Wenn es um Bilderausstellungen geht, wird in Kitzingen nur noch in Superlativen gedacht: Nach den besten Pressefotos der Welt könnte es in der Stadt bald die Unicef-Bilder des Jahres zu sehen geben. Das Welt-Kinderhilfswerk prämiert seit dem Jahr 2000 Fotos und Fotoreportagen, die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren. Der Haupt- und Kulturausschuss des Kitzinger Stadtrats zeigte sich am Dienstagabend begeistert von der Idee, nach dem Erfolg im Frühjahr mit World Press eine zweite Ausstellung im Herbst zu installieren, dann wohl erneut im Rahmen einer Schaufenster-Galerie, bei der die Leute in der ganzen Stadt unterwegs sind.
Bei Herbert Müller laufen in der Kitzinger Stadtverwaltung die Fäden der Bilderausstellungen zusammen. Er sagt: „Die Resonanz bei World Press war überragend groß.“ Das Konzept, die Fotos als Schaufensterattraktion zu zeigen, war eigentlich aus der Not heraus geboren – weil wegen der Pandemie eine gewöhnliche Präsentation in der Rathaushalle nicht möglich war. Doch die im stillen Kämmerlein entwickelte Idee kam draußen bestens an. Besonders an den Wochenenden war die Stadt voll von Besuchern, die sich nicht nur die Bilder ansahen, sondern gleichzeitig auch die ausgestellten Waren. So ergaben sich durchaus gewünschte Synergieeffekte. „Von Einzelhändlern weiß ich, dass die Leute am Montag oder Dienstag noch einmal kamen und die Geschäfte aufgesucht haben“, erklärte Müller.
Herbstausstellung mit offenem Sonntag verknüpfen
Um diese Mitnahmeeffekte zu stärken, sprachen sich am Dienstag Stadträte wie Manfred Paul (SPD) oder Walter Vierrether (Pro KT) dafür aus, eine mögliche Herbstausstellung mit mindestens einem verkaufsoffenen Sonntag zu verknüpfen. Doch das ist laut Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) nicht ganz so einfach.
Der Freistaat Bayern sei in dieser Hinsicht „sehr restriktiv“, er lasse verkaufsoffene Sonntage nur viermal im Jahr zu – und auch das nur, wenn sie an besondere Ereignisse mit hoher Anziehungskraft gekoppelt seien. Die Etwashäuser Kirchweih, die im Herbst regelmäßig Tausende Besucher in die Stadt lockt, sei so ein Ereignis. Aber ob sie in diesem Jahr stattfinden kann, ist ungewiss. Die Gärtnerburschen wollen sich laut Vierrether bis Mitte August Zeit lassen mit einer möglichen Absage.
Güntner sagte, es brauche bisweilen „besondere Kreativität“, um gegenüber den Behörden einen verkaufsoffenen Sonntag zu begründen. Fraglich sei, ob eine Bilderausstellung als Argument reiche. Dem Ausschuss fehlte es nicht an Fantasie, was als Termin taugen würde. Sabrina Stemplowski (CSU) wünschte sich den Martinitag am zweiten November-Wochenende. Wie die World-Press-Bilder sollen auch die Unicef-Fotos vier bis fünf Wochen in der Stadt bleiben. Für Herbert Müller von der Stadtverwaltung bietet sich der Zeitraum von Mitte September bis Ende Oktober an.
Auch die Unicef-Bilder vermitteln viel Leid von Kindern
Die Unicef-Ausstellung umfasst weniger Fotos als World Press und zeigt schwerpunktmäßig Bilder von Kindern. Sichtbar wird auch hier eine Menge Leid: Entsetzen, Erschöpfung, Zerstörung. Das Siegerbild 2020 des griechischen Fotografen Angelos Tzortzini etwa zeigt Kinder, wie sie aus dem brennenden Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos flüchten.
Partner der Stadt wäre der Mainstockheimer Volkmar Röhrig, mit dem man seit Jahren auch schon bei World Press zusammenarbeitet. Siegfried Müller (UsW) warf die Frage auf, ob die Unicef-Bilder eine Konkurrenz zu World Press seien, was Herbert Müller klar verneinte. „Die Zusammenarbeit mit World Press ist sehr gut, weil wir uns in Kitzingen sehr dafür engagieren. Kleinere Kommunen setzen in solche Ausstellungen viel mehr Herzblut, weil es für sie etwas Besonderes ist.“ Den Kostenrahmen gab Müller mit etwa 10 000 Euro an, 4000 Euro davon gingen als Spende an Unicef.