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Rödelsee
Schwanberg: Schlimmer Wasserschaden drängt Café-Frage zurück
Wie das Geistliche Zentrum in einer Juli-Nacht in eine Notlage geriet: 45 000 Liter Wasser beschädigten große Teile des Schwedenflügels im Schloss auf dem Schwanberg.
Wasserschaden auf dem Schwanberg: Die Feuerwehr musste das Wasser abpumpen. 
Foto: Volker Heß | Wasserschaden auf dem Schwanberg: Die Feuerwehr musste das Wasser abpumpen. 
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:04 Uhr

Wie geht es weiter mit dem Café auf dem Schwanberg? Diese Frage beschäftigt viele, die sich gerne auf dem Berg, von manchen als heilig bezeichnet, aufhalten. Mit der gastronomischen Zukunft setzt sich auch das Geistliche Zentrum auseinander, sieht doch Ute Hellwig, Geschäftsführender Vorstand, eine Notwendigkeit für ein Café. Aber momentan hat sie größere Sorgen: ein schlimmer Wasserschaden im Schloss. So langsam erst steht das Ausmaß fest. Bis alles wieder normal lauf, braucht es Zeit.

Der Reihe nach: Es war die Nacht zum 12. Juli dieses Jahres. Ab etwa 1 Uhr flossen laut Ute Hellwig wegen einer defekten Rohrverbindung rund 45 000 Liter Wasser in gut sechs Stunden vom zweiten Obergeschoss des Schwedenflügels in das Schlossgebäude, bevor der Schaden entdeckt wurde. Keller und Kaminsaal standen da bereits unter Wasser. Die Feuerwehr aus Rödelsee rückte an, und pumpte das Wasser ab.

Den Schaden, der bereits entstanden war, bezeichnet Ute Hellwig als immens. Mehrere Zimmer im Schwedenflügel, der Schlosstreff, die Schlossküche mit Lagerräumen, der Keller und das große Kamingewölbe waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Unter Wasser stand auch die elektrische Versorgung der Küche, der Waschküche und des Fahrstuhls.

Alles wieder Baustelle

Eine Fachfirma begann sofort mit dem Aufstellen von Trocknungsgeräten. Doch damit ist der Schaden nicht wirklich zu beheben. Über die notwendigen Arbeiten berieten Sachverständige, Statiker und Architekten in Absprache mit dem Denkmalschutz.

Vor vier Jahren erst waren die Zimmer im zweiten Obergeschoss renoviert worden, jetzt ist alles wieder Baustelle. Im großen Kamingewölbe, in dem man sich nach Aussage des Pressesprechers Philipp Sommerlath wie in einer Tropfsteinhöhle gefühlt hatte, so war das Wasser aus dem Deckengewölbe gekommen, kann man das Tonnengewölbe nicht öffnen. Der Sandstein und die Schüttung über dem Gewölbe sind aber durchnässt, Schimmelbildung ist bereits da. Die Trocknung des Jahrhunderte alten Gewölbes muss langsam erfolgen, um Risse zu vermeiden.

Den Boden im zweiten Obergeschoss, das sich über dem Gewölbe befindet, ein Stück weit zu öffnen und Menschen dann darunter kriechen zu lassen und das Material nach oben zu befördern, sei zu gefährlich, erläuterte Ute Hellwig im Gespräch mit dieser Zeitung. Deshalb hätten die Fachleute entschieden, das zweite Obergeschoss komplett zu entkernen. Das heißt: Alles wurde ausgeräumt, Wände und der Boden werden entfernt. Mittlerweile ist ein Minibagger im Einsatz.

Das Kamingewölbe stand knöcheltief unter Wasser.
Foto: Andrea Rickel | Das Kamingewölbe stand knöcheltief unter Wasser.

Speisesaal fehlt

Neben des Wegfalls von sieben Zimmern fehlen das Kamingewölbe als Speisesaal, der in die Schlosskapelle verlegt wurde, und der Schlosstreff. Mancher Seminarraum kann wohl wegen des Baulärms nicht besetzt werden, beschreibt Ute Hellwig die Ausmaße.

Erst wenn alles entkernt ist, beginnt die Trocknungsphase. Wie lange das dauert? "Keiner weiß es", sagt Ute Hellwig. Das sei unkalkulierbar. Danach beginnt erst die Instandsetzung. Zwölf Monate ab Schadenseintritt übernimmt den Einnahmeausfall eine Betriebsunterbrechungsversicherung. Länger nicht. Auch die Gebäudeversicherung wird den Schaden wohl nicht zu 100 Prozent übernehmen. Mittlerweile spricht man von einer siebenstelligen Summe.

Für die Seminarteilnehmer bedeutet das Ereignis, viel Geduld aufzubringen, zumal Zimmer auch nicht mehr mit dem Fahrstuhl zugänglich sind. Auch den eigenen Mitarbeiter verlangt die Situation viel ab. Alles sei von den Mitarbeitern gut gemeistert worden, lobt Elke Brenner vom Geistlichen Zentrum. "Nach dem Schadenseintritt hätten alle Hand in Hand gearbeitet", freut sich Sommerlath, denn das Essen zum Beispiel sei in Wellen im Schullandheim serviert worden.

Essen ist ein gutes Stichwort fürs Café. "Wir haben gerade eine andere Baustelle", erklärt Ute Hellwig mit Blick auf den Wasserschaden. Die Höhe der Summe, die das Geistliche Zentrum da tragen müsse, sei noch nicht absehbar. Absehbar ist aber, dass nach Ablauf des Pachtvertrags in das Café eine hohe Summe im sechsstelligen Bereich investiert werden müsse - nämlich in eine Sauber- und Schmutzküche, mehrere Kühlkammern, Personaltoiletten oder Ausstattung, zählt Ute Hellwig auf.

Trocknungsgeräte stehen nun im Kamingewölbe. Die Sorgenfalten ob des Schadens sind bei (von links) Ute Hellwig, Elke Brenner, Philipp Sommerlath und Hausmeister Heinz Zippelius groß.
Foto: Gerhard Krämer | Trocknungsgeräte stehen nun im Kamingewölbe. Die Sorgenfalten ob des Schadens sind bei (von links) Ute Hellwig, Elke Brenner, Philipp Sommerlath und Hausmeister Heinz Zippelius groß.
"Ich hätte auch gerne ein Café weiter auf dem Schwanberg."
Ute Hellwig, Geschäftsführender Vorstand

"Ich hätte auch gerne ein Café weiter auf dem Schwanberg", bekennt Ute Hellwig. Jetzt habe aber das Schloss für das Geistliche Zentrum Priorität und die 70 Arbeitsplätze. "Wir müssen alles tun, um den Betrieb zu erhalten, unsere Aufgabe zu erfüllen", nennt Ute Hellwig die Kernaufgabe. Gleichwohl überlegt sie, wie die Zeit ohne Café überbrückt werden kann, vor allem für Trauergruppen.

Eine Lösung für die Zukunft hat sie noch nicht. Das sei aber auch ein Thema für eine Gesprächsrunde mit Communität, Iphofen und Rödelsee. Denn das Geistliche Zentrum müsse nicht unbedingt selbst ein Café vorhalten. Das könne auch ein anderer Träger machen. Vielleicht, aber das sind nur Ideen, lasse sich das im Gutshof verwirklichen, vielleicht auch mit einem Anbau an das Forsthaus, neben dem sich der Biergarten befindet.

Für die Entkernungsarbeiten wird mittlerweile auch ein Minibagger eingesetzt.
Foto: Heinz Zippelius | Für die Entkernungsarbeiten wird mittlerweile auch ein Minibagger eingesetzt.
 
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