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Iphofen
Schmerzgrenze erreicht? So viel kostet eine Hochzeit oder Privatfeier schon jetzt in der Iphöfer Karl-Knauf-Halle
Obwohl die Hallengebühren erst 2021 gestiegen sind, zahlt die Stadt bei Veranstaltungen weiter kräftig drauf. Was heißt das für die künftige Nutzung?
Die Karl-Knauf-Halle wird regelmäßig für Veranstaltungen, Tagungen und Feiern gebucht – und die Stadt Iphofen zahlt wohl meistens drauf.
Foto: Karl Castell-Rüdenhausen | Die Karl-Knauf-Halle wird regelmäßig für Veranstaltungen, Tagungen und Feiern gebucht – und die Stadt Iphofen zahlt wohl meistens drauf.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Das Jubiläum ist in der Hektik des Alltags gänzlich untergegangen. Dabei strahlt über der Iphöfer Karl-Knauf-Halle seit diesem Jahr ein Silberstreif. 1998, also vor einem Vierteljahrhundert, hat die Sport- und Veranstaltungshalle ihren Betrieb aufgenommen. Und man darf gratulieren: Sie ist eine Erfolgsgeschichte, wird gut gebucht und gerne genutzt: von Vereinen, Verbänden, Unternehmen und Feierwütigen. Ein Schnäppchen aber ist sie nicht – weder für die Stadt, die jährlich ein hübsches Sümmchen dazuschießen muss, um das Defizit aufzufangen, noch für potenzielle Mieter, für die es bald noch teurer werden könnte.

Es sollte am Montagabend nur um eine schrittweise Erneuerung der in die Jahre gekommenen Licht- und Tontechnik gehen. Bürgermeister Dieter Lenzer hatte die Ratssitzung dafür kurzerhand in die Veranstaltungshalle gelegt – um den Stadträten zu demonstrieren, "was alles möglich wäre". Doch all die lichten Ideen wurden am Ende von einer Frage überstrahlt, die Dritter Bürgermeister Jörg Schanow wie ein grelles Spotlight in den Raum warf: Was wird das alles die Stadt – und letztlich die Nutzer – kosten?

Vor den Veranstaltungen hilft manchmal nur Beten

Möglich ist in der Halle vieles – das hat Elektro- und Veranstaltungstechniker Michael Kleinschroth dem Stadtrat am Montag anschaulich demonstriert. Hier zwei neue Lautsprechersäulen, dort ein paar moderne Mikros und an der Decke den einen oder anderen effizienteren Strahler. Denn es ist ja so: Die Funkmikrofone nutzen Frequenzen, die zum Teil gar nicht mehr erlaubt sind, die Scheinwerfer produzieren mehr Wärme als Licht, und was die riesigen Mischpulte angeht, "da beten wir vor den Veranstaltungen schon immer, dass sie noch funktionieren", so Kleinschroth. Er bietet der Stadt mit seiner Firma ein Gesamtpaket an, das Veranstaltungen in ein zeitgemäßes Licht rückt und mit dem man nebenbei noch den richtigen Ton trifft. Bedienerfreundlich für den jeweiligen Veranstalter und ein Vergnügen fürs kulturbeflissene Publikum.

Alle zwei Jahre findet in der Halle die Fränkische Feinschmeckermesse statt.
Foto: Eike Lenz | Alle zwei Jahre findet in der Halle die Fränkische Feinschmeckermesse statt.

In den vergangenen Jahren haben die Misstöne spürbar zugenommen. Während Bürgermeister Lenzer "einige Wehwehchen" diagnostizierte, wurde die städtische Tourismuschefin Claudia Bellanti deutlicher. "Hinter den Kulissen" kämpfe man immer mehr mit der Technik. Angesichts der vielen Provisorien und Kompromisse sprach Bellanti von "abenteuerlichen Konstruktionen". Es werde "irgendwas gebastelt bis gepfuscht", und das sei "keine gute Entwicklung". So stellte es auch Stadtrat Andreas Müller dar: "Mit schlechter Ton- und Lichtqualität kann man jede Veranstaltung kaputt machen."

Gibt es eine besser ausgestattete Halle im Landkreis?

Ganz so düster mochte Dritter Bürgermeister Schanow die Sache nicht sehen. "Wir sind uns einig, dass keine Halle im Landkreis so gut ausgestattet ist wie unsere", stellte er nur halb fragend in den Raum. Und erntete Widerspruch. "Die Alte Synagoge in Kitzingen!" Schanow aber ging es darum, ein eher im Dunkeln gelassenes Problem auszuleuchten. Wie hoch denn das Defizit der Stadt bei Veranstaltungen in der Halle sei, wollte er vom Bürgermeister wissen – und zeigte sich erschrocken, als er erfuhr, dass die Kosten nur zu 35 bis 40 Prozent gedeckt seien. Es gebe viele Auswärtige, die "scharf auf die Halle" seien, so Schanow. Da könne man ein solches Defizit "gegenüber unseren Bürgern" nicht vertreten.

Auch den Faschingsnarren bietet die Veranstaltungshalle eine Heimat, doch die Technik – Licht und Ton – sind in die Jahre gekommen.
Foto: Eike Lenz | Auch den Faschingsnarren bietet die Veranstaltungshalle eine Heimat, doch die Technik – Licht und Ton – sind in die Jahre gekommen.

Für Schanow ist nach dieser Rechnung klar: Die Mieten müssen rauf. Dabei hat die Stadt sie erst 2021 erhöht. Ortsansässige Vereine und Veranstalter zahlen heute schon 230 Euro am Tag, bei Tagungen sind es 320 Euro, auswärtige müssen sogar 350 und 490 Euro zahlen. Und wer als Ortsansässiger im Veranstaltungssaal seine Hochzeit oder seinen Geburtstag feiern will, kommt nicht unter 1200 Euro davon. "Wir sind schon an der Schmerzgrenze", sagte Tourismuschefin Bellanti. Bei Bürgermeister Lenzer rannte Schanow indes offene Türen ein. "Es ist völlig legitim, nach drei Jahren wieder über eine Preisanpassung nachzudenken." Die Halle bleibt also zunächst in helles Licht getaucht – so oder so.

 
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