Die Verärgerung war ihnen deutlich anzusehen: Vor zwei Jahren hatte es noch grünes Licht für die Bauvoranfragen der Familien Martin gegeben. Sie möchten gerne im Osten Volkachs, am Erlachhof, zwei Einfamilienhäuser bauen. Die Grundstücke dafür liegen in Sichtweite des neuen Weinhotels, das eben seine ersten Gäste empfangen hat. Für die Bauvoranfrage zu den Häusern hatte es im Dezember 2017 noch grünes Licht gegeben. Doch vor drei Monaten, bei der Sitzung des Volkacher Bauausschusses Anfang Juli, hieß es dann: So einfach kann hier nicht gebaut werden. Antrag abgelehnt.
Das Problem ist: Die Grundstücke liegen im Außenbereich, eine Bebauung mit Wohnhäusern ist eigentlich nicht vorgesehen. Außer es geht um privilegierte Bauvorhaben wie landwirtschaftliche Betriebe oder eben Weingüter, die dorthin ausgesiedelt wurden. Deren Nachkommen möchten die Grundstücke im Familienbesitz nun nutzen. Aber eben nicht, um ein weiteres Weingut zu bauen oder ein vorhandenes zu vergrößern, sondern reine Wohnhäuser. Und das erlaubt das Gesetz nicht.
Antrag der Bürgerliste zurückgezogen
Ein Antrag von Stadtrat Roger Schmidt (Bürgerliste) brachte das Thema nun nochmals in den Volkacher Ferienausschuss am Montagabend. Darin gefordert wurde die "Aufstellung eines Flächennutzungsplans für den Bereich Erlachhof 1 – 7 inklusive der direkt, also unmittelbar an diese Grundstücke angrenzenden Flurstücke". Einen Flächennutzungsplan gibt es allerdings schon, dieser wird für den Bereich des Weinhotels gerade überarbeitet. Nicht aber für die kompletten Erlachhöfe. Den Antrag zog Jochen Flammersberger im Namen der Bürgerliste dann zurück, um ihn zu konkretisieren. Doch die Diskussion um die richtige Vorgehensweise war voll in Gange.
Der korrekte Weg beim Bauen ist: Erst gibt's einen Flächennutzungsplan, dann einen Bebauungsplan, dann sind die Häuslebauer an der Reihe. Doch immer wieder wird diese vermeintliche Einbahnstraße von der falschen Seite befahren. Das geht, so lange sich keiner beschwert. Oder wie Volkachs Bürgermeister Peter Kornell (Freie Wähler) es am Montagabend ausdrückte: "Die Flexibilität hatten wir immer, die hat die Stadt Volkach auch reichlich genutzt." Ebenso wie das Kitzinger Landratsamt verstehe man sich als Genehmigungs- nicht Verhinderungsbehörde. Darum auch das Ja im Dezember 2007 zu den Bauvoranfragen am Erlachhof.
Doch im Zuge der Diskussion um das Weinhotel und der Klage der Nachbarn gegen den Bau sei ihnen dieses Rechtsverständnis "um die Ohren geflogen". Kornell bezeichnete die Ablehnung jetzt als Folge der "intensiven baurechtlichen Diskussion der letzten zwei Jahre" – und schob den schwarzen Peter von sich. Wie also will die Stadt Volkach weiter vorgehen? Flammersbergers Idee: Warum nicht an den Erlachhöfen ein Mischgebiet ausweisen und so die Wohnhäuser ermöglichen?
Dafür müsste die Stadt die Grundstücke in diesem Bereich aber erst einmal kaufen. Denn, darauf verwies Herbert Römmelt (FW): Die Stadt hat beschlossen, nur noch Grundstücke im eigenen Besitz zu entwickeln. "Das ist der Knackpunkt." Und diese dort komplett zu erwerben, könnte schwierig werden, mutmaßte Kornell. Er warf eine "Stichtagslösung" in den Raum, die den bauwilligen Nachkommen der Weinhotel-Nachbarn vielleicht helfen könnte. Näher erläutern wollte er sie ausdrücklich aber nicht. Der Volkacher Stadtrat hat sicher nicht das letzte Mal über dieses Thema diskutiert. Auf den Punkt brachte es Robert Amling: "Die Grundfrage ist: Was passiert denn in Zukunft mit den Erlachhöfen?"