Diese Situation ist wohl den meisten Autofahrerinnen und Autofahrern bekannt: Beim Überholen auf der Autobahn erkennt man urplötzlich im Rückspiegel ein Fahrzeug, das einem nur wenige Meter entfernt im Nacken sitzt. Dabei müsste der Hintermann schon bei einer Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern etwa 65 Meter Abstand halten. So steht es sogar im Straßenverkehrsgesetz. Die Definition: Die Hälfte der Tachoanzeige ergibt den Abstand.
An und für sich eine einfache Formel, wenn da nicht Umstände wären, die das die Verkehrsteilnehmer immer wieder vergessen lassen: Eile, Stress, Unaufmerksamkeit, Ablenkung und bei einigen auch bewusstes Desinteresse. Bei den Lastwagen kommt noch etwas dazu, was die Polizei öfter beobachtet: das Windschattenfahren. Drei, vier Sattelzüge rollen dann hintereinander die Autobahn entlang, mit Abständen von oft weniger als zehn Metern. "Durch diese Fahrweise erhoffen sie sich eine Spritersparnis", erklärt Polizeioberkommissar Andreas R. von der Autobahnpolizei Würzburg-Biebelried dieses Verhalten.
Oft Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten
Er ist schon lange bei der Autobahnpolizei und hat unzählige Unfälle mit Schwerverletzten oder gar Toten aufnehmen müssen. Seit ein paar Jahren hat er sich spezialisiert. Er ist in einer technischen Sondergruppe, die für Abstandsmessungen zuständig ist. Nachdem vor einiger Zeit neue Messtechnik für Geschwindigkeitskontrollen eingeführt wurden, hat das Innenministerium dieses Jahr das Verfahren für die Abstandsmessung modernisiert. Alles wurde digitalisiert, schneller und beweissicherer gemacht. Jetzt steht mit dieser neuen Technik auf der Autobahn ein Einsatz an.
Das gesamte Equipment ist in einem zivilen VW-Bus untergebracht. Hochmodern der Innenraum, wo der Sachbearbeiter über Bildschirme den fließenden Verkehr überwachen kann. Dazu liefern verschiedene Kameras die Bilder. "Wir messen meistens von den Brücken herunter" sagt Andreas R. über seine Einsatzorte.
Die Messstellen sind schon vorher genau ausgemessen worden und in einem Katalog gespeichert. Das einzige, was die Fahrerinnen und Fahrer auf der Straße erkennen können, sind weiße Farbmarkierungen am Fahrbahnrand, mit denen Hilfe das Computerprogramm die Abstände und die Geschwindigkeiten zwischen den Fahrzeugen blitzschnell ermitteln kann. Dazu ist erst ein Drahtseilakt nötig: Der Beamte lässt von der Brücke an einer vorgegebenen Stelle an Drahtseilen zwei Kameras herunter, die auf eine Metallplatte in der Mittelleitplanke treffen müssen, in der sie dann einrasten. "Somit ersparen wir uns ein lebensgefährliches Rumturnen auf der Fahrbahn", erklärt der Oberkommissar.
Das führt manchmal zu Missverständnissen. Hin und wieder rufen bei solch einer Aktion Verkehrsteilnehmer über den Notruf an und melden, dass Personen von der Brücke Gegenstände auf die Fahrbahn werfen würden. Die Polizei lobt, dass die Autofahrer so aufmerksam sind. Zwischenzeitlich ist es allerdings so, dass jeder Messeinsatz vorher der Einsatzzentrale gemeldet wird, um Fehlalarmierungen zu vermeiden.
Aufwändige Technik gilt als beweissicher
Schließlich montiert der Fachmann noch in der Brückenmitte und seitlich davon weitere Kameras. Über ein im Polizeiwagen befindliches Modul kann der Messbeamte die Kameras exakt ausrichten. "Wir messen somit von der Länge und von der Seite" den fließenden Verkehr. Der Oberkommissar befindet sich mittlerweile im Arbeitsraum seines Busses, der neben der Autobahn verdeckt hinter einer Buschreihe steht.
Kaum hat die Messung begonnen, ertönt vom PC ein akustisches Signal: Zwei Bildschirme zeigen, wie ein Auto einem anderen bei einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern in einem Abstand von etwa zehn Metern folgt. "Das wird teuer", meint der Polizeibeamte. "Es muss zwar noch in der Dienststelle alles beweissicher ausgewertet werden, aber ich schätze im günstigsten Fall: 320 Euro Bußgeld und zwei Monate Fahrverbot für den Fahrer."
Damit Verkehrsteilnehmer abschätzen können, ob sie den richtigen Abstand einhalten, hat Andreas R. einen Tipp: Man kann sich an den Leitpfosten am Fahrbahnrand orientieren. Die sind auf der Autobahn exakt in einem Abstand von 50 Metern angebracht – ein genaues Hilfsmaß für den nötigen Abstand.
Tipps vom Fachmann
Wie schnell man einen Abstandsverstoß begeht, zeigt die Statistik. Im Jahr 2020 hat die Autobahnpolizei Biebelried etwa 2800 Verstöße registriert. Alle waren mit einer Anzeige verbunden und meistens auch mit einem Fahrverbot. Der Oberkommissar gibt daher einen weiteren Tipp: Bevor man gegen Bußgeldbescheide Einspruch einlegt, sollte man mit einer Polizeidienststelle nahe des Wohnorts Kontakt aufnehmen.
Gibt man dort das Aktenzeichen an, darf man nämlich die dokumentierte Situation in Ruhe anschauen. Wer vorher mit dem Gedanken an Ausreden gespielt hat, wird mittels des Beweisvideos meist eines Besseren belehrt. Denn es zeigt den Ablauf meist über mehrere hundert Meter. Aus Erfahrung weiß der Polizeibeamte: "Dann kommt oft die Einsicht, dass es doch zu knapp war!"
Weitere Infos: Im Internet kann man mit den Stichworten "Bußgeldkatalog" und "Abstand" die Verstöße und die dafür fälligen Bußgelder nachlesen.
Andreas R., Fachmann für Abstandsmessungen
Brücken-... überbauungen..... sieht man meist schon aus grösserer Entfernung auf sich zukommen. Wer ohne
" Blitz und Donner " unten durchfahren will, kann sih aufmerksam dementsprechend einrichten. Das ist der
beste Schutz.... für sich und Andere.
Mir schon öfter passiert, dass einer in meinen korrekten Sicherheitsabstand reinfährt und dann noch bremst weil er die Messung sieht.
Da wird es schwer den korrekten Sicherheitsabstand wieder herbeizuführen.
Insofern: nicht mehr lange und wir bekommen mit Schwarz-Grün ein generelles Tempolimit auf der Autobahn und dann ist auch dieser Lücke- bei 200 fährt vor mir jemand in den Sicherheitsabstand rein - geschlossen 😉
Sie haben vollkommen recht! Die Kamera sieht nur den Abstand aber selten wie es dazu gekommen ist. Da nutzt es auch nichts sich das Filmchen anzusehen da es lediglich eindeutig beweist, dass der Abstand nicht eingehalten wurde. Das da kurz vorher das von Ihnen genannte Szenario stattgefunden hat interessiert nicht mal dann wenn man eindeutig erkennen kann, dass jemand in die Lücke eingefahren ist. Lässt man genug Abstand fährt garantiert einer rein, hat man "zu wenig" damit einem keiner vor den Kühler springt ist man auch der Dumme.
Somit wäre ein solches Manöver direkt vor der Messstelle nachvolziehbar und entsprechend bewertbar.
Die Ausrede, es ist jemand in den Messbereich gefahren und hat so den Abstand verkürzt, sehen die Beamten auf dem Video und zieht nicht.
Mag sein, dass die das sehen. Kommt immer darauf an von wo und wie gefilmt wurde. Selbst wenn man es eindeutig erkennen kann interessiert es nicht. Das ist allenfalls ein Kriterium wenn es unmittelbar vor der Kamera passiert. Ist man hingegen etwas entfernt und kommt erst in den relevanten Filmbereich hat man als Fahrer "genug Zeit" für den nötigen Abstand zu sorgen. Selbst erlebt!
130Kmh auf Autobahnen und die Unfallzahlen werden sich, geschätzt, halbieren.
Gar nicht zu sprechen von Schwerverletzten oder Toten.
Auch die Staus werden abnehmen und der Umwelt würde es auch guttun.
Am Ziel würde man nicht gestresst ankommen.
Mal darüber nachdenken!
Wenn Sie keine 160m weit sehen können, ist eine Geschwindigkeit von 274km/h nicht an den Verhältnissen angepasst.