Es war eine monatelange Recherchearbeit, und manche Spur führte aufs Abstellgleis: In seiner am 8. August 2020 in der Main-Post erschienen Geschichte "Das Rätsel der vergessenen Bahnhöfe" beleuchtete Reporter Eike Lenz aus der Lokalredaktion in Kitzingen das fragwürdige Geschäftsgebaren einer Gesellschaft aus Hessen. Die Aedificia Infrastruktur- und Entwicklungsgesellschaft (AIEG) in Frankfurt kaufte Bahnhöfe in ganz Deutschland, darunter die in Lohr und Kitzingen. Doch den großen Versprechen auf Sanierungen und eine blühende Zukunft der Gebäude folgte oft: nichts.
Lenz recherchierte viele Wochen und brachte Licht ins Dickicht dieses fragwürdigen Geschäftsmodells. Für seine Artikel wurde der 50-jährige Reporter nun mit einer mit 1000 Euro dotierten "Lobenden Erwähnung" beim Journalistenpreis Bahnhof ausgezeichnet. Stifter ist die Unternehmensgruppe Dr. Eckert, die den Journalisten-Wettbewerb 1998 ins Leben gerufen hat. In ihrer Begründung schreibt die Jury, Lenz' Arbeit sei "eine herausragende Rechercheleistung für einen Einzelkämpfer von einer Regionalzeitung. Große Magazine hätten mit dieser Story ganze Investigativ-Teams beschäftigt." Der Artikel sein ein Beleg dafür, "was sachlicher und professioneller Journalismus auch in der Region zu leisten vermag".
Der mit 5000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Holger Gertz von der "Süddeutschen Zeitung" für sein Feature "Zug der Zeit" über den Umbau des Münchner Hauptbahnhofs.
Die Berichterstattung von Eike Lenz, der seit 1994 für die Main-Post in der Lokalredaktion Kitzingen und der Sportredaktion arbeitet, hat übrigens dazu geführt, dass zumindest Bewegung in den Fall des Kitzinger Bahnhofs kam: Im Januar kaufte die Stadt Kitzingen das Gebäude.