
Allein trifft man Monika Klüpfel selten an. Meist hat sie einen großen Kasten im Schlepptau: ihr Cello. Seit einem halben Jahr leitet die 41-jährige Cellistin die Wiesentheider Musikschule. Die Vollblut-Musikerin erklärt im Interview, warum das Erbe ihres langjährigen Vorgängers Hans-Joachim Krämer kein Selbstläufer ist, "aber sehr reizvoll".
Monika Klüpfel (lacht): Ein bisschen schon, ja. Es ist wirklich meine Berufung und eine absolute Leidenschaft. Gerade ist das Cellospielen aber Luxus, weil die Zeit rar geworden ist.
Klüpfel: Es gibt aktuell einfach viel zu klären, und ich muss mich auch in Vieles noch einarbeiten. Klar ist außerdem, dass Corona einige gewachsene Strukturen kaputtgemacht hat.
Klüpfel: Früher hatte die Musikschule mal über 300 Schüler, jetzt sind es nur noch knapp 200. Was mir ein bisschen Bauchschmerzen macht, ist die musikalische Früherziehung (MFE), über die sonst viele Kindergartenkinder ihre Liebe zur Musik und zu einem Instrument entdeckt haben. Doch während Corona ging natürlich wenig in Sachen MFE.
Klüpfel: Das würde ich gerne, aber es gibt kaum Lehrkräfte. Ich suche händeringend nach Frauen und Männern, die MFE unterrichten können. Aber der Markt ist leer. Dem Studienbereich elementare Musikpädagogik fehlt es ein bisschen an Ansehen, denke ich. Es gibt nicht viele Studenten. Und die, die mit einem Abschluss die Hochschule verlassen, können sich die Sahnetöpfchen-Jobs aussuchen.

Klüpfel: Der Zeitgeist hat da schon einiges geändert. Viele beschäftigen sich nicht mehr über Jahre mit einem zeitintensiveren Hobby. Es fehlt manchmal auch an Sitzfleisch und dem Willen, sich damit auseinanderzusetzen, dass man nicht immer sofort Erfolg hat. Man braucht schon Durchhaltevermögen, um ein Instrument wirklich gut beherrschen zu lernen. Ich denke, dass viele Kinder dieses Durchhaltevermögen grundsätzlich schon hätten, aber durch Corona eben kaum Kontakt zur Musikschule hatten.
Klüpfel: Klar, finanzielle Sorgen sind bei vielen aktuell ein Thema. Aber es gibt auch Angebote und Möglichkeiten der Förderung, über das Landratsamt zum Beispiel. Außerdem ist unsere Musikschule ja ein eingetragener Verein, dessen Mitgliedsgemeinden die musikalische Erziehung fördern, sprich für jeden Schüler aus ihren Orten eine Gemeindeumlage bezahlen. Diese haben wir kürzlich von 350 auf 380 Euro erhöht. Ich sehe es so: Instrumentalunterricht ist eine Investition in das Kind, das dadurch automatisch ganz viele Skills mitbekommt: Durchsetzungsvermögen, sich über längere Zeit mit etwas beschäftigen können, sich auch mal zu überwinden und sich zu präsentieren, beim Vorspielen etwa – das alles gehört dazu. Und man hat ein Ventil. Nichts baut Stress so gut ab wie Musik.
Klüpfel: Oh ja! Fragen Sie mal meine Eltern! Oder meinen Mann und die Kinder . . .
Klüpfel: Ich habe das Gefühl, dass ich anderen damit etwas geben kann. Es bedeutet auch Arbeit und eine gewisse Anstrengung, sein Niveau zu halten. Aber dafür macht Musik einfach glücklich. Es gibt Musik, die Saiten in meiner Seele anzupft. Aber es gibt natürlich auch Melodien, die mich nicht so packen. Das ist eben bei jedem ein bisschen anders, zum Glück.

Klüpfel: Zum Beispiel die von Claude Debussy. Die gibt mir Seelenfrieden und erfüllt mich mit Glücksgefühlen.
Klüpfel: Hans-Joachim Krämer hatte gefragt: Moni, wäre das nichts für dich? Ich habe erst überlegt und die Sache mit meiner Familie besprochen. Schnell war dann klar: Ich bewerbe mich, weil es mich einfach reizt, in einer nicht leichten Zeit an der Spitze einer Musikschule zu stehen. Ich möchte den Menschen zeigen, wie toll Musizieren ist, insbesondere das gemeinsame Musizieren.
Klüpfel: Gemeinsam mit meinen 15 Lehrkräfte-Kolleginnen und -Kollegen habe ich viele Ideen entwickelt. Am Praktikabelsten wäre sicher ein Sommerfest, zu dem wir alle an Musik Interessierten einladen. Eine Kooperation mit einem Seniorenheim steht an. Irgendwann, wenn es finanziell machbar ist, soll eine Zauberharfen-Gruppe gegründet werden. Mir schwebt auch eine Projektgruppe mit Kindern und Eltern und anderen Interessierten vor, die ein Instrument spielen können – quasi ein Orchester auf Zeit.