Herbert Baier ist ein Corona-Gewinner. Die Pandemie hat seiner Schreinerei geholfen. In seinem Betrieb im kleinen Geiselwinder Ortsteil Hutzelmühle produziert Baier seit drei Jahren Rahmen aus Holz für Brotbackformen zum Selberbacken. Baier liefert sie an einen Kunden, der sie hauptsächlich über das Internet unter dem Produktnamen "Bax in Holz" vertreibt.
Die Nachfrage nach den rechteckigen Holzkästchen hat sich gerade in den letzten Monaten deutlich erhöht, ja verdreifacht, wie Baier erzählt. Der Boom ist wohl darauf zurückzuführen, dass viele Menschen während der Pandemie viel mehr Zeit zu Hause verbrachten und sich dort beschäftigen mussten. "Da haben die Leute angefangen, selbst Brot zu backen." So erklärt es sich Herbert Baier.
Das eigene Brot steht in Corona-Zeiten hoch im Kurs
Tatsächlich scheint das Selbermachen, gerade bei Lebensmitteln, richtig im Trend zu liegen. Die Schlagzeile auf einer Internetplattform Anfang des Jahres lautete: "Zeit und Mehl im Überfluss: Brotbacken ist der Corona-Trend." In Zeitschriften oder in Videos wurden Anleitungen dazu gegeben. Mittlerweile zwingt die Pandemie zwar nicht mehr zum Daheimbleiben, das eigene Brot steht aber weiterhin bei vielen hoch im Kurs. Das merkt Schreinermeister Baier, der gerade dabei ist, die nächsten rund 600 Formen aus dem angelieferten frischen Buchenholz zu sägen und selbst zu fertigen. "Bis Ende des Jahres dürften wir dann bei 6000 Formen sein", sagt er. Das wären dann dreimal so viel, wie im Jahr zuvor.
Ein Werkstattbesuch im Ortsteil Hützelmühle. Baiers Betrieb besteht aus einer Meisterin, zwei Auszubildenden und ihm selbst und fertigt Produkte aus Massivholz. Das sind hauptsächlich Möbel, auch mal ganze Zimmer, alles nach Maß. "Wir sind eine ganz klassische Schreinerei", sagt der Chef, der vor 30 Jahren daheim in Füttersee angefangen hat. Seit 2003 ist er in der Hutzelmühle. Die Backformen sind für ihn "ein schönes Zubrot", das mittlerweile bis zu einem Viertel seines Umsatzes ausmacht.
Durch einen Zufall wurde er auf den Erfinder des Ganzen aufmerksam. Ein Tüftler aus Augsburg, Jochen Wallner, hatte die Idee und produzierte die Formen zunächst im kleinen Format in der eigenen Garage. Die Nachfrage nahm zu, Wallner suchte eine Schreinerei – und wurde fündig. "Wir sind 2017 über einen gemeinsamen Bekannten zusammengekommen", erzählt Baier vom glücklichen Umstand.
Nach einigen Gesprächen beschlossen die beiden, das Projekt gemeinsam anzugehen. Die Formen sind aus Buchenholz vom Steigerwald. "Das unbehandelte Holz ist optimal", erklärt der Schreinermeister, "weil es stabil und geschmacksneutral ist. Es hat kein Harz und keine Gerbsäure." Die Eckverbindungen werden mit Nägeln aus Edelstahl zusammengebaut, das halte die hohen Temperaturen im Backofen aus.
Regional und nachhaltig sei das Produkt – darauf habe man von Beginn an Wert gelegt, so Baier. Das stellt der Händler auch auf seiner Internetseite heraus. Das Rohmaterial stammt aus der unmittelbaren Umgebung, "ehrliches, natürliches Holz ohne Zusätze, Leime, Kleber oder Chemie: Für gesundes, knuspriges Brot ohne bedenkliche Rückstände an der Kruste", wie es heißt.
Die Holz-Backformen gibt es in zwei gängigen Größen
Herbert Baier hat seine Schreinerei mittlerweile so ausgelegt, dass die Fertigung auf die Kästchen abgestimmt ist. Gleich nach dem Eingang steht die Kreissäge, an der das angelieferte Holz geschnitten wird. Etwas weiter wird geschliffen, noch einmal zurecht geschnitten, es folgt die Spannvorrichtung und das Nageln. Zu einzelnen Schritten hat sich Baier Modelle gebaut.
Die fertigen Holz-Backrahmen gibt es in zwei Größen: einmal 31 mal 25 Zentimeter, die andere ist mit 15 mal 25 Zentimeter etwas kürzer. Wer will, kann sie im Set mit einem Pinsel und dem Öl zum Einölen des Holzes kaufen, aber auch einzeln. Mit dem Vertrieb hat die Geiselwinder Schreinerei nichts zu tun, sie liefert nur die Rohware zum Auftraggeber. Dieser vertreibt sie fast ausschließlich übers Internet, aber auch über einige kleinere Hofläden.
Das Backen ist das Hobby von Herbert Baiers Tochter Julia. Sie führt das "Schreiner-Café", in der Hutzelmühle. Dort werden das Büro und der Ausstellungsraum an zwei Sonntagen im Monat zum Café, zum Treffpunkt zwischen Geiselwind und Aschbach. Die Kuchen und Torten bäckt sie selbst. Das komme gut an bei den Gästen, sagt sie.
Erst 2019 eröffnete Julia Baier das Café wieder, das 2006 ihre Mutter ins Leben gerufen hatte. Nach anfänglichen Bedenken, ob sie die Aufgabe zusätzlich zu ihrem Beruf als Erzieherin schaffe, ist sie heute froh, dass sie die Idee ihrer früh verstorbenen Mutter Martina weitergeführt hat.
Die Leidenschaft fürs Backen hat Julia Baier wohl von ihrer Mutter geerbt, die aus einer Bäckerei stammte. Acht bis zehn Kuchen bietet sie an. Wenn am Sonntag geöffnet ist, wird am Freitag und Samstag vorher eifrig gebacken. Vielleicht wird sie künftig ab und zu ein Frühstücksbuffet anbieten, doch das Café soll nur Hobby bleiben. Natürlich hat Julia Baier auch das Brotbacken mit den Formen ihres Vaters ausprobiert. Ihre Erfahrung: Die Sache funktioniere einwandfrei.