Die Richard-Rother-Realschule in Kitzingen ist Geschichte: Wie die Schule am Freitag in einer Presseerklärung mitteilte, sind alle drei schulinternen Gremien – Elternbeirat, Lehrerkollegium und Schülerausschuss (SMV) – einmütig zu dem Ergebnis gekommen, den bisherigen Namen abzulegen und künftig den Schulnamen „Staatliche Realschule Kitzingen“ zu führen.
Auslöser dieser zweiten Überprüfung des Schulnamens innerhalb von zwei Jahren war ein Beitrag der Main-Post am 28. April („Rothers Nazi-Verstrickungen“) und die nachfolgenden Diskussionen. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob der Holzschnitzer und Bildhauer, dem die Stadt Kitzingen eine Ausstellung zu seinem 125. Geburtstag gewidmet hat, als Namensgeber für eine Bildungseinrichtung geeignet ist.
Genau betrachtet dauert die Auseinandersetzung um den 1980 gestorbenen Künstler aber schon länger: 2013 wurde im Würzburger Kulturspeicher die Ausstellung „Tradition und Propaganda“ gezeigt, bei der Rother-Werke mit antisemitischen Darstellungen und Nazi-Propaganda gezeigt worden waren. Werke, die bis dahin unter Verschluss waren und es nach dem Willen von Rother-Fans am besten auch geblieben wären.
Denn in der Nachkriegszeit fasste Rother fast ohne Zäsur wieder Fuß im Kunstmarkt. Für seine Motive zu Familie und Heimat, Franken und Frankenwein bekam er Preise und Auszeichnungen bis hin zum Bundesverdienstkreuz. Rother ist Kulturpreisträger in Würzburg und Kitzingen, auch die Medien lobten ihn seinerzeit überschwänglich.
Zwei Jahre nach seinem Tod wurde die Realschule in Kitzingen 1982 zur Richard-Rother-Realschule. Die erste Namensprüfung vor zwei Jahren ging auf einen Landtagsbeschluss (24. April 2013) zurück, wonach „staatliche Schulen hinsichtlich möglicher historischer Belastungen der Namensgeber“ zu untersuchen seien. Danach änderten mehrere Schulen ihre Namen, darunter in Murnau, Regensburg, Unterhaching, Neumarkt und Neuburg.
In Kitzingen war 2013 laut Schreiben von Rektorin Irma Walter nur „eine gewisse Nähe zum NS-Regime“ festgestellt worden, am Namen aber festgehalten worden. Das galt bis Freitag, wo der jetzige Schulleiter Michael Rückel die Abkehr von Richard Rother mit dem Verständnis der Realschule als weltoffen und SOS-Schule“ (Schule ohne Rassismus) begründete. Die im Rahmen der Kunstausstellung veröffentlichten Werke Richard Rothers „enthalten stellenweise antisemitische und nationalsozialistische Charakterzüge“, heißt es in dem Schreiben abschließend.
Wer sich selbst ein Bild machen will, kann das in Kitzingen tun: Am Freitagabend wurde Teil zwei der Rother-Ausstellung unter dem Titel „Druckgrafik 1920 bis 1950“ eröffnet. Neben vielen Geburts- und Hochzeitskarten sind dort auch Werke zu sehen, die für Judenhass, Kriegsverherrlichung oder Soldaten gebärende Mütter stehen, also die volle NSDAP-Propaganda.
Unterdessen zeichnet sich auch in Würzburg eine Umbenennung ab: Die Helmuth-Zimmerer-Straße soll künftig Angermaierstraße heißen. Der Stadtratsbeschluss wird am Donnerstag erwartet. Zimmerer – Würzburgs Oberbürgermeister von 1956 bis 1968 – hatte 1936 eine rassistische und antidemokratische Doktorarbeit geschrieben, von der er sich nie distanzierte.
Nach Informationen dieser Redaktion war er außerdem SS-Mitglied. Der letzte uns bisher bekannte SS-Rang Zimmerers war 1938 der eines Staffel-Scharführers und Rechtsberaters der 56. SS-Standarte. Weitere Recherchen dieser Redaktion laufen dazu.
Mit ihrem neuen Namen soll die Straße an den Würzburger Theologen Georg Angermaier erinnern. Er hatte die Stimme gegen das Nazi-Regime erhoben.
Srassen könnte man auch einfach nummerieren, das würde auch keinen Stress verursachen.