenergie an der Stromerzeugung.
Das Segment der Großspeicher ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Experten vom Institut für Energie- und Klimaforschung des Forschungszentrums Jülich gehen deshalb davon aus, „dass die rasante Entwicklung in diesem Bereich bereits einen Sättigungspunkt erreicht hat und sich in der bisherigen Dynamik nicht weiter fortsetzen wird“. Antwerpen sieht indes einen „großen Markt“ und den Betrieb der Anlage durch Energielieferverträge „dauerhaft“ gewährleistet. Mindestens 25 Jahre soll sie laufen.
Die Frage nach der Notwendigkeit stellte sich im Iphöfer Rat allerdings gar nicht. Dort ging es eher um Aspekte der Sicherheit und Seriosität. Um das Finanzierungsmodell zu überblicken, bedurfte es schon gezielter Nachfrage des Dritten Bürgermeisters Jörg Schanow. So wird Kyon Energy nur das Grundstück im Gewerbegebiet zur Verfügung stellen und das Vorhaben projektieren, die Anlage selbst aber nicht finanzieren. Für die auf rund 13 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten soll ein regionaler Energieversorger aufkommen, in diesem Fall wohl die N-Ergie in Nürnberg, die Antwerpen offenbar als Partner gewonnen hat.
Warum die N-Ergie das Projekt nicht selbst abwickle, wollte Schanow wissen. Antwerpens Antwort: „Weil die Energieversorger in dieser Hinsicht eher träge sind und wir mit dem Konzept Vorreiter.“ Bislang habe Kyon, ein erst 2021 gegründetes Start-up mit Sitz in München-Grünwald, zwar noch kein einziges Speicherprojekt umgesetzt. Er selbst sei jedoch schon an acht solcher Vorhaben beteiligt gewesen.
Bis April 2022 könnte die Anlage in Betrieb gehen
Stimmt der Stadtrat dem Vorhaben zu, könnte Ende des Jahres mit dem Bau begonnen werden und die Anlage im April 2022 ans Netz gehen. Mit einer Leistung von 20,7 Megawatt sei sie eine der größten ihrer Art in Deutschland. Der Vorteil solcher dezentralen Batteriespeicher liegt für Antwerpen darin, dass sie am schnellsten auf Frequenzschwankungen reagieren und das Stromnetz stabilisieren können. Das helfe letztlich auch den Strompreis niedrig zu halten. Der Bonus für die Stadt: 70 Prozent der anfallenden Gewerbesteuer gingen nach Iphofen. Für Stadtrat Otto Kolesch ergibt das Projekt nur dann Sinn, wenn Iphofen die Chance habe, damit „eines Tages“ energieautark zu werden. Diese Hoffnung dämpfte Antwerpen allerdings, denn der gespeicherte Strom geht nicht direkt ins Iphöfer Netz.
Und dann waren da noch Sicherheitsbedenken. Die Anlage, 30 mal 40 Meter groß, würde unmittelbar neben einem Umspannwerk liegen. „Was passiert bei einem Brand?“, wollte Jürgen Kößler wissen. Die Anlage sei „sehr sicher“, von Beton umhüllt, klimatisiert und ständig überwacht, sagte Antwerpen.
Sollte es dennoch zu einem Feuer kommen, sei sie mit einer Löschgas-Vorrichtung ausgestattet. Sebastian Muth, Stadtrat und Mitglied der örtlichen Wehr, überzeugte das „nicht ganz“, weil bei Batteriebränden große Hitze entstehe. Die Module seien in sich geschlossen, schob Antwerpen nach, könnten bei Bedarf wie ein Aquarium geflutet werden, ohne dass Löschwasser nach außen dringe. Auch Stadtrat Norbert Melber sprach von einer „bewährten Technik. Wir stellen uns hier kein Kernkraftwerk hin.“ Wenn die Bedingungen passen und der Bauantrag bei der Stadt eingeht, könnte es bald mit dem Projekt losgehen.
Mit „20 Megawatt“ ist wohl die zu speichernde Energiemenge von maximal 20 Megawattstunden (MWh) gemeint.
Der Leistungsvergleich mit 10 großen Windkraftanlagen (WKA) und deren 20 Megawatt (MW) Spitzenleistung ist nur auf den ersten Blick beeindruckend wenn man weiß, dass die Energiemenge von 20 MWh von 10 WKA bereits nach einer Stunde Laufzeit erzeugt ist.
Nach einer Stunde wäre der Iphöfer Batteriespeicher somit randvoll.
Könnte man damit ggf. die Stadt Iphofen versorgen?
Iphofen verbraucht jährlich ca. 33000 MWh Strom, im Schnitt täglich also fast 90 MWh.
Ergebnis: Der Batteriespeicher wäre nach ca. 5 1/3 Stunden leer, an Werktagen mit hoher Last noch schneller.
Wollte man die maximale an einem Tag erzeugte Energiemenge nur eines einzigen Windrades bei einer Spitzenleistung von ca. 2 MW x 24 Stunden = 48 MWh speichern, dann wäre bereits eine Investion von 31 Mio Euro erforderlich, und hätte dann Strom für einen 1/2 Tag.
Wer verwehrt es denn z.B. den Rödelseern Kontakt mit Iphofen aufzunehmen ?
Aber rummosern, wenn beim Nachbarn was schneller geht.
Gab es denn z. B. Kontakte mit Iphofen, um sich bei dem geplanten Speichersee für die Winzer mit dranzuhängen ??? Nordheim und Sommerach machen es vor ??
Hinterher jammern die Winzer aus Rödelsee wieder, Ausserdem hätte man da ein komplettes Projekt aller Schwanberg-Winzergemeinden machen können.
Das sollte nicht unbedingt das Ziel einer solchen Anlage sein. Bedenken sollten die Stadträte eigentlich, welcher Typ von Batteriespeicher eingesetzt wird. Anstelle von Lithium-Ionen Batterien wäre der Einsatz von sog. Redox-Flow Batterien (VRF-Stromspeicher) wesentlich sinnvoller:
Kein Einsatz von seltenen Erden, keine Selbstentladung, kein Memory-Effekt, weitaus weniger giftige Elektrolyte, recyclingfähig und keine Selbstentzündung. Das eingesetzte Vanadium ist zudem eines der häufigsten Elemente der Erde. Nachteil: Gewicht und Größe - was bei einer Freiflächen-Anlage wohl keine Rolle spielen sollte.
Und - liebe Iphöfer Stadträte: Beim Einsatz von erneuerbaren Energien auch mal an andere denken.