
Martin Assel gibt zusammen mit Hermann Schloßnagel seit 2014 den Nachtwächter in Prichsenstadt. Sein Großvater, der auch Martin hieß, war 1934 zum letzten offiziellen und hauptamtlichen Nachtwächter in Prichsenstadt bestellt worden. Seit der Stadtgründung 1367 hatte es Wächter im Ort gegeben, die darauf achten mussten, dass abends die Stadttore geschlossen waren. Dazu Fragen an den 74-Jährigen.
Martin Assel: Hellebarde, Horn und Laterne.
Assel: In Prichsenstadt gab es seit dem Mittelalter schon immer Nachtwächter. In den aus dem Archiv bewahrten Protokollen, Briefen und Dienstbeschreibungen lässt sich das historische Nachtwächter-Leben auch sehr gut nachempfinden. Die Protokolle verschaffen lebhaften Einblick in einen für die Bürger wichtigen Dienst, der nur gering entlohnt und geachtet wurde. Im Jahre 1731 bekamen die Nachtwächter das Bürgerrecht, sie galten bis dahin als unehrliche Leute. Die Nachtwächter zählten zu den armen Leuten in Dorf oder Stadt. Von den wohlhabenden wurden sie deshalb herablassend behandelt.
Assel: Das ist unterschiedlich, je nach Anfrage. Jetzt zu Corona-Zeiten fehlen uns die Bus-Reisegruppen. Ein fester Termin ist der Freitagabend-Rundgang um 21 Uhr mit dem Nachtwächter durch die historische Altstadt von Prichsenstadt.

Assel: Nachdem ja mein Großvater Martin Assel der letzte amtierende Nachtwächter von Prichsenstadt gewesen ist – von 1934 bis 1940 –, habe ich geäußert, dass ich das auch mal machen würde. Kurz darauf hat der damalige Bürgermeister bei mir angerufen und nachgefragt, ob das Gerücht stimme, dass ich bereit wäre, ehrenamtlichen Nachtwächter in Prichsenstadt zu machen. Meine Antwort war: Ja, das Gerücht stimmt. Somit wurde ich dann Nachtwächter in meiner Heimatstadt.
Assel: Ursprünglich heißt der Spruch „ Hört ihr Herrn und lasst euch sagen . . ." – damit waren die Ratsherren gemeint. Im 20. Jahrhundert wurde dann „Hört ihr Leut“ daraus.
Assel: Eine Nachtwächterführung ist entschleunigend, der Nachtwächter geht gemächlich mit seinen Gästen durch die Straßen und Gassen seiner Stadt. Er erzählt Geschichten und Anekdoten aus alter Zeit und berichtet, wer in den Häusern gelebt hat und was die Leute gearbeitet haben. Zu Beginn der Führung bläst er in sein Horn und macht einen Stundenruf. Zum Abschluss singt er ein Abendlied und wünscht gute Nacht.
Assel: Gäste aus nah und fern. Viele kommen eigens zu den Führungen und kehren vorher oder nachher in den Prichsenstädter Wirtshäusern ein.
Assel: Darüber, dass mein Großvater der letzte amtierende Nachtwächter in Prichsenstadt war und über die Geschichten, die ich darüber erzählen kann.
Assel: Zum einen die historischen und gut erhaltenen Bauten, Mauern, Türme, Tore und die geschlossene Bebauung. Zum anderen die fränkische Gemütlichkeit, Gastlichkeit und Freundlichkeit.
Assel: ...immer Freitagabend 21 Uhr, mit Beginn der Winterzeit 20 Uhr. Langsam melden sich auch wieder Bus-Reisegruppen an.