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Biebelried
Polizei geht mit neuer Technik gegen zu dichtes Auffahren vor
Zu wenig Abstand ist oft der Grund für Verkehrsunfälle. Die Biebelrieder Autobahnpolizei überführt jetzt Abstandsünder mit modernsten Mitteln. Das müssen Autofahrer wissen.
Die Kameras für die Abstandsmessung sind auf dem Mittelstreifen der Autobahn auf einer kleinen Plattform angedockt.
Foto: Hanns Strecker | Die Kameras für die Abstandsmessung sind auf dem Mittelstreifen der Autobahn auf einer kleinen Plattform angedockt.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:11 Uhr

Diese Situation ist wohl den meisten Autofahrerinnen und Autofahrern bekannt: Beim Überholen auf der Autobahn erkennt man urplötzlich im Rückspiegel ein Fahrzeug, das einem nur wenige Meter entfernt im Nacken sitzt. Dabei müsste der Hintermann schon bei einer Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern etwa 65 Meter Abstand halten. So steht es sogar im Straßenverkehrsgesetz. Die Definition: Die Hälfte der Tachoanzeige ergibt den Abstand.

An und für sich eine einfache Formel, wenn da nicht Umstände wären, die das die Verkehrsteilnehmer immer wieder vergessen lassen: Eile, Stress, Unaufmerksamkeit, Ablenkung und bei einigen auch bewusstes Desinteresse. Bei den Lastwagen kommt noch etwas dazu, was die Polizei öfter beobachtet: das Windschattenfahren. Drei, vier Sattelzüge rollen dann hintereinander die Autobahn entlang, mit Abständen von oft weniger als zehn Metern. "Durch diese Fahrweise erhoffen sie sich eine Spritersparnis", erklärt Polizeioberkommissar Andreas R. von der Autobahnpolizei Würzburg-Biebelried dieses Verhalten.

Oft Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten

Der Polizeibeamte bereitet die Abstandsmessung auf einer Autobahnbrücke vor.
Foto: Hanns Strecker | Der Polizeibeamte bereitet die Abstandsmessung auf einer Autobahnbrücke vor.

Er ist schon lange bei der Autobahnpolizei und hat unzählige Unfälle mit Schwerverletzten oder gar Toten aufnehmen müssen. Seit ein paar Jahren hat er sich spezialisiert. Er ist in einer technischen Sondergruppe, die für Abstandsmessungen zuständig ist. Nachdem vor einiger Zeit neue Messtechnik für Geschwindigkeitskontrollen eingeführt wurden, hat das Innenministerium dieses Jahr das Verfahren für die Abstandsmessung modernisiert. Alles wurde digitalisiert, schneller und beweissicherer gemacht. Jetzt steht mit dieser neuen Technik auf der Autobahn ein Einsatz an.

Ein Drahtseilakt: die Kameras werden an Seilen auf die Mittelspur der Autobahn herabgelassen
Foto: Hanns Strecker | Ein Drahtseilakt: die Kameras werden an Seilen auf die Mittelspur der Autobahn herabgelassen

Das gesamte Equipment ist in einem zivilen VW-Bus untergebracht. Hochmodern der Innenraum, wo der Sachbearbeiter über Bildschirme den fließenden Verkehr überwachen kann. Dazu liefern verschiedene Kameras die Bilder. "Wir messen meistens von den Brücken herunter" sagt Andreas R. über seine Einsatzorte.

Die Messstellen sind schon vorher genau ausgemessen worden und in einem Katalog gespeichert. Das einzige, was die Fahrerinnen und Fahrer auf der Straße erkennen können, sind weiße Farbmarkierungen am Fahrbahnrand, mit denen Hilfe das Computerprogramm die Abstände und die Geschwindigkeiten zwischen den Fahrzeugen blitzschnell ermitteln kann. Dazu ist erst ein Drahtseilakt nötig: Der Beamte lässt von der Brücke an einer vorgegebenen Stelle an Drahtseilen zwei Kameras herunter, die auf eine Metallplatte in der Mittelleitplanke treffen müssen, in der sie dann einrasten. "Somit ersparen wir uns ein lebensgefährliches Rumturnen auf der Fahrbahn", erklärt der Oberkommissar.

Der Blick in das neue Messfahrzeug der Autobahnpolizei.
Foto: Hanns Strecker | Der Blick in das neue Messfahrzeug der Autobahnpolizei.

Das führt manchmal zu Missverständnissen. Hin und wieder rufen bei solch einer Aktion Verkehrsteilnehmer über den Notruf an und melden, dass Personen von der Brücke Gegenstände auf die Fahrbahn werfen würden. Die Polizei lobt, dass die Autofahrer so aufmerksam sind. Zwischenzeitlich ist es allerdings so, dass jeder Messeinsatz vorher der Einsatzzentrale gemeldet wird, um Fehlalarmierungen zu vermeiden.

Aufwändige Technik gilt als beweissicher

Schließlich montiert der Fachmann noch in der Brückenmitte und seitlich davon weitere Kameras. Über ein im Polizeiwagen befindliches Modul kann der Messbeamte die Kameras exakt ausrichten. "Wir messen somit von der Länge und von der Seite" den fließenden Verkehr. Der Oberkommissar befindet sich mittlerweile im Arbeitsraum seines Busses, der neben der Autobahn verdeckt hinter einer Buschreihe steht.

Der Polizeibeamte bringt eine Videokamera auf der Brücke in Position. Im Geländer ist dafür eine Öffnung ausgespart.
Foto: Hanns Strecker | Der Polizeibeamte bringt eine Videokamera auf der Brücke in Position. Im Geländer ist dafür eine Öffnung ausgespart.

Kaum hat die Messung begonnen, ertönt vom PC ein akustisches Signal: Zwei Bildschirme zeigen, wie ein Auto einem anderen bei einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern in einem Abstand von etwa zehn Metern folgt. "Das wird teuer", meint der Polizeibeamte. "Es muss zwar noch in der Dienststelle alles beweissicher ausgewertet werden, aber ich schätze im günstigsten Fall: 320 Euro Bußgeld und zwei Monate Fahrverbot für den Fahrer."

"Wir messen meistens von den Brücken herunter."
Andreas R., Fachmann für Abstandsmessungen

Damit Verkehrsteilnehmer abschätzen können, ob sie den richtigen Abstand einhalten, hat Andreas R. einen Tipp: Man kann sich an den Leitpfosten am Fahrbahnrand orientieren. Die sind auf der Autobahn exakt in einem Abstand von 50 Metern angebracht – ein genaues Hilfsmaß für den nötigen Abstand.

Tipps vom Fachmann 

Der Computer hat einen Abstandsverstoß erkannt. Der Polizeibeamte bekommt sofort alle Daten darüber geliefert.
Foto: Hanns Strecker | Der Computer hat einen Abstandsverstoß erkannt. Der Polizeibeamte bekommt sofort alle Daten darüber geliefert.

Wie schnell man einen Abstandsverstoß begeht, zeigt die Statistik. Im Jahr 2020 hat die Autobahnpolizei Biebelried etwa 2800 Verstöße registriert. Alle waren mit einer Anzeige verbunden und meistens auch mit einem Fahrverbot. Der Oberkommissar gibt daher einen weiteren Tipp: Bevor man gegen Bußgeldbescheide Einspruch einlegt, sollte man mit einer Polizeidienststelle nahe des Wohnorts Kontakt aufnehmen.

Gibt man dort das Aktenzeichen an, darf man nämlich die dokumentierte Situation in Ruhe anschauen. Wer vorher mit dem Gedanken an Ausreden gespielt hat, wird mittels des Beweisvideos meist eines Besseren belehrt. Denn es zeigt den Ablauf meist über mehrere hundert Meter. Aus Erfahrung weiß der Polizeibeamte: "Dann kommt oft die Einsicht, dass es doch zu knapp war!"

Weitere Infos: Im Internet kann man mit den Stichworten "Bußgeldkatalog" und "Abstand" die Verstöße und die dafür fälligen Bußgelder nachlesen.

 
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  • reutjo
    "Wir messen meistens von den Brücken herunter."
    Andreas R., Fachmann für Abstandsmessungen

    Brücken-... überbauungen..... sieht man meist schon aus grösserer Entfernung auf sich zukommen. Wer ohne
    " Blitz und Donner " unten durchfahren will, kann sih aufmerksam dementsprechend einrichten. Das ist der
    beste Schutz.... für sich und Andere.
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  • helgas
    Was genau ist jetzt das neue an der Technik?
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  • burott
    Sie steht das erste mal in der MP! Ich als Ex LKW Fahrer weiß von dieser "neuen" Technik seit mehr als 15 Jahren
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  • Cappuccino23
    Das mit dem dazwischen drängeln in den Sicherheitsabstand (Bei 200 km/h sind es ja bekanntermaßen 100m, dass sehen viel als freie Fahrbahn an) sieht die Polizei nur im Messbereich.
    Mir schon öfter passiert, dass einer in meinen korrekten Sicherheitsabstand reinfährt und dann noch bremst weil er die Messung sieht.
    Da wird es schwer den korrekten Sicherheitsabstand wieder herbeizuführen.
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  • Inschenioer
    Aber 200 km/h sind ja auch alles andere als Richtgeschwindigkeit. Insofern - ja, das ist hässlich (ich wäre da auch sauer), aber mit 130 ist so ein Messfehler ausgeschlossen. Nicht umsonst gibt es die Richtgeschwindigkeit. Auch wenn alle Welt behauptet, auf deutschen Autobahnen kann man fahren wie man will. Fakt ist: wenn man schneller als Richtgeschwindigkeit fährt, dann kann man leicht eine Teilschuld im Falle eines Unfalls bekommen.

    Insofern: nicht mehr lange und wir bekommen mit Schwarz-Grün ein generelles Tempolimit auf der Autobahn und dann ist auch dieser Lücke- bei 200 fährt vor mir jemand in den Sicherheitsabstand rein - geschlossen 😉
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  • jebusara@web.de
    @Cappuccino23

    Sie haben vollkommen recht! Die Kamera sieht nur den Abstand aber selten wie es dazu gekommen ist. Da nutzt es auch nichts sich das Filmchen anzusehen da es lediglich eindeutig beweist, dass der Abstand nicht eingehalten wurde. Das da kurz vorher das von Ihnen genannte Szenario stattgefunden hat interessiert nicht mal dann wenn man eindeutig erkennen kann, dass jemand in die Lücke eingefahren ist. Lässt man genug Abstand fährt garantiert einer rein, hat man "zu wenig" damit einem keiner vor den Kühler springt ist man auch der Dumme.
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  • TLW-tu_W
    Auf dem Bild in der Mitte des Artikels ist deutlich zu sehen, wie nicht nur quer zur Fahrbahn beobachtet wird, sondern auch die Anfahrt auf die Messstelle.
    Somit wäre ein solches Manöver direkt vor der Messstelle nachvolziehbar und entsprechend bewertbar.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Genau, der halbe Tachoabstand ist zunächst mal das Maß aller Dinge. Teuer wird es erst ab 5/10 des halben Tacho, also bei 160 Km nur 40 Meter Abstand. Fahrverbot erst ab 3/10 des halben Tacho, wenn man mind. 130 km/h fährt, das wären also nur 24! Meter. Wer da noch reagieren kann, wenn der Vordermann bremst, wird sportlich. So gesehen sind die 1-3 Monate Fahrverbot da viel zu wenig. Die Ausrede, es ist jemand in den Messbereich gefahren und hat so den Abstand verkürzt, sehen die Beamten auf dem Video und zieht nicht.
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  • jebusara@web.de
    @Walkerfriend

    Die Ausrede, es ist jemand in den Messbereich gefahren und hat so den Abstand verkürzt, sehen die Beamten auf dem Video und zieht nicht.

    Mag sein, dass die das sehen. Kommt immer darauf an von wo und wie gefilmt wurde. Selbst wenn man es eindeutig erkennen kann interessiert es nicht. Das ist allenfalls ein Kriterium wenn es unmittelbar vor der Kamera passiert. Ist man hingegen etwas entfernt und kommt erst in den relevanten Filmbereich hat man als Fahrer "genug Zeit" für den nötigen Abstand zu sorgen. Selbst erlebt!
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  • flyarcus@gmx.de
    Ich finde ab einer bestimmten Geschwindigkeit sollte man nicht so kleinlich sein mit dem Abstand, ich hatte mal 116 Meter Abstand gehalten und es war den Beamten genau 21 Meter zu wenig....wie soll ich als Laie den Abstand genau einschätzen können, wenn auch die Profis dafür die neueste Technik benötigen???
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  • thomas_loesel@yahoo.de
    @mementomori : ... 116 Meter Abstand und trotzdem noch 21 Meter zu wenig?? Das wäre ja bei der Regel halber Abstand ein Tempo von ca 274 km/h ! Verständlich dass man da zur Kasse gebeten wird.
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  • flyarcus@gmx.de
    @Tommi...entweder ist es erlaubt, oder nicht. Moralische Gesetze zählen bei uns noch nicht? Ich fahre, was die Mühle bringt und da soll ich 160 Meter Abstand halten?.... da sehe ich ja den Vordermann gar nicht mehr!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Also irgend etwas läuft da in ihrer Schaltzentrale gehörig schief, denn das was Sie da von sich geben gleicht einem Himmelfahrtskommando! Sie sollten ihr Fahrzeug für jedermann kenntlich machen, dann kann man ihnen vielleicht noch rechtzeitig aus dem Weg fahren!!! 🤦‍♂️🤦‍♀️🤷‍♀️🤷‍♂️
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  • flyarcus@gmx.de
    @28554669....danke für die Beleidigung, aber wenn ich komme sieht man das schon anhand meiner Lichthupe früh genug!
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  • e.max.s@t-online.de
    Soll das jetzt etwa witzig sein?

    130Kmh auf Autobahnen und die Unfallzahlen werden sich, geschätzt, halbieren.
    Gar nicht zu sprechen von Schwerverletzten oder Toten.
    Auch die Staus werden abnehmen und der Umwelt würde es auch guttun.
    Am Ziel würde man nicht gestresst ankommen.

    Mal darüber nachdenken!
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Ihnen kann man den FS gar nicht lange genug abnehmen, außer auf Lebzeiten, das wäre wohl in ihrem ganz speziellen Fall die Ideallösung! 🤣
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  • TLW-tu_W
    Man muss sein Tempo seiner Sichtweite anpassen.
    Wenn Sie keine 160m weit sehen können, ist eine Geschwindigkeit von 274km/h nicht an den Verhältnissen angepasst.
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  • flyarcus@gmx.de
    @Tele...das ist nur manchmal, wenn ich meine Brille vergessen habe. Normal seh ich schon bis zu 200Meter!
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  • Inschenioer
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Die harten Zeiten kommen eher auf die Diesel- und Benzinfahrer zu.
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