
Trotz des nicht gerade freundlichen Wetters am Vormittag des Wiesenbronner Kirchweihdienstags war die Freude darüber, dass nach zwei Jahren Pause wieder der Bürgerauszug stattfand, allenthalben zu spüren. Nach alter Tradition hatten sich die Trommler Alexander Schmalz und Christian Kirch zusammen mit "Polizeidiener" Sven Paul in der Frühe auf den Weg gemacht, um auch diejenigen zum Gang in die Dorfmitte zu veranlassen, die vom Feiern vielleicht noch etwas mitgenommen waren.
Vor dem Rathaus versammelten sich 83 Bürger in Frack und Zylinder und 17 Burschen in Anzug und mit Nelke im Knopfloch. Bei der Aufstellung der Bürgerwehr bilden die Fahnen- und Gewehrträger die Spitze hinter dem Zieler Gerhard Stenger, der dieses Amt von seinem Schwiegervater Hans Wolf übernahm, der viele Jahre die Resultate beim Bürgerschießen angezeigt hatte. Die Namen der teilnehmenden Bürger wurden von Gemeinderätin Katrin Stenger registriert und dann vom Rathaus herab verlesen.
Viele schauten sich das alte Zeremoniell an
Etliche Zaungäste wohnten dem alten Zeremoniell bei, unter ihnen auch die Dritt- und Viertklässler der VG-Gemeinden Groß- und Kleinlangheim und Wiesenbronn, die auch die Preise für das Schießen im Rathaus abholten. "Bürger richt' euch" und "Augen geradeaus" kommandierte Bürgerhauptmann Norbert Stock und als sich der Gemeinderat in die Bürgerwehr eingereiht hatte, kam sogar die Sonne durch.
Zum ersten Mal hielt Bürgermeister Volkhard Warmdt die Rede zur "Lage der Nation" vom Rathaus herab und zeigte sich über die hohe Beteiligung am Bürgerauszug sehr erfreut. Er bedankte sich bei allen, die wieder zum guten Gelingen der Kerm beitrugen, bei den Burschen für den spektakulären Kirchweihumzug am Sonntag (wir berichteten) und für die Kompromissbereitschaft wegen der Enge aufgrund des Rummels im Seegarten, "darüber werden wir noch reden".
Optimistisch mit Blick auf die Energiekrise
Der Bürgermeister räumte ein, dass die Pandemie und die vergangenen zwei Jahre "auch mein Hemd enger werden ließen, da von einem normalen Leben noch nicht ganz die Rede sein kann". Dass auch in Europa ein Krieg ausbrechen könne, habe er bisher für ausgeschlossen gehalten, sagte er zur Situation in der Ukraine. Mit Blick auf die gegenwärtige Energiekrise zeigte er sich optimistisch, dass sie überstanden werden könne, zumal in Wiesenbronn Holzöfen mit Material aus dem Gemeindewald für Wärme sorgen können. Der Gemeinderat werde sich weiterhin bemühen, Entscheidungen zum Wohle der Dorfgemeinschaft fällen, wozu auch der Beschluss gehöre, das Feuerwehrhaus unabhängig vom Stromkreis zu machen. Es gelinge, diese Zeit zu überstehen, "wenn wir alle zusammen halten", zeigte sich der Bürgermeister überzeugt.
Er rief am Ende seiner Ansprache dazu auf, den Kirchweihdienstag "locker" anzugehen. Nach dem traditionellen Trompetensolo von Rüdiger Schmalz vom Rathaus herab, setzte sich der Zug zur Musik der Großlangheimer Musikanten zum Schützenhaus in Bewegung, um den Bürger- und Burschenkönig zu ermitteln.