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Rüdenhausen
"Musikantenfreundliches Wirtshaus" in Rüdenhausen: Bratwurst mit Kraut als Lohn für Musik und Unterhaltung
Live-Musik, Gaumenfreuden, gute Laune, nette Leute: Darum trägt der Rüdenhäuser "Weinkeller am Schloss" den Titel "Musikantenfreundliches Wirtshaus". Was die Gäste dazu sagen.
Mittendrin statt nur dabei: Die 'Wiesenbronner Kärwemusikanten' teilen ihre Freude an fränkischen Weisen mit den Gästen des 'Weinkellers am Schloss'.
Foto: Diana Fuchs | Mittendrin statt nur dabei: Die "Wiesenbronner Kärwemusikanten" teilen ihre Freude an fränkischen Weisen mit den Gästen des "Weinkellers am Schloss".
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Knarzend öffnet sich die schwere Holztür. Im Schein von Stumpenkerzen führen Steinstufen nach unten in einen Gewölbekeller. Im Kaminofen prasselt ein behagliches Feuer. Der Duft von Bratwürsten mischt sich mit dem von Sauerkraut und Senf. Während der Blick an alten, dekorativen Posaunen und Trompeten hängen bleibt, deren Schatten im Feuerschein an den Wänden tanzen, hebt eine Handvoll Musiker ihre Instrumente an.  Das Lied "Es Kunnerla" schallt durchs Gewölbe. Knapp 50 Gäste – mehr passen nicht in den Keller - klatschen, lachen und schunkeln. 

Rüdiger Schmalz und die Wiesenbronner Kärwemusikanten geben den Schunkelnden den Takt vor.
Foto: Diana Fuchs | Rüdiger Schmalz und die Wiesenbronner Kärwemusikanten geben den Schunkelnden den Takt vor.

Der Schlosskeller in Rüdenhausen ist ein Unikat – und das einzige Gasthaus in Unterfranken, das Staatsminister Albert Füracker in diesem Winter mit dem Titel "Musikantenfreundliches Wirtshaus" ausgezeichnet hat. Die Leidenschaft des Wirtes gilt sowohl der Blasmusik als auch dem fränkischen Brauchtum. Weil Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen sich zudem gern mit Kuriositäten vom Flohmarkt umgibt, ist sein Schlosskeller eine Schatzkiste für alle Menschen, die es gern einzigartig und gemütlich mögen. 

Hauptsache, die Musiker werden auch satt

Alexander Mahr serviert den Gästen fränkische Bratwürste mit Kraut.
Foto: Diana Fuchs | Alexander Mahr serviert den Gästen fränkische Bratwürste mit Kraut.

Am runden Tisch vor der Theke haben es sich heute sechs Musiker so bequem gemacht, wie das mit Trompete, Tuba oder Quetsche vor der Brust geht. Die "Wiesenbronner Kärwemusikanten" wollen ausprobieren, "ob der Wirt sie auch wirklich satt kriegt", wie Reinhard Hüßner augenzwinkernd sagt: "Es gibt ja den alten Spruch: Musikantenschlund kennt keinen Grund." Fakt ist: Der Titel "Musikantenfreundliches Wirtshaus" bedeutet,  dass Musizierende dort immer gern auftreten dürfen und dafür mit Essen und Trinken belohnt werden. 

Heiner Ackermann, Metzger aus Wiesenbronn, macht die beliebten Bratwürste, die es im Weinkeller gibt. Leonard Neubert ist Bürgerhauptmann in Rüdenhausen und mag, wie auch Angela Paul, schöne fränkische Traditionen (von links).
Foto: Diana Fuchs | Heiner Ackermann, Metzger aus Wiesenbronn, macht die beliebten Bratwürste, die es im Weinkeller gibt. Leonard Neubert ist Bürgerhauptmann in Rüdenhausen und mag, wie auch Angela Paul, schöne fränkische Traditionen ...

Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen lässt sich nicht lumpen. Schon nach den ersten Musikstücken serviert er dem Tubisten Fritz Fröhlich, den Trompetern Rüdiger Schmalz und Kilian Wehrwein, dem Zugposaunisten Maximilian König, Baritonistin Michaela Hüßner und Flügelhornspielerin Ruth Neuerer dampfende Würste, Kraut, Schoppen und Seidla.  Auch die Gäste am Stammtisch und an den drei anderen Holztischen laben sich an fränkischen Gerichten.

In geselliger Runde ist man schnell per Du

Genießen den launigen Abend im Weinkeller: Thomas Marx, Helene Werner und Astrid Marx (von links).
Foto: Diana Fuchs | Genießen den launigen Abend im Weinkeller: Thomas Marx, Helene Werner und Astrid Marx (von links).

Wer seinen Nebenmann zuvor nicht kannte, ist in der geselligen Runde schnell per Du. Die Stimmung steigt mit jedem Bissen, jedem Schluck und jedem gespielten Schottisch, Rheinländer oder Dreher. 

Christa und Horst Geißler aus Marktbreit gefällt es im 'Musikantenfreundlichen Wirtshaus' des Grafen 'unheimlich gut'.
Foto: Diana Fuchs | Christa und Horst Geißler aus Marktbreit gefällt es im "Musikantenfreundlichen Wirtshaus" des Grafen "unheimlich gut".

"Bravo!" Egon Blatz und seine Frau Erika klatschen den "Kärwemusikanten" Beifall. "Ich find's wunderbar hier, es gibt nix Besseres für Leib und Seele", ist der 75-jährige Schwebheimer von der Atmosphäre im Schlosskeller begeistert. "Hier passt alles", findet Rainer Berneiser aus Atzhausen, der "quasi jeden Freitag" nach Rüdenhausen kommt.

Rainer Berneiser aus Atzhausen genießt zur Musik einen feinen Schoppen.
Foto: Diana Fuchs | Rainer Berneiser aus Atzhausen genießt zur Musik einen feinen Schoppen.

"Musik ohne Verstärker, fränkische Genüsse, Gemütlichkeit – was will man mehr?", ergänzt Horst Geißler, der mit seiner Frau Christa aus Marktbreit stammt: "Wir haben vor einiger Zeit eine Ankündigung in der Zeitung gelesen und sind deshalb hierher gefahren. Jetzt kommen wir immer gern wieder; man trifft hier lauter nette Leute." 

Den Spuren im Schnee gefolgt bis ins Wirtshaus

Friedhelm und Marion Neubauer, Inhaber des Gasthofs und Hotels 'Schwarzer Adler' in Wiesenbronn, stoßen mit Jochen Kramer und Erhard Heilmann (von links) auf den schönen Abend an.
Foto: Diana Fuchs | Friedhelm und Marion Neubauer, Inhaber des Gasthofs und Hotels "Schwarzer Adler" in Wiesenbronn, stoßen mit Jochen Kramer und Erhard Heilmann (von links) auf den schönen Abend an.

Egon und Erika Blatz nicken. Der Zufall hat ihnen gut mitgespielt: Vor ungefähr 15 Jahren sorgte er dafür, dass Egon Blatz auf dem Weg zu einem Kumpel in Rüdenhausen anhielt: "Es hatte geschneit. Ich bin aus dem Auto ausgestiegen und den Spuren im Schnee gefolgt, die direkt in die Schlossstraße führten. Da habe ich Karlis Keller entdeckt."

Egon und Erika Blatz aus Schwebheim kommen schon seit gut 15 Jahren immer wieder gern nach Rüdenhausen.
Foto: Diana Fuchs | Egon und Erika Blatz aus Schwebheim kommen schon seit gut 15 Jahren immer wieder gern nach Rüdenhausen.

Seitdem kommen die Schwebheimer regelmäßig im Winter in den Keller, in der warmen Jahreszeit in den urigen Bier- und Weingarten, in dem man unter einem Baum voller Posaunen sitzen kann oder in Lauben, deren Wände Krüge zieren wie in der früheren Fernsehsendung "Zum Blauen Bock".

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Vom Ambiente angetan zeigt sich auch der Historiker Reinhard "Vitus" Hüßner aus dem Nachbarort Wiesenbronn. Für ihn ist das spontane Musizieren in Gasthäusern schönes heimisches Brauchtum. Seit vor rund 200 Jahren Ventil-Instrumente die Musikszene revolutionierten und schließlich das Musik-Monopol fiel, so dass jedermann eine Kapelle gründen konnte, sei Musik die wichtigste universelle Sprache, sagt Hüßner: "Sie bringt Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlichster Herkunft zusammen."

Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen hat dies längst verinnerlicht. Zur Erheiterung seiner Gäste verrät er heute, Wochen nach der offiziellen Auszeichnung als "Musikantenfreundliches Wirtshaus", verschmitzt: "Weil ich keine Ahnung hatte, dass man den Titel offiziell verliehen kriegt, hatte ich mir das Logo schon vor Jahren aus dem Internet heruntergeladen und an die Tür geheftet." Nun kann er den Ausdruck durch die hochoffizielle Plakette ersetzen. 

Musik im Wirtshaus

Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen freut sich über Plakette und Urkunde, die seinen Weinkeller als 'Musikantenfreundliches Wirtshaus' ausweisen.
Foto: Reinhard Hüßner | Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen freut sich über Plakette und Urkunde, die seinen Weinkeller als "Musikantenfreundliches Wirtshaus" ausweisen.
Auszeichnung:  Das Projekt "Musikantenfreundliches Wirtshaus" wurde 1996 von den Bezirken Oberpfalz und Niederbayern, dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege sowie dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, Bayern ins Leben gerufen. Seit 2019 ist das Bayerische Heimatministerium mit im Boot.
Über 500 Gasthäuser wurden bisher in Bayern ausgezeichnet, 19 kamen im vergangenen Jahr dazu, darunter zwei fränkische: die Braugaststätte Döbler in Bad Windsheim und der Weinkeller am Schloss in Rüdenhausen. Heimatminister Albert Füracker verlieh den Wirten eine Plakette, die signalisiert, dass spontanes, unangekündigtes Singen und Musizieren zum eigenen Vergnügen und zur Unterhaltung der Gäste nicht nur möglich, sondern erwünscht ist. Im Gegenzug stellt das Wirtshaus für die Musizierenden Brotzeit und Getränke bereit.

GEMA: Im Bereich der Volksmusik ist der überwiegende Teil des Repertoires überliefert, ohne dass ein Urheber nachvollziehbar wäre. Diese Stücke sind in der Regel GEMA-frei, das heißt, es werden für Auftritte keine Gebühren fällig. Allerdings gibt es auch hier mittlerweile Ausnahmen.
Quelle: ldk
 
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