
Seit 25 Jahren unterstützen die beiden Bergsteiger Peter Schöderlein (Dettelbach) und Christine Reuter (Bad Mergentheim) Hilfsprojekte in Nepal. Seit 2019 waren die Ärztin und der Elektromeister im Ruhestand – wegen Corona – nicht mehr dort. Im März 2023 war eine Reise wieder möglich und die beiden kehrten "aus ihrer zweiten Heimat" mit neuen Eindrücken, Plänen und Ideen zurück.
Wichtigste Erkenntnis: Die beiden Nepalfreunde werden künftig vermehrt im Bereich der Rehabilitation tätig werden. Wie Reuter in ihrer Bilanz der Reise schreibt, sollen Menschen mit schweren Behinderungen bei der Finanzierung von Umbaumaßnahmen unterstützt werden.
Gezielte Hilfe für Menschen mit Behinderung

"Rehabilitation ist in Nepal eine neue Dimension der medizinischen Versorgung", so die Internistin mit Praxis in Bad Mergentheim. Nach etwa drei Monaten Behandlung werden die Patienten nach Hause entlassen. Um Selbstständigkeit zu ermöglichen, sind behindertengerechte Umbaumaßnahmen in den einfachen und oft entlegenen Behausungen nötig. Hier setzt das neue Projekt an: Toiletten umbauen, Kochstellen in der Höhe anpassen, Wege barrierefrei gestaltet – Schöderlein (85) und Reuter wollen bei der Finanzierung helfen.
Vor dem Projekt stand neue eine Erfahrung für die Nepalkenner bei dem Besuch einer Tagesbetreuungseinrichtung für behinderte Menschen. Im März 2019 hatten die beiden über die Nepalhilfe Beilngries erstmals Kontakt mit dem "Intellectual Disabled Parents Forum". Damals waren in einem Wellblechgebäude 24 Frauen und acht Männer/Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht. Das durch die finanzielle Unterstützung der Nepalhilfe neu errichtete behindertengerechte Tagestherapiezentrum wurde 2021 eingeweiht. Etwa 30 Personen können nun betreut werden. "Noch ist es nicht selbstverständlich, behinderten Menschen in Nepal ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen", so Reuter.
Nach dem Erdbeben 2015 wurde die Schule wieder aufgebaut

Nicht weniger beeindruckend war laut Reuter der Besuch des Spinal Injuriy Rehabilitation Centre (SIRC) in Saanga. Das SIRC ist die einzige Einrichtung zur Rehabilitation von Querschnittsgelähmten in Nepal. Bei der Einweihung wurden drei Patienten betreut. Seit dem Umzug des Zentrums nach Saanga ist die Bettenzahl auf 60 gestiegen, geplant ist eine Aufstockung auf 100 Betten. Auch hier sind die beiden mit ihren Spendengeldern mit dabei.
Sunil Shrestha und Kedar Tamang von der Nepalhilfe Beilngries und der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft Stuttgart (DNH) hatten zu Beginn der Reise die beiden vor Ort in Empfang genommen, so Christine Reuter. Zusammen mit Schöederlein hat sie zunächst ein Waisenhaus in Lhubu, die Armenapotheke (Dispensary) im Bir Hospital, die Tibeter-Altenhilfe in Pokkhara und das PIN-Mädchenhaus (people in need) in Kathmandu, unterstützt. Nach dem großen Erdbeben im April 2015 stand der Wiederaufbau der zerstörten Schulen im Mittelpunkt der aus den Erlösen aus Vorträgen und Spenden der beiden Abenteurer finanzierten Hilfsaktionen.
Zwei Primary-Schools haben die beiden komplett finanziert
Den Neubau zweier Primary-Schools in den Distrikten Sindhupalchok und Dhading haben die zwei komplett finanziert. Acht Jahre nach dem Erdbeben sind ausreichend schulische Gebäude verfügbar. Nun stehe die Lehrerausbildung im Mittelpunkt, so Reuter. Direkt nach dem Erdbeben finanzierten Reuter und Schöderlein einen geländegängigen Pikup, der auch heute noch gute Dienste tut.

In Kubinde nahm eine Krankenstation ihre Arbeit auf, deren Aufbau größtenteils von den beiden finanziert wurde. Das ursprüngliche Gebäude war beim Erdbeben völlig zertstört worden. Die offizielle Einweihung erfolgte im November 2022. Nun konnten die beiden den Neubau in Augenschein nehmen. An ihr finanzielles Engagement erinnert eine Tafel am Eingang des Gebäudes. Etwa 2000 Menschen haben hier einen Anlaufpunkt.
Eine weitere Krankenstation soll im Laufe des Jahres in Sakinde aufgebaut werden. Auch dabei versuchen die beiden, ihren Beitrag zu leisten. Die Errichtung derartiger health posts in entlegenen Regionen erleichtere der Bevölkerung den Zugang zu einer medizinischen Basisversorgung, so Reuter. Die ist sich mit Schöderelein sicher: Die nächste Reise in den Himalaya findet 2024 statt.