
Peter Göttke kam am Abend des Sturms von der Vesper im Kloster Münsterschwarzach zurück. Er ist Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Kirchschönbach-Stadelschwarzach-Wiesentheid. Auf der Heimfahrt nach Wiesentheid musste er erst einmal warten, bis die Feuerwehr den Weg von umgestürzten Bäumen befreit hatte. Dort angekommen, erfuhr er vom Kirchpfleger, dass im Ort selbst nur einige Ziegel runtergekommen seien. Doch in Stadelschwarzach sei die Kirchturmspitze weg. „Das klang so seltsam, dass ich dachte, da führt mich doch jemand hinters Licht“, erzählt Göttke.
Auf dem Weg dorthin sind sie bei den Hochspannungsleitungen, die auf der B 22 lagen, stecken geblieben. Bereits von Laub aus hat man die fehlende Spitze gesehen – diesen Moment beschreibt Göttke als „ganz surrealen Eindruck“. Als er dann vor der Kirche stand, war er genau wie alle anderen um ihn herum fassungslos.
Aufräumarbeiten laufen
Die rund 15 Meter lange Turmspitze der Sankt Bartholomäus Kirche ist durch eine starke Orkanböe einfach zur Seite abgefallen. Es handelt sich um einen sogenannten Echter-Spitzhelm, der nach dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter (1545-1617) benannt ist. Zurzeit laufen die Aufräumarbeiten und die Holztrümmer, die in den Nachbargarten gefallen sind, werden beseitigt. Zeitgleich werden Gerüste aufgestellt.
„Der Turm wurde bereits notfallmäßig wetterfest gemacht, damit man die Rekonstruktion angehen kann“, sagt Göttke. So wird verhindert, dass durch das Loch Wasser hinein kommt und die Decken feucht werden, denn direkt darunter hängen die Kirchturmglocken. Im Inneren der Kirche gibt es bis auf einige beschädigte Fenster kaum Schäden, da der Turm seitlich heruntergefallen ist.
Wahrscheinlich originale Rekonstruktion
Göttke geht davon aus, dass die Spitze original rekonstruiert wird. Doch man müsse abwarten, was das Denkmalamt sagt, da die Kirche unter Denkmalschutz steht. „Außerdem ist die Nachbildung nicht so einfach, da ja keine Baupläne mehr vorliegen“, sagt Göttke. Deshalb rekonstruieren Spezialisten momentan, wie genau der Turm beschaffen war.
Die Kosten für den Wiederaufbau wird laut Göttke nach jetzigem Stand wahrscheinlich die Versicherung übernehmen. „Doch die Details dazu müssen das Bischöfliche Bauamt und das Denkmalamt mit der Versicherung ausmachen“, sagt er. Nach drei Tagen sei es noch zu früh, um genaue Aussagen zu treffen. Versichert sei die Kirche, die sich im Besitz der Kirchengemeinde befindet, über eine Sammelversicherung des Bistums Würzburg, so Göttke. Auch Angaben zum finanziellen Ausmaß des Schadens wären bisher „reine Spekulation“, da zuerst der Plan für die Rekonstruktion stehen muss.
Gottesdienst findet statt
Fest steht jedoch, dass der Gottesdienst weiterhin in der Kirche stattfinden kann, denn der Rest des Turms sei nicht einsturzgefährdet. „Da die Hauptfassade und die Turmspitze an den entgegengesetzten Enden liegen, kann man den Hauptbereich der Kirche nutzen“, erklärt der Pfarrer.
Dass es überhaupt zu dem Einsturz kommen konnte, kann sich Göttke nur durch die Wucht des Sturms erklären. Schäden am Turm der rund 400 Jahre alten Kirche waren nicht bekannt. „Im Gegenteil“, sagt Göttke. „Erst im letzten Jahr waren viele Handwerker im Turm unterwegs, da er unter anderem gegen Tauben abgesichert wurde.“
Beeindruckt von Bewohnern und Einsatzkräften
Mit unglaublich viel Professionalität und Engagement haben die Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW und Rotem Kreuz noch am Sonntagabend vor Ort gearbeitet, berichtet Göttke. Auch von den Bewohnern des Ortes war er tief beeindruckt. „Alle haben einander geholfen und geschaut, wer im Ort gerade Unterstützung braucht, um beispielsweise sein Dach zu reparieren“, sagt der Pfarrer.