Um große Beträge für große Gefühle geht es an diesem Dienstag vor dem Landgericht Würzburg: Eine Prostituierte soll einem Kitzinger Kunden über Monate hinweg so intensiv die große Liebe gegen Finanzierung glaubhaft gemacht haben, dass er pleite ging.
Dabei hätte er gewarnt sein müssen, als er über ein Erotikportal Kontakt aufnahm. Man kam sich näher, laut Anklage wurde daraus rasch eine dauerhafte Bindung, begleitet von vielen Geldgeschenken . Um rund 71.000 Euro soll der Liebhaber laut Staatsanwaltschaft Würzburg betrogen worden sein.
Richterin am Amtsgericht Kitzingen: "Ausgenommen wie eine Weihnachtsgans"
Für Richterin Patricia Finkenberger war schon im Juli 2022 nach der Beweisaufnahme in erster Instanz am Schöffengericht in Kitzingen klar: "Die Frau hat den Mann ausgenommen wie eine Weihnachtsgans." Der Berufskraftfahrer soll für die Prostituierte immer wieder Kredite aufgenommen haben. In mindestens sechs Fällen hatte er seiner Geliebten viel Geld zugesteckt, zwischen 3000 und 25.000 Euro.
"Ich habe ihr helfen wollen, wir waren in einer Beziehung", gab er vor dem Schöffengericht an. Die Staatsanwaltschaft sieht das als "Lug und Trug" an, die Naivität des Opfers sei ausgenutzt worden.
Geld für einen Porsche, eine Rolex und eine Goldkette
Neben Zahlungen zum Lebensunterhalt hatte die Prostituierte 25.000 Euro für einen Porsche verlangt, den sie aber offenbar nie kaufte. Dann wollte die 33-Jährige eine 8000 Euro teure Goldkette – angeblich, um ihren gewalttätigen Ex-Freund zu beruhigen. Schließlich ging es um eine 13.000 Euro teure Rolex-Uhr, mit dem sie sich angeblich von ihrem Zuhälter freikaufen wollte. Mehr als 10.000 Euro für Möbel und weitere Beträge kamen dazu.
Das Geld gab der Geprellte ihr ohne Quittungen oder Vereinbarungen über die Rückzahlung. Er habe "an das Gute im Menschen" geglaubt und sei "sicher gewesen, dass sie das Geld zurückzahlt", sagte der 37-Jährige vor dem Amtsgericht Kitzingen. Im September 2020 sei er vor dem finanziellen Ruin gestanden. Als die Angeklagte ihn um weitere 20.000 Euro bat, um ihre Tochter nach Deutschland holen zu können, dämmerte es ihm - und er erstattete Anzeige.
Am Amtsgericht zu 3,5 Jahren Haft verurteilt - Verhandlung in zweiter Instanz
Am Dienstag befasst sich das Landgericht Würzburg jetzt mit dem Fall. Kommt es zum gleichen Ergebnis wie im Juli 2022 das Amtsgericht Kitzingen, muss die Angeklagte in Haft: In erster Instanz verurteilte das Schöffengericht sie wegen Betruges zu dreieinhalb Jahren. Das Gericht war damit noch über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinausgegangen. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Die Beschuldigte hatte betont, dass man zusammen gelebt habe. Sie habe Geld bekommen, aber "das waren Geschenke, von Darlehen war nie die Rede".
Eine alleinerziehende Mutter, die nur ihre Kinder im Blick hatte, und deren Vater nix zahlen wollte.
Als die Kinder aus dem gröbsten raus waren, war auch ich raus...
Und das war so übel, wie nur was: Sie hat mich plötzlich, ohne Vorwarnung gehostet...
Ich war nur dazu da, die Erziehung Ihrer Kinder zu bezahlen.
Meine erste Reaktion war: Ich lasse mich nicht mehr auf alleinerziehende Frauen ein.
Die zweite war: Ich lasse mich gar nicht mehr auf Frauen ein!
Ich kann jedem nur dazu raten, den Hintern ganz eng zusammen zu zwicken, wenn die neue Süße plötzlich Geld Will!