Mia Schwarz will Lehrerin werden, Gordon Vogler möchte Psychologie studieren. Beide haben die Mittelschule besucht, Mia in Iphofen, Gordon in Wiesentheid. Ein Widerspruch? Keinesfalls! Auch wenn in vielen Köpfen noch fest verankert ist, man müsse aufs Gymnasium, um später studieren zu können. Der Weg zur Allgemeinen Hochschulreife führt die beiden – ebenso wie die Realschulabsolventin Leonie Römmelt aus Volkach – über die Fachoberschule/Berufsoberschule (FOS/BOS) Kitzingen.
Sie sind dort nicht direkt in die 11. Jahrgangsstufe eingestiegen, sondern besuchen aktuell zunächst die Vorklasse. Ein Brückenjahr, in dem der Schwerpunkt auf den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch liegt. Die Vorklasse wurde eingeführt, um Schülern mit mittlerem Bildungsabschluss den Übergang an die Fachoberschule zu erleichtern, um dort nach der 12. Klasse Fachabitur oder nach der 13. Klasse allgemeines Abitur zu machen.
In der Vorklasse Mathe-Wissen aufholen
"Mir hat Basiswissen in Mathematik gefehlt", erklärt Leonie Römmelt. Wäre sie gleich in die 11. Klasse gegangen, wäre wahrscheinlich zu schnell zu viel neuer Stoff auf sie zugekommen, befürchtet sie. Und damit wäre das Ziel, Architektur zu studieren, in Gefahr. Mia Schwarz dagegen kommt in Mathe gut klar, ihr ist es wichtig, im Deutschunterricht eine noch bessere Basis zu schaffen. Und sie will genug Zeit haben, um sich an der neuen Schule einzugewöhnen.
Gordon Vogler tut sich zwar leicht in allen drei Fächern – "wir wurden von unseren Lehrern sehr gut vorbereitet" – empfiehlt aber wie die beiden jungen Frauen ganz klar den Besuch der Vorklasse. "Sie hilft, den Zusammenhalt zu stärken. In der elften sieht man die Mitschüler wegen der langen Praktika ja dann gar nicht mehr so oft."
Schulleiter i. V. Andreas Breitenbacher freut sich über jeden Schüler, der an der FOS/BOS die Fachhochschulreife oder die Allgemeine Hochschulreife erreicht. Ganz besonders interessant sei es aber immer, "wenn jemand aus der Mittelschule über die Vorklasse die Allgemeine Hochschulreife anstrebt und das dann auch schafft".
Drei Ausbildungsrichtungen: Sozialwesen, Technik sowie Wirtschaft und Verwaltung
Gordon und Leonie haben sich für die Ausbildungsrichtung Sozialwesen entschieden, Mia für Wirtschaft und Verwaltung. Als dritte Möglichkeit gibt es an der FOS/BOS Kitzingen noch den technischen Zweig. Wer die FOS besucht, kann sich frei für einen der Zweige entscheiden. Schüler der Berufsoberschule dagegen müssen sich an dem Ausbildungsberuf orientieren, den sie gelernt haben.
Die FOS kann in der Regel besuchen, wer den mittleren Bildungsabschluss mit einem Notendurchschnitt von mindestens 3,5 in Deutsch, Mathematik und Englisch in der Tasche hat. Egal über welche Schulart er den erreicht hat – Gymnasium, Realschule, Mittelschule oder aber Wirtschaftsschule, in Kitzingen also die Friedrich-Bernbeck-Schule in der Innenstadt.
Zweistufige und vierstufige Wirtschaftsschule
Die Wirtschaftsschule wird in Kitzingen vier- und zweistufig angeboten. Wer sich für die vierstufige Wirtschaftsschule entscheidet, besucht dort die 7. bis 10. Jahrgangsstufe. Eine 6. Klasse als Vorklasse ist möglich, allerdings nur, wenn sich genügend Schüler dafür anmelden, informiert Schulleiterin i.V. Bettina Schütz. Die zweistufige Wirtschaftsschule dagegen umfasst die 10. und 11. Jahrgangsstufe und wird häufig von Schülern besucht, die zuvor den qualifizierenden Abschluss in der 9. Klasse gemacht haben. Die Abschlussprüfung ist in beiden Teilen der Wirtschaftsschule gleich.
"Die Wirtschaftsschule verleiht den mittleren Bildungsabschluss genauso wie die Realschule oder Mittelschule", erklärt Bettina Schütz. Zu den beruflichen Schulen zählt sie, weil dort eine kaufmännische und verwaltende Grundbildung vermittelt wird und die Praxisorientierung sehr groß ist. So hat die Friedrich-Bernbeck-Schule drei Übungsunternehmen, in denen die Schüler die Abläufe in Firmen nicht nur lernen, sondern auch üben und anwenden. "Ideal für junge Leute, die einen Betrieb daheim haben und mal einsteigen wollen", so Schütz.
Berufswahl der Wirtschaftsschüler ist heute breit gefächert
Früher hätten viele Absolventen der Wirtschaftsschule einen kaufmännischen Beruf erlernt oder seien in die Banken gegangen, so Schütz. Heute sei das Berufsspektrum viel breiter gefächert. "Und wir haben inzwischen einen großen Teil an Schülern, die danach in die FOS gehen und dort Abitur machen."
Neben der praktischen Orientierung sehen Schütz und Breitenbacher noch einen anderen Vorteil ihrer Schulen: Sie seien beide klein und familiär. 306 Schüler hat die FOS/BOS Kitzingen, 183 die staatliche Wirtschaftsschule Kitzingen. Hier kenne man sich, hier lebe man sich schnell ein. Eine Aussage, die Mia, Leonie und Gordon bestätigen können. Sie fühlen sich wohl an ihrer neuen Schule - und würden den Weg in die Vorklasse genauso wieder gehen.
Anmeldung: Die Anmeldung für die FOS/BOS ist vom 27. Februar bis zum 10. März möglich. Infos unter fosbos-kitzingen.de. Die Wirtschaftsschule stellt sich am 11. März bei einem Tag der offenen Tür vor. Anmeldung ist ab dem 27. Februar möglich. Infos unter wirtschaftsschule-kt.de.