
Ein letztes Mal läuteten am Freitagabend die vier Glocken der katholischen Kirche Maria Hilfe der Christen in Rüdenhausen. Dort endete nun die Nutzung als Gotteshaus mit einem schlichten Abendgebet, dem Verlesen des offiziellen bischöflichen Schriftstücks zur Profanierung und der Entnahme der im Altar eingebrachten Reliquien.
Zu diesem Anlass waren noch einmal etwa 40 Gläubige gekommen, wohl auch, um ihren Abschied von einem Gotteshaus zu nehmen, das für manche mehr als eine Gebetsstätte war. Wie Kirchenpfleger Paul Schug sagte, wird das Gebäude dieser Tage offiziell zum Verkauf ausgeschrieben, Interessenten gebe es bereits.

Für Hermann Metschnabl war das Abendgebet als letzter kirchlicher Akt in Maria Hilfe der Christen mit vielen Emotionen verbunden. "Mir tut das weh, ich habe geweint, als ich heute in die Kirche bin", gestand der 81-jährige Senior. Der Rüdenhäuser war 1954 als Ministrant dabei, als die Kirche geweiht wurde.
Die Erinnerungen hatten ihn am Freitagabend eingeholt, vor allem die an seinen Vater, wie er sagte. "Mein Vater hat die Kirche mit gemauert; er setzte 1953 den Grundstein mit dem Hammer", kam Hermann Metschnabl das Bild seines in jungen Jahren verstorbenen Vaters vor Augen.
Viele Menschen waren am Bau des Kirchleins beteiligt

Die Kerzen und die meisten Lichter waren nahezu gelöscht, als die Gläubigen sich langsam und ruhig aus dem Gebäude verabschiedeten. Hermann Metschnabl blieb noch eine Weile. Er unterhielt sich mit Uwe Rebitzer. Dessen Großvater Otto gehörte ebenso zu den maßgeblich am Kirchbau Beteiligten.
Auch er lauschte den Erzählungen Metschnabls von den Anfängen, als viele Menschen stolz auf ihr Gotteshaus waren, das nicht zuletzt durch großen Einsatz vieler einfacher Menschen entstanden war.
Darauf war auch Domkapitular Stefan Geßner eingegangen, den Bischof Franz Jung zur Profanierung geschickt hatte. Gemeinsam mit Wiesentheids Pfarrer Matthias Eller leitete er das abendliche Gebet, in dem die Geistlichen auch auf den Schritt zur Entwidmung eingingen.

Zunächst hatte der Domkapitular ein gerahmtes Foto vom damaligen Bischof Julius Döpfner in der Hand, der den Altar einst geweiht hatte. Daran und an Eckpunkte, wie die Renovierungen 1968, 1974 und 1984 erinnerte er. Auch an den Bau des Turms 1995 zum 50-jährigen Bestehen. Den Gläubigen gab Geßner auf, sie mögen mithelfen, "dass Kirche generell lebendig bleibe, auch ohne dieses Gebäude. Unser Glaube ist nicht hinfällig."
Schließlich überreichte Pfarrer Eller ein an der Wand hängendes Bild mit einer Ikone an Pfarrer Martin Fromm von der Evangelischen Kirchengemeinde Rüdenhausen. Die Ikone, einst ein Geschenk der politischen Gemeinde, solle in Rüdenhausen bleiben, so Ellers Wunsch.
Das Ende wurde jahrelang vorbereitet

Kirchenpfleger Paul Schug von der Katholischen Kirchenstiftung Wiesentheid, die für Rüdenhausen zuständig ist, sperrte später zusammen mit Pfarrer Eller zu. Das Ende der Kirche sei die Konsequenz einer Entwicklung von vier Jahren und mehrerer Treffen in Rüdenhausen, erzählte Schug. Es habe sich letztlich niemand mehr bereit erklärt, das Gotteshaus zu betreuen.
Was mit dem Mobiliar und dem Gebäude geschieht? Die Bänke und weitere Einrichtungsgegenstände stünden zum Verkauf. Für die Orgel gebe es bereits Interessenten. Auch für das Gebäude selbst hätten sich schon Kaufwillige gemeldet, so der Kirchenpfleger. Eine offizielle Ausschreibung werde in Kürze erfolgen.