
Zwei vorne gebogene Holzbretter, ein paar Nägel, ein Lederriemen, vermutlich aus einem alten Stück Zaumzeug: Ganz einfach gemacht ist das paar Skier, das Nicolas Jagla vorsichtig in eine Vitrine legt. Es ist eines von mehreren Stücken, das der Leiter des Kirchenburgmuseums Mönchsondheim aus dem Depot geholt hat, um die Sonderausstellung dieses Jahres zu ergänzen. Sie trägt den Titel "Sport – Eure Geschichten aus Unterfranken".
Auf den ersten Blick mag man erstaunt sein darüber, ausgerechnet etwas über Sport in einem Freilandmuseum zu finden, das Einblick in das Leben auf dem Land in längst vergangenen Tagen gibt. "In der traditionellen Agrarwirtschaft hat Sport keine Rolle gespielt", sagt Museumsleiter Jagla. Auf den Feldern, im Wald, beim Versorgen der Tiere und auch im Haushalt gab es genug der körperlichen Anstrengung. Hätte jemand den Menschen damals gesagt, dass man heute durch die Gegend rennt oder gar Geld ausgibt, um sich körperlich auszupowern, sie hätten mit Sicherheit die Köpfe geschüttelt.

Trotzdem finden sich im Depot des Kirchenburgmuseums auch Stücke, die zum Thema Sport passen. Die Skier zum Beispiel. Alte Rollschuhe. Kufen, die man sich unter die Schuhe schnallte, um übers Eis zu gleiten. Hölzerne Kegel in verschiedenen Größen. Holzreifen, die man mit Stöckchen über die Wege trieb. Und, ach ja: Die Ausstellung ist im früheren Tanzsaal untergebracht, auch wenn der Tanz damals weniger als sportliches, sondern vielmehr als gesellschaftliches Element gesehen wurde.
Spannende Geschichten
Der Großteil der Stücke hat allerdings nichts mit dem früheren Leben in dem kleinen Iphöfer Ortsteil zu tun. Die Sonderausstellung wurde von der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks in Zusammenarbeit mit dem Museum für Franken und den Museen Schloss Aschach erstellt. Aufgeteilt in vier Räume – Vereinsheim, Umkleideraum, Wohnzimmer und Sportplatz –werden spannende, schöne und außergewöhnliche Sport-Geschichten aus Unterfranken erzählt.
Von Erfolgen wie den Meistertiteln, die Segnitzer Faustballer über die Jahrzehnte sammelten. Von Aufregern wie den sieben roten Karten im Fußballspiel zwischen Obernbreit und Gelchsheim im Jahr 1990. Von gesellschaftlichen Schranken früherer Zeit, als die junge Mathilde Franz sich nicht mehr zu schwimmen traute, weil der Pfarrer ihr und ihren Freundinnen in der Sonntagspredigt vorwarf, ihr Verhalten widerspräche Moral und Anstand.

Während die meisten Tafeln in einem freundlichen Orange umrahmt sind, stechen einige mit dicken, schwarzen Rändern hervor. Die Schattenseiten des Sports, sie sollen nicht ausgespart bleiben. Bestechung zum Beispiel. Missbrauch. Homophobie.
Inklusion spielt eine Rolle
Auch die Inklusion spielt in der Ausstellung eine Rolle. Wieder so ein Punkt, an dem man sich fragt, wie das mit den alten Gebäuden mit niedrigen Decken, steilen Stiegen, ausgetretenen Stufen und hohen hölzernen Schwellen zwischen den Räumen zusammenpasst. Die Ausstellung ist inklusiv konzipiert, soll von Besuchern mit und ohne Behinderung besucht werden können. "Wir wollen zeigen, dass uns Inklusion wichtig ist", sagt Museumsleiter Nicolas Jagla.
"Wir wollen niemanden ausschließen." Rollstuhlfahrer werden sich wohl schwer tun, in die Ausstellungsräume im ersten Stock des alten Gasthauses Schwarzer Adler zu kommen. Für Sehbehinderte aber gibt es an mehreren Stellen Erklärungen in Blindenschrift. Blindenfußball wird am Beispiel des Würzburger Teams erläutert. In Filmbeiträgen über außergewöhnliche Sportarten werden auch zwei Para-Sportarten vorgestellt.

An den Umständen in den alten Gebäuden lässt sich nicht viel ändern. Das künftige Museumspädagogische Zentrum dagegen ist tatsächlich inklusiv geplant. Im Laufe des Sommers soll der Umbau eines alten Hofes mit Gasthaus fertig werden, die Suche nach einem Pächter läuft. Ein Großprojekt, das unter dem früheren langjährigen Museumsleiter Reinhard Hüßner begonnen wurde und das der neue Leiter nun hoffentlich bald abschließen darf.
Anfang April 2022 hat er sein Amt angetreten, ein "Übergangsjahr" liegt jetzt hinter ihm, wie er sagt. Er hat sich eingearbeitet, das Museum und die Dorfbewohner haben ihn kennengelernt. "Ohne die Bürger geht es nicht", weiß Jagla genau, vor allem für die Feste und Aktionen braucht es viele helfende Hände. Zumal das Interesse der Besucher nach den Corona-Beschränkungen wieder deutlich angestiegen ist. Schon lange vor Beginn der Saison sind viele Anfragen für Gruppenbesuche und Führungen eingegangen und gleich am Osterwochenende kamen mehrere hundert Besucher.

Wer in diesem Jahr kommt, kann neben dem Leben im Dorf auch das im Sport erkunden, und zwar mit allen Sinnen. Wie fühlt sich Kunstrasen an? Wie riecht der Sport? Welche Geräusche gehören zu welcher Sportart? Es gibt viele Anregungen zum Mitmachen: Wem würde man selbst einen Pokal verleihen? Was sind die besten Ausreden der Sportmuffel? Für Kinder gibt es ein Sportquiz. Und auch beim Familienfest am 7. Mai wird der Sport eine besondere Rolle spielen.

Info: Die Sonderausstellung "Spo(r)tlights aus der Region" ist vom 15. April bis zum 3. Dezember im Kirchenburgmuseum Mönchsondheim zu sehen. Kuratorin Daniela Kühnel bietet zudem zwei Führungen an: am Sonntag, 4. Juni, sowie am Sonntag, 3. September, jeweils um 14 Uhr.
