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Kitzingen
Patientensicherheit: Wie sich Risiken und Fehler minimieren lassen
Interview: An der Klinik Kitzinger Land ist Dr. Daniel Holzheid der Patientensicherheitsbeauftragte. Wie es um die Sicherheit steht, sagt der Arzt in unseren Freitags-Fragen.
Mehr Sicherheit für Patienten – ein eigener Welttag soll das Thema in den Mittelpunkt rücken. Dazu ein Gespräch mit dem Patientensicherheitsbeauftragten der Klinik Kitzinger Land.
Foto: Friso Gentsch, dpa | Mehr Sicherheit für Patienten – ein eigener Welttag soll das Thema in den Mittelpunkt rücken. Dazu ein Gespräch mit dem Patientensicherheitsbeauftragten der Klinik Kitzinger Land.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 20.09.2021 02:37 Uhr

An diesem Freitag ist Welttag der Patientensicherheit. Was es damit auf sich hat, sagt Dr. Daniel Holzheid. Der 41-Jährige ist Facharzt für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, Oberarzt in der entsprechenden Abteilung sowie zuständig für das Qualitäts- und Risikomanagement dort. Zudem ließ er sich zum Patientensicherheitsbeauftragten weiterbilden und er ist zugleich Beauftragter für Arzneimitteltherapie-Sicherheit.

Frage: Seit wann gibt es den Welttag der Patientensicherheit?

Daniel Holzheid: Der Tag wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals im Jahr 2019 ausgerufen. Davor hatten sich 194 Länder verpflichtet, Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit zu ergreifen. Vorher gab es in Deutschland durch das Aktionsbündnis Patientensicherheit nationale Aktionen zu diesem Thema.

Dr. Daniel Holzheid.
Foto: Klinik Kitzinger Land | Dr. Daniel Holzheid.
Welche Intention steckt dahinter?

Holzheid: Patientinnen und Patienten gehen ins Krankenhaus oder in die Arztpraxis, um gesünder zu werden. Viele Bereiche der modernen Medizin können Krankheiten sehr gut behandeln, sind jedoch komplex und mit gewissen Risiken behaftet. Daher besteht das Risiko, im Gesundheitswesen weitere Schädigungen durch Komplikationen und Behandlungsfehler zu erleiden. Patientensicherheit bedeutet, diese Schäden zu vermeiden sowie Risiken und Fehler minimieren. Wir als Klinik Kitzinger Land wollen dazu beitragen, mit unseren Patientinnen und Patienten diese Ziele zu erreichen.

Warum ist das Thema so relevant?

Holzheid: Das Aktionsbündnis Patientensicherheit hat erst dieser Tage die Aufnahme von Patientensicherheit als zentrales Entscheidungskriterium auf die politische Agenda der nächsten Regierungskoalition gefordert. Die Wahlprogramme, heißt es zur Begründung, lassen die Berücksichtigung von Patientensicherheit vermissen. Bliebe es dabei, werden laut Expertinnen und Experten einmalige Chancen vertan – nämlich die Lehren aus der Corona-Pandemie und den Umbruch des Gesundheitswesens im Zuge der Digitalisierung im Interesse einer sicheren und respektvollen Versorgung zu nutzen.

Was sind die größten Unsicherheitsfaktoren?

Holzheid: In allen Bereichen des Gesundheitssystems arbeiten Menschen. Menschen machen Fehler. Dies kann zu Schädigungen bei Patentinnen und Patienten führen. Bekannt als potentielle Fehlerquellen sind die Kommunikation zwischen an der Behandlung beteiligten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Hier können Unklarheiten oder Informationsverluste zu Schäden oder Komplikationen führen. Der Bereich der Arzneimitteltherapie ist sehr komplex und daher prinzipiell fehleranfällig. Die Kliniken unternehmen daher große Anstrengungen, um das Gesundheitssystem weiter auf dem Weg zu optimaler Sicherheit weiterzuentwickeln.

Was können Kliniken konkret für die Patientensicherheit tun?

Holzheid: Es gilt, eine Hochsicherheitskultur im Krankenhaus zu schaffen. Alle Berufsgruppen vom ärztlichen Dienst über die Pflege bis zur Verwaltung müssen an einem Strang ziehen. Patientensicherheit beginnt bei der stationären Aufnahme mit dem Patientenarmband, um alle immer zweifelsfrei zu identifizieren. Die Patientenidentität wird bei allen wichtigen Prozeduren wie Operationen von den Mitarbeitenden auch digital mit einem Scanner nochmals bestätigt. Alle Verordnungen und Befunde sind digital, die Klinik arbeitet weitgehend papierlos. Alle Informationen stehen den Behandelnden schnell, vollständig und lesbar zur Verfügung. Dies verbessert auch die Kommunikation untereinander. Wichtig in Zeiten einer Pandemie sind die hohen Hygienestandards und deren ständige Überprüfung. Eigene Hygienefachkräfte kümmern sich darum.

Was können die Patienten selber machen?

Holzheid: Patientensicherheit ist keine Einbahnstraße. Auch Patientinnen und Patienten können viel selbst zu ihrer Sicherheit im Krankenhaus beitragen. Hierzu empfiehlt die Klinik Kitzinger Land die Broschüre des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. Darin geht es beispielsweise um eine gute Kommunikation zwischen Patient und Arzt sowie vollständige Informationsweitergabe in beide Richtungen. Patientinnen und Patienten werden ermutigt, offen nachzufragen, wenn ihnen Sachverhalte oder Diagnosen unklar sind.

Am 17. September 2021 begeht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum dritten Mal den World Patient Safety Day – ein Datum, das mit den seit 2015 ausgerufenen internationalen Aktionstagen zur Patientensicherheit auf das Aktionsbündnis Patientensicherheit zurückgeht. 
Foto: Aktionsbündnis Patientensicherh | Am 17. September 2021 begeht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum dritten Mal den World Patient Safety Day – ein Datum, das mit den seit 2015 ausgerufenen internationalen Aktionstagen zur Patientensicherheit auf ...
Das größte Problem in diesem Zusammenhang?

Holzheid: Auch hier ist in erster Linie die Kommunikation zu nennen. Oftmals sind wichtige Informationen wie die aktuelle Medikation oder Voroperationen den Patientinnen und Patienten nicht genau bekannt. Im Bereich des Entlassungsmanagements gibt es auch immer wieder Unklarheiten bei den Patienten, auch wenn hier viel Arbeit investiert wurde, um die Entlassung und nahtlose Weiterbehandlung zu verbessern.

Was hat die Pandemie verändert?

Holzheid: Die Kommunikation mit Angehörigen fehlt uns in der Klinik Kitzinger Land. Oft ist es für Patientinnen und Patienten angenehmer und einfacher, wenn Angehörige bei Gesprächen dabei sind. Erfreulicherweise können wieder mehr Angehörige zu Besuch kommen und diese Problematik hat sich etwas entschärft. 

Welche Auswirkung hat die Digitalisierung in diesem Zusammenhang?

Holzheid: Das ist ein Thema, das uns in der Klinik Kitzinger Land jeden Tag begleitet. Zum einen, weil die Klinik in zahlreichen Bereichen voll digital arbeitet. Zum anderen, weil noch zahlreiche Projekte geplant sind, die Digitalisierung und Automatisierung voranzutreiben. 

Wie wurde die Patientensicherheit zu Ihrem Thema?

Holzheid: Anästhesisten und Intensivmediziner verstehen sich seit langer Zeit als Spezialisten für die Patientensicherheit, da wir in Hochrisikobereichen der Medizin arbeiten. Daher liegt früh in der Ausbildung ein Schwerpunkt auf der Patientensicherheit.

 
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