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Wiesenbronn
Rund um die Uhr einkaufen: Der Wiesenbronner Krämerladen wird zum Pionier eines modernen Geschäftsmodells
Was tun, wenn sich nicht genug Personal finden lässt? Das Krämerladen-Team geht einen innovativen Weg.  Sein Hybrid-Dorfladen ist bald 24 Stunden pro Tag geöffnet.
Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Egal, denn künftig kann man ja in Wiesenbronn rund um die Uhr einkaufen. Claudia Djuren, Geschäftsleiterin des Krämerladens, ist gespannt, wie die Kunden das neue Angebot annehmen werden.
Foto: Diana Fuchs | Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Egal, denn künftig kann man ja in Wiesenbronn rund um die Uhr einkaufen.
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Johannes Graf will allen Ängsten vorbeugen. "Das Wichtigste ist: Niemandem wird etwas weggenommen. Der 24-Stunden-Einkauf ist ein zusätzliches Angebot." Grafs Unternehmen Igros beliefert Dorfläden. Mit den Wiesenbronner Krämerladen-Geschäftsleiterinnen Claudia Djuren und Christiane Pötzl hat er überlegt, wie man der "riesigen Personalprobleme" Herr werden könnte. Das Ergebnis: Der Wiesenbronner Treffpunkt mitten im Dorf wird zu einem der ersten Geschäfte im weiten Umkreis, die rund um die Uhr geöffnet sind.

"Vormittags bleibt der Laden mit unserem bekannten Team offen wie immer", erklärt Claudia Djuren. Neu ist: "Durch den Einbau von entsprechender Technik werden wir am 15. Juli zu einem Hybrid-Dorfladen, in dem man nicht nur dann einkaufen kann, wenn Personal hinter der Theke steht, sondern 24 Stunden pro Tag." 

Bankkarte oder Handy-App ermöglichen den Eintritt

So ziemlich alles kann man im Wiesenbronner Krämerladen künftig 24 Stunden pro Tag einkaufen, nur die kleine Lia nicht. Die ist – das neue Kassendisplay zeigt es an – einfach unbezahlbar.
Foto: Diana Fuchs | So ziemlich alles kann man im Wiesenbronner Krämerladen künftig 24 Stunden pro Tag einkaufen, nur die kleine Lia nicht. Die ist – das neue Kassendisplay zeigt es an – einfach unbezahlbar.

Wie das geht? "Wir haben ein Einlass-System eingebaut", erklärt Johannes Graf. Künftig könne jeder, der eine Bankkarte besitzt oder dessen Handy über eine Bezahl-App verfügt, die Ladentür damit öffnen, sich in Ruhe die gewünschten Waren aussuchen und dann an der neuen Kasse deren Strichcodes scannen. "Dann noch bargeldlos bezahlen – fertig." Der einzige Unterschied zum Normalbetrieb mit Menschen sei: "Harte Spirituosen und Tabak gibt es beim personallosen Einkauf nicht; diese Waren verschließt das Team, wenn es den Laden verlässt."

"Fachkräfte fehlen an allen Ecken und Enden."
Claudia Djuren, Marktleiterin im Krämerladen

Riesige Personalprobleme? Claudia Djuren bestätigt, dass es in den letzten Monaten "verdammt schwer" gewesen sei, den Betrieb aufrecht zu erhalten. "Fachkräfte fehlen einfach an allen Ecken und Enden."  Sie und Christiane Pötzl (aktuell in Elternzeit) freuen sich auf die Zukunft. "Unser Komplettsortiment bleibt erhalten. Und sobald wir vom Team den Laden verlassen, liegen Fleisch- und Wurstpakete unseres Metzgers in der Kühlung und auch der Bäcker packt Brötchen für die späteren Kunden ab."

Laden ist vollständig mit Kameras überwacht

Ein gutes Team: Der Krämerladen Wiesenbronn wird von Igros beliefert und nun auch beim 24-Stunden-Einkaufserlebnis unterstützt.
Foto: Diana Fuchs | Ein gutes Team: Der Krämerladen Wiesenbronn wird von Igros beliefert und nun auch beim 24-Stunden-Einkaufserlebnis unterstützt.

Im Unterschied zu anderen Konzepten braucht man keine Kundenkarte, um in Wiesenbronn einzukaufen. Eine einfache EC-Karte, Bankkarte oder Bezahl-App auf dem Handy reicht. "So schließen wir keinen aus, keinen Touristen, keinen durchfahrenden Handwerker", sagt Johannes Graf.

Doch wie funktioniert das mit der Überwachung der nächtlichen Kunden? Johannes Graf betont, dass ein 24/7-Geschäft "komplett mit Kameras überwacht sein muss". Allerdings werden die Bilder  und Einlassdaten nur dann ausgewertet, wenn es Probleme gibt. "Wenn zum Beispiel jemand randaliert hat, geben wir das Datenmaterial weiter an die Polizei, die dann den Täter ermittelt."

Die Kasse spricht mit den Kundinnen und Kunden

Mein Markt 24: Diese Schrift über dem Eingang weist darauf hin, dass der Wiesenbronner Krämerladen ab 15. Juli ein Rund-um-die-Uhr-Einkaufserlebnis bietet. Die Geschäftsleiterinnen Claudia Djuren und Christiane Pötzl (mit der kleinen Lia) freuen sich darauf.
Foto: Diana Fuchs | Mein Markt 24: Diese Schrift über dem Eingang weist darauf hin, dass der Wiesenbronner Krämerladen ab 15. Juli ein Rund-um-die-Uhr-Einkaufserlebnis bietet.

Und wenn Diebe zuschlagen? Johannes Graf schüttelt den Kopf. "Alles bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Diebstahlquote in 24/7-Läden geringer ist als gewöhnlich. Jeder weiß: Wenn es darauf ankommt, haben wir die Daten und die Polizei findet die Gesuchten ohne Probleme."

Ganz wichtig ist dem Team: Berührungsängste brauche niemand zu haben. "Als Pioniere in Deutschland haben wir eine Self-check-out-Kasse installiert, die mit einem spricht", weckt Graf Neugierde. "Die sagt, was zu tun ist, so  dass jeder – selbst der mit den größten Berührungsängsten – das problemlos hinkriegt. Es ist kinderleicht."  

Neues Konzept soll helfen, den Dorfladen zu erhalten

'Die Technik läuft' melden (von links): Tobias Weikard (Außendienst Graf-Gruppe), Patrick Kleinfercher (Geschäftsführer Ackerpay), Claudia Djuren (Markleitung Krämerladen Wiesenbronn), Johannes Graf (Geschäftsführer Graf-Gruppe), Floris van Kessenich (Projektleiter Ackerpay). 
Foto: Ronny Köllmer | "Die Technik läuft" melden (von links): Tobias Weikard (Außendienst Graf-Gruppe), Patrick Kleinfercher (Geschäftsführer Ackerpay), Claudia Djuren (Markleitung Krämerladen Wiesenbronn), Johannes Graf (Geschäftsführer ...

Aber birgt die neue Technik nicht die Gefahr, irgendwann ganz personallos zu werden? "Nein, gar nicht", ist Graf sicher. "Es ist eher andersrum. Die 24/7-Erweiterung ist eine Maßnahme, um Dorfläden überhaupt erhalten zu können!"

In Wiesenbronn schätzt er das "Super-Team, das einen sozialen Treffpunkt mit Herz und Humor bietet und das wir unbedingt unterstützen wollen". Deshalb hat der Belieferer von 120 Dorfläden genau diesen Ort als Pilotprojekt für den Rund-um-die-Uhr-Einkauf ausgewählt. 

"Ich glaube, die Kunden werden es zu schätzen wissen, wenn sie abends oder sonntags noch spontan grillen wollen und bei uns dann rasch das Entsprechende einkaufen können", schaut Claudia Djuren optimistisch in die Zukunft." Die frisch gebackene Mama Christiane Pötzl nickt: "Oder wenn man schnell noch Feuchttücher oder Windeln braucht..."  

Der Krämerladen

November 2020: Mitten in der Coronazeit eröffneten Christiane Pötzl und ihre Cousine Claudia Djuren den Wiesenbronner Krämerladen neu. Zuvor war er über 100 Jahre lang als Familienbetrieb geführt worden, bis er 2o19 schließen musste. 

Samstag, 15. Juli 2023: Der Treffpunkt mitten im Dorf wird zum Rund-um-die-Uhr-Einkaufserlebnis. Das wird ab 10.30 Uhr mit einem Weißwurstfrühstück gefeiert. Außerdem wird vorgeführt, wie die Einlass- und Bezahltechnik funktioniert. Nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen.
Öffnungszeiten: Ab Montag, 17. Juli, ist der Krämerladen montags bis samstags jeweils von 7 bis 13 Uhr mit Personal geöffnet; zu allen anderen Zeiten ist personalloses Einkaufen möglich.
Quelle: ldk
 
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Kommentare
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  • T. H.
    Klingt super und durchdacht und vor allem unkompliziert. Ja, könnte funktionieren.

    Ich jedenfalls wünsche den Betreibern viel Glück.
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