Arnulf Koch fliegt mit Begeisterung Segelflugzeuge. Und was ihn immer wieder in das Luftgefährt steigen lässt, ist das fast lautlose Dahingleiten in großer Höhe, weit weg vom Alltag, mit einem phänomenalen Ausblick auf die Landschaft unter ihm. Man fliegt nur mit der Energie der Natur und diese führt einen oft an andere Orte, als man vorher gedacht hat.
Koch hat sich seinem Hobby ganz verschrieben, ist auch berechtigt, Kunstflüge auszuführen und Flugschüler zu unterrichten. Auf circa 80 bringt er es bis heute. Seit 30 Jahren ist er Mitglied im Luftsportclub Kitzingen (LSC), einem Verein, der stolz darauf ist, umweltbewusst zu arbeiten. So wird die Elektrowinde zum Hochziehen der Flugzeuge vom eigenen Photovoltaikfeld gespeist. Schon mit 18 Jahren hat der Softwareentwickler Koch seinen ersten Flugschein gemacht; seitdem lässt ihn die Liebe zum freien Schweben im Himmel nicht mehr los.
Ein sportlicher Aspekt kommt dazu: Auch beim Segelflug gibt es Wettbewerbe, so wie den dezentralen Wettbewerb des Deutschen Aeroclubs, die Deutsche Meisterschaft im Streckensegelflug (DMSt). Hierfür muss man Strecken selbst ankündigen und dann versuchen, sie abzufliegen. Pro Streckenkilometer gibt es Punkte, die übers Jahr gesammelt werden. Arnulf Koch kann hier auf einen 120. Platz in der deutschen Gesamtwertung blicken, schon kurz hinter den Profis und bei rund 10.000 Piloten, die daran teilnehmen.
Ein Segelflug, den vorher noch keiner absolviert hat
So hat es ihn gereizt, als Ende Juli plötzlich in Süddeutschland eine Wetterlage herrschte, die zum spannenden Abenteuer einlud. Koch hatte vor, ohne jede Unterstützung zur Zugspitze zu fliegen. Es sollte das erste Mal sein, dass diese Strecke von Kitzingen aus im Segelflug erfolgreich geflogen würde. Die reine Flugstrecke beträgt hin und zurück 589 Kilometer. Der Plan: ohne Motor zu fliegen, nur mit der Energie der Sonne, die die Thermik, die Aufwinde, bewirkt.
Die Besonderheit bei einem Flug zur Zugspitze – oder den Alpen generell – ist das deutsche Mikroklima. Dieses bildet sich entlang der Mittelgebirge, der Flusstäler und der Ebenen aus und ändert sich immer wieder. Um die Alpen mit dem Segelflugzeug zu erreichen, muss man viele stark unterschiedliche Mikroklima-Bereiche durchfliegen, die jeweils ganz andere Voraussetzungen für den Segelflug bieten. Und fast immer ist ein thermikloser Bereich dazwischen, der Segelflüge unmöglich macht.
Koch: "Wie ein Sechser im Lotto"
Im schlimmsten Fall muss man dann außenlanden, auf einer Wiese, in einem Acker. Das ist einerseits normal für einen Segelflieger, denn wenn die Thermik weg ist, geht nicht mehr viel. Andererseits bedeutet es aber eine lange Rückholaktion für die Helfer. Eine Wetterlage wie an dem Startsonntag, die überall grundsätzlich Thermik vorhersagt, kommt nur an wenigen Tagen im Jahr vor. "Das fühlt sich für einen Berufstätigen, der nur am Wochenende fliegen kann, wie ein Sechser im Lotto an", sagt Arnulf Koch.
Aber Koch hatte Glück: Nach dem Start in Kitzingen ging es bei gutem Wetter bis ins Unterallgäu. Dort ließen die Aufwinde nach. Anstatt gerade auf das Ziel zuzufliegen, musste der Pilot immer wieder Wolken und Wolkenfetzen ausprobieren, um aufsteigende Thermik zu finden. Es ergab sich ein Zickzack-Flug bis hin zur Zugspitze, die sich dann auch noch in Wolken hüllte. Also musste Koch den Weg von hinten her suchen, was ihm schließlich gelang.
Diesen Segelflug wird Arnulf Koch nie vergessen
Auch auf dem Rückweg gab es Probleme mit der Thermik; deshalb glaubte Koch erst nicht daran, es noch in einem Flug bis nach Kitzingen zurück zu schaffen. Doch nach acht Stunden und zehn Minuten Flugzeit hatte ihn der Kitzinger Boden wieder und der überglückliche Pilot wurde enthusiastisch von seinen Kollegen begrüßt, die vom Boden aus mitgefiebert hatten. Koch wird diesen Flug nie vergessen, zumal er auch für sein Punktekonto gewinnbringend war.