zurück
Kitzingen
Raserei in der Kitzinger Kaiserstraße: Jetzt reagiert die Stadt
Halsbrecherisch sind zum Teil die nächtlichen Fahrten durch die Innenstadt. Mit verschärften Kontrollen sollen sie gestoppt werden. Worauf nicht nur Raser sich einstellen müssen.
Mobile Tempokontrollen soll es demnächst auch verstärkt in der Kitzinger Innenstadt geben. Die Stadt lässt den Fließverkehr dann überwachen.
Foto: Carsten Rehder, dpa | Mobile Tempokontrollen soll es demnächst auch verstärkt in der Kitzinger Innenstadt geben. Die Stadt lässt den Fließverkehr dann überwachen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 13.02.2024 01:58 Uhr

Wer zur blauen Stunde gern durch die Kitzinger Kaiserstraße flaniert, kennt das Ärgernis: dröhnender Motorenlärm hochgezüchteter Autos oder Motorräder, deren halbstarke Besitzer oft auch noch mit zu hoher Geschwindigkeit in der engen Straße unterwegs sind. Auch an sie ist ein Vorstoß adressiert, der im Kitzinger Stadtrat jetzt eine breite Mehrheit gefunden hat. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt soll nicht nur der ruhende Verkehr in der Innenstadt überwacht werden, wie es im Amtsdeutsch heißt, sondern auch der fließende. Erfasst davon sind alle Straßen im Stadtgebiet, auch die B8.

Weil die Polizei aus Personalmangel der Lage nicht Herr wird, geht auch Kitzingen demnächst Wege, wie sie andere Kommunen längst eingeschlagen haben. Die Stadt beauftragt einen externen Dienstleister, den Fließverkehr zu überwachen, und erhofft sich davon einen „erzieherischen Effekt“, wie Frank Winterstein, Leiter des Sachgebiets Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Rathaus, sagt. Eines hat Winterstein in der jüngsten Stadtratssitzung betont: Es gehe mit der Maßnahme nicht darum, die Einnahmen der Stadt zu erhöhen, sondern die Sicherheit auf ihren Straßen.

Die Polizei habe in der Vergangenheit nach Hinweisen aus der Bevölkerung oder der Stadtverwaltung immer öfter nur punktuell gemessen. „Das hat zu Unzufriedenheit geführt“, so Winterstein. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei deshalb laut Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) angeregt, dass die Stadt die Geschwindigkeit selbst überwachen lässt. Dies wird demnächst geschehen.

Die Stadt hat die Wahl zwischen zwei Modellen

Winterstein ließ dazu zwei Varianten prüfen: zum einen die Überwachung mit eigenem Personal und Material, bei der die Stadt von Anfang bis Ende Herrin des Verfahrens bleibt. Das ist das Modell, das etwa die Stadt Würzburg praktiziert. Zum anderen die Vergabe an einen Drittanbieter, der Personal und Messgeräte stellt und sich um die Abwicklung der Verfahren kümmert. Dafür hat sich die Verwaltungsgemeinschaft Kitzingen entschieden. Der Vorteil dieses zweiten Modells ist, dass die Stadt nur den tatsächlichen Aufwand des Dienstleisters trägt und flexibel bleibt. Entwickelt sich die Sache nicht in die gewünschte Richtung, könnte sie relativ schnell wieder aussteigen.

Die Kaiserstraße liegt tagsüber da wie ein ruhiger Fluss, aber abends und nachts schwillt sie mitunter zum wilden Strom.
Foto: Eike Lenz | Die Kaiserstraße liegt tagsüber da wie ein ruhiger Fluss, aber abends und nachts schwillt sie mitunter zum wilden Strom.

Einer der angefragten Anbieter hat Winterstein zufolge Kosten von 79 000 Euro im Jahr geltend gemacht und der Stadt einen Überschuss von 50 000 bis 70 000 Euro in Aussicht gestellt. Unklar ist, wie realistisch diese Rechnung ist und wie viele Stunden in diesem Angebot enthalten sind. „Eine schwarze Null kommt aber immer raus“, hat Winterstein dem Stadtrat gegenüber klargemacht.

Klaus Christof (KIK) meldete Zweifel an der gewünschten Wirkung an, wenn Temposünder nicht vor Ort gestoppt würden. „Wo ist der erzieherische Effekt, wenn ich erst drei Wochen später den Bescheid bekomme?“ Aber die Autofahrer anhalten und vor Ort ermahnen darf laut Winterstein nur die Polizei. Für Jens Pauluhn (ÖDP) kommt es darauf an, mit der Maßnahme die „wirklichen Verkehrssünder“ zu erwischen, und dazu müsse man bereit sein, etwa nach 22 Uhr in der Kaiserstraße zu messen. Das mahnte auch Andreas Moser (CSU) als „entscheidenden Punkt“ an.

Überwachung nur nachts könnte schwierig werden

Nach Wintersteins Worten ist klar, dass „länger gemessen wird als bis 17 Uhr“, eine Überwachung nur in den Abend- und Nachstunden von den Dienstleistern aber kaum zu bewältigen sei. Den „katastrophalen Lieferverkehr und das Fahrrad-Rowdytum in der Fußgängerzone“ zu zähmen, wie es Walter Vierrether (ProKT) forderte, ist und bleibt laut Winterstein Aufgabe der Polizei.

Der Stadtrat hat sich nach längerer Diskussion dafür ausgesprochen, den Fließverkehr überwachen zu lassen, und zwar zunächst befristet auf ein Jahr, wie es Manfred Paul (SPD) beantragt hatte. Rechtsdirektorin Susanne Schmöger ist zwar skeptisch, ob sich angesichts des hohen Aufwands ein Dienstleister auf ein solches Geschäft einlassen wird. Aber eine 22:6-Mehrheit im Stadtrat legte sich auf diese Lösung fest, die wohl nicht vor Anfang 2022 kommen wird.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Eike Lenz
Andreas Moser
Auto
Bürgermeister und Oberbürgermeister
CSU
Innenstädte
Jens Pauluhn
Klaus Christof
Kommunalverwaltungen
Polizei
Raser
Raserei
SPD
Stadt Würzburg
Stadträte und Gemeinderäte
Stefan Güntner
Städte
Verkehrssünder
Ökologisch-Demokratische Partei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • P. T.
    Ob das Problem der lauten Autos nachts in der Innenstadt damit gelöst wird wage ich zu bezweifeln. Da wartet dann in der Kaiserstraße so ein armer Dienstleister auf die wenigen Autos die dann nach Feierabend noch vorbeikommen um zu blitzen. Ich bin mir sicher dass solche Einsätze nie und nimmer kostendeckend sein werden. Wobei, der Dienstleister bekommt immer sein Geld, die Stadtkasse nur bei Erfolg zwinkern
    Die Standorte sind schnell bekannt, nicht nur in der Szene.
    Lukrativ für Blitzereinnahmen sind doch ganz andere Standorte, da wo viele vorbeikommen und Tempo 30 Zonen bei denen minimale Geschwindigkeitsübertretungen Kohle bringen. Wie schnell ist man in einer 30er Zone mal mit 36 unterwegs, schon klingelt die Kasse.
    Sind wir mal gespannt wie sich das ganze entwickelt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    so wie die "Würzburger Polizei " ....

    die sgn." Auto-Poser-Szene " untersucht " erreicht man glaub ich mehr. An deren Treffpunkten horchen besonders
    beschulte Beamte in die Auspuffendrohre und lassen rückbauen. Wenn das "heilige Blechle" keinen Krach mehr macht verlieren die Raser den Spass am Rasen.; weil man sie nicht mehr hört. Und namentlich bekannt sind die Fahrer dann auch schon.
    Es sind ja nur Wenige... pro Stadt. Gucken Sie doch mal in Ihr Archiv. Polizeibeamte aus der Augustinerstrasse .....plus TÜV / Dekra machten das vor. Extra besonders beschult.....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten