
Als es in Bayern darum ging, Behörden von den Zentren aufs Land zu verlagern, hat die Staatsregierung auch Kitzingen bedacht. Dort entsteht auf dem Deuster-Areal gerade für rund 75 Millionen Euro das neue Staatsarchiv. Das ist bisher in Würzburg untergebracht, wo es für Mitarbeitende aus Wissenschaft, Forschung und Archiven auch gut erreichbar ist.
Der Stadt Kitzingen bringt diese Verlagerung selbst wenig: Im Archiv wird eine überschaubare Zahl an Fachleuten arbeiten; zusätzliche Arbeitsplätze entstehen kaum. Und große Teile der Bevölkerung werden wahrscheinlich zeitlebens keinen Fuß in die Verwahrstelle von Akten und Dokumenten setzen.

Immerhin in einem Punkt bringt die Ansiedlung von totem Papier nun doch Leben in die Stadt: Kitzingen hatte sich verpflichtet, das Umfeld des Archivs neu zu gestalten. Und dabei will die Stadt offenbar den großen Wurf wagen. Keine simple Grünfläche soll das Gebäude künftig umgeben.
Vielmehr soll ein "Bildungspark" entstehen. Bildung nicht mit Blick auf die wertvollen Informationen im Archiv, sondern wegen der geplanten Informationstafeln, die sich die Planer in der grünen Oase vorstellen können. Sie könnten Besucherinnen und Besucher über Themen der Region wie Weinbau, das Maintal oder die Stadtgeschichte aufklären. Apropos Geschichte: Die einstigen Deuster-Keller bleiben geschützt.
Amphitheater und grünes Klassenzimmer für Schulen
Landschaftsarchitekt Marcus Viebahn (Würzburg) stellte dazu im Stadtrat seine Ideen und entsprechende Planentwürfe vor. Das ehemalige Deuster-Areal zwischen Nordtangente, Mainstockheimer Straße und Feldstraße liegt nahe bei den innerstädtischen Schulen und soll daher auch ein grünes Klassenzimmer erhalten. Ein kleines Amphitheater ist als Spielstätte für allerlei Aufführungen geplant, kann aber auch Gruppen zum Treff dienen.
Eine Laube mit Weinbergszeilen knüpft an den Weinlandkreis an und könnte bei Veranstaltungen für Verkostungen genutzt werden. Ob danach oder unabhängig davon bieten sich dem Besucher Liegewiese und Picknickecke mit Tischen an. Für Kinder soll es eine Seilbahn geben, für jedermann einen Parcours zum Klettern und Balancieren sowie eine Boule-Bahn. Einen eigenen Kinderspielplatz hat Viebahn nicht vorgesehen, aber er will in einem Bürgerforum noch Vorschläge und Anregungen aus der Bevölkerung aufnehmen, ist also offen für Veränderungen.
Die Lage des Parks am Rand der Altstadt wird künftig einen beeindruckenden Blick auf das Maintal bieten. Die umgebende Landschaft macht die Grünfläche folglich noch attraktiver. Entsprechende Aussichtspunkte sind eingeplant.
Barrierefrei von der Kitzinger Altstadt in den Deusterpark

Die Hauptwege durch den neuen Park sollen barrierefrei verlaufen. Der Zugang vom und zum Main wird allerdings mittels einer Treppe erschlossen. Von der Altstadt sollen die Bürger den Park über eine neue Brücke über die Feldstraße erreichen. Dieser Fußweg wird barrierefrei gestaltet. Bisherige Mauern sollen weitgehend saniert und erhalten bleiben, ergänzt durch neue, wo nötig.
Die Bepflanzung hat Viebahn auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen ausgerichtet und entsprechende Bäume und Sträucher ausgesucht. Denn: Der Pflegeaufwand soll sich in Grenzen halten. Sicher scheint der Stadtverwaltung, dass allein wegen des Parks neues Personal eingestellt werden muss.
Doch mit dem Park entsteht nicht nur eine neue Erholungs- und Erlebniszone: Neben dem Staatsarchiv wird die Stadt 43 öffentliche Parkplätze anlegen, die rund um die Uhr anfahrbar sind. Dazu kommen weitere rund 20 für Personal und Gäste des Staatsarchivs. Die Stadt hatte sich mit der Ansiedlung der staatlichen Einrichtung verpflichtet, sowohl für Parkplätze als auch für einen Zugang zur Altstadt zu sorgen.
Stadt muss rund 1,4 Millionen Euro in den Park investieren

Das Projekt hat seinen Preis: Mit Kosten von rund 3,5 Millionen Euro rechnet der Planer. Die Stadt erhält wohl eine Förderung von 60 Prozent, so dass ihr Eigenanteil am Ende rund 1,4 Millionen Euro betragen könnte. Nach drei Bauabschnitten könnte der Park im Frühjahr 2027 eröffnet werden.
Der Stadtrat zeigte sich begeistert vom Planentwurf und stimmte dem Vorschlag Viebahns mit 25:0 ausnahmslos zu.