Eine Öffnung des Volkacher Freibades in der Sommersaison 2020, selbst in einer höchst abgespeckten Form – das wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nach nicht geben. Die Zeit der Flickschusterei am 1967 eröffneten und 20 Jahre später sanierten Bades ist vorbei. Weder Bauhofleiter Harald Troll als Betriebsleiter noch seine Bademeister werden für eine "Inbetriebnahme des Freibades Volkach" unterschreiben. Bleibt nur die Generalsanierung, wie sie im Gutachten der deutschen Bädergesellschaft vorgeschlagen wird.
Über das Gutachten wird sich am Montagabend der Stadtrat den Kopf zerbrechen. Vorab war es Freitagnachmittag am runden Tisch im Ratssaal von Bürgermeister Peter Kornell, den Spitzen der Verwaltung, einigen Stadträten und dem Förderverein auf dessen Bitte hin besprochen worden.
Gut eineinhalb Stunden lang drehte sich alles um die Frage, wie das Freibad zumindest in seiner jetzigen Form (Nichtschwimmer- und Planschbecken in Betrieb) im Sommer 2020 weitergeführt werden kann. Gar nicht, war die Quintessenz der Debatte. Der Geschäftsleiter Gerhard Wagenhäuser hatte vor dem runden Tisch mit einem der Gutachter telefoniert, "und der rät dringend davon ab, das Bad zu öffnen". Selbst der vermeintlich einfachen Arbeit, die Fugen des Beckenbodens des Nichtschwimmerbeckens neu zu verfugen, erteilte Kornell eine klare Absage. "Diese Fugen sind an vielen Stellen unten drunter hohl, da hilft auch kein Verfugen", sagte er.
Generalsanierung statt Flickschusterei
Was ihn wundert: in den vergangenen Jahren seien immer wieder Beschwerden über das "marode Bad" an ihn herangetragen worden, sagte er, "und plötzlich heißt es, so schlimm sei es doch gar nicht". Der Gaibacher Ortssprecher Holger Scheidig hatte noch deutlich die Worte von Elmar Datzer im Kopf, der das Bad hatte herrichten wollen. "Er sprach anschließend von einem ,Himmelfahrtskommando‘ und dass er langfristig eine Generalsanierung und keine Flickschusterei bevorzuge", zitierte Scheidig Datzer sinngemäß.
Tanja Langer vom Förderverein sollte später von einem "vernichtenden Gutachten" sprechen, das alle Hoffnungen auf einen "organisierbaren und finanzierbaren Weg für eine Öffnung" zunichte gemacht hätte. Sie hatte sich mit den ebenfalls anwesenden Vorstandsmitgliedern noch vor dem Gutachten akribisch auf den runden Tisch vorbereitet und auch mehrere Vorschläge mitgebracht, wie im Sommer hätte geschwommen werden können.
Für die Schwimmer zum Beispiel hätten im 1,30 Meter tiefen Nichtschwimmerbecken zwei Bahnen abgesperrt werden können, so dass die Frühschwimmer (10 bis 12 Uhr) nicht ins Hallenbad hätten ausgelagert werden müssen. Es habe in der Vergangenheit sehr viele verschiedene Öffnungs-Modi gegeben, so Kornell, "das war immer ein enormes Hin und Her der Bademeister und des gesamten Personals".
Zwar fand ein Vorschlag von Herbert Römmelt, das Gelände als Freizeitbereich zu nutzen, die Wasserbecken zu sperren und das Kinderbecken in Betrieb zu lassen, den Beifall des Fördervereins. Auch die Idee aus Reihen des Vereins, das Planschbecken als großen Sandkasten umzubauen, fand dort Sympathie. "Aber dann machen wir uns so lächerlich, dass wir Besuch von der Redaktion von ,quer‘ bekommen", erteilte Kornell dem Vorschlag eine glatte Absage. Er verwies auf den Spielplatz an der Fahrer Straße, der gern auch von Familien genutzt wird.
Entscheidet erst der neue Stadtrat?
Selbst wird er ab 1. Mai kein Bürgermeister mehr sein, und der Stadtrat wird nach der Kommunalwahl sehr wahrscheinlich ein anderes Gesicht haben. "Deshalb kann, will und darf ich überhaupt nichts mehr entscheiden, weil ich meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin keine so große Bürde auflasten kann, will und darf", betonte Kornell immer wieder. Ob der Rat am Montagabend über die Generalsanierung beschließen oder wohl erstmal nur darüber reden will, entscheidet sich in der Sitzung.