Sven Künzel und Alexander Thon wissen genau, was sie tun. Der schwarze VW ist auf einer Hebebühne aufgebockt, beide Männer stehen darunter. Die Vorderräder sind abmontiert, mit einem Tuch entfernen sie das schwarze Fett im Inneren des Rades. "Die Achsmanschetten müssen gewechselt werden, weil sie durchgerissen sind", erklärt Künzel. Beide sind gelernte Kfz-Mechaniker und reparieren ihr Fahrzeug am liebsten selbst. Doch bislang fehlte ihnen dafür professionelles Werkzeug und eine Hebebühne.
Das stellt ihnen seit Mitte Mai Michael Dehn zur Verfügung. Er ist der Betreiber von Dehns Garage, einer Mietwerkstatt im Gewerbegebiet Schwarzach, in der Hobby-Schrauber ihre Autos selbst reparieren können. Ein aktuell einzigartiges Konzept im Landkreis Kitzingen, sagt er, nachdem 2011 eine Mietwerkstatt in Dettelbach abgebrannt ist.
Zielgruppe sind Hobby-Werkler
Es war Dehns größter Traum, den er sich mit der Mietwerkstatt vor gut zwei Jahren erfüllte. Schon immer hatte er eine Leidenschaft für Fahrzeuge, schraubte privat in jeder freien Minute an Fahrrädern und Mopeds, dann an Motorrädern und Autos. Jahrzehnte später will er damit endlich sein Geld verdienen.
Er lebt von Kunden wie Künzel und Thon, die gerne selbst Hand anlegen. Die wissen, was sie tun, und die natürlich auch Geld sparen wollen. Zwölf Euro pro Stunde kostet die Hebebühne mit Werkzeugwagen im Eröffnungsangebot, danach 16 Euro. "Super, dass es sowas jetzt endlich hier in der Umgebung gibt. Sonst steht man immer mit dem Wagenheber daheim", so Thon. Schwierig wurde das bei einer Arbeit wie an diesem Vormittag, da blieb bislang lediglich die professionelle Werkstatt. Doch da sind beide skeptisch: "Wir wissen halt, dass wir es selbst können", erklärt Künzel.
Es selbst zu können, ist die einzige Voraussetzung für die Nutzung der Mietwerkstatt. Denn obwohl Michael Dehn seine Kunden betreut und ihnen auch mal Tipps gibt, darf er selbst nichts an ihren Autos machen. "Ich habe keinen Meisterbrief und darf deshalb nicht mitschrauben", erklärt er. Aber er kann abschätzen, ob jemand Ahnung hat oder nicht. Und dabei geht bei ihm Sicherheit vor Profit. Kürzlich hatte er Kunden, für deren Reparatur er kein passendes Werkzeug vorrätig hatte. Da es mit ähnlichem Werkzeug nicht ordentlich funktionierte, schickte er sie weg. "Wenn etwas abbricht und die sind bei 120 Stundenkilometer auf der Autobahn unterwegs, dann ist es vorbei", sagt er.
Über Umwege zum Lebenstraum
Obwohl er längst sein Hobby zum Beruf machen wollte, ging es für den 55-Jährigen erst einmal in eine andere Richtung. "Ich wollte ursprünglich Zweiradmechaniker werden", erzählt der Motorradfahrer. Doch wie das Schicksal so wollte, bekam er keine Ausbildungsstelle. "Ich bin 1964 geboren – ein geburtenstarker Jahrgang – und das Angebot war gering." So habe es in Kitzingen nur drei Motorradwerkstätten gegeben, denen er sich vorgestellt habe, erinnert er sich. Ohne Erfolg.
Stattdessen machte Dehn eine Lehre zum Zimmermann. Er arbeitete nach der Wehrpflicht als Schreiner und Treppenbauer, bis ihn sein Schwager fragte, ob er in sein Geschäft im Freizeitpark Geiselwind einsteigen möchte. Dieser betrieb damals das Fotogeschäft im Park. Dehn stieg ein, und war somit erstmalig selbstständig. Die beiden Geschäftspartner führten über 20 Jahre lang die Süßwaren- und Fotostände. Als der Park verkauft wurde, stiegen beide aus.
Zeit, für etwas Neues. Zeit, endlich den Traum einer eigenen Mietwerkstatt zu erfüllen. Über Eigen- und Fremdkapital finanzierten sich die ehemaligen Partner den Bau einer 300 Quadratmeter großen Halle. Dehns Schwager betreibt ein Logistikgeschäft, er seine Mietwerkstatt, beides ist durch eine Wand getrennt. Viele Werkzeuge hatte er bereits. Die großen, schweren Sachen, wie die Hebebühnen, musste er sich erst zulegen.
Keine Konkurrenz zu Meisterbetrieb nebenan
In der Werkstatt steht er jeden Tag alleine – noch zumindest, sagt er. Sein Neffe betreut seinen Internetauftritt: eine Facebookseite und die Webseite. So möchte er auf sein Konzept aufmerksam machen. Alexander Thon selbst wurde auf die Werkstatt aufmerksam, als er daran vorbeispazierte. Der Schwarzacher erzählte es wiederum seinem Kumpel Sven Künzel. Seine Zielgruppe unterscheidet ihn von der Werkstatt direkt gegenüber. "Das ist ein Meisterbetrieb", so Dehn. Von Konkurrenz sei keine Spur.
Seine Kunden verbringen in der Regel etwa zwei Stunden an den Hebebühnen. Ein Ölwechsel, wie ihn an diesem Vormittag zwei seiner Kunden durchführen, ist schnell erledigt. Kunden können einen Termin buchen, um sicher zu gehen, dass eine Hebebühne frei ist. Aktuell laufe alles noch spontan, so Dehn, noch sei immer mindestens eine frei. Doch er ist optimistisch und zieht eine erste Bilanz: "Die Resonanz ist gut", sagt der 55-Jährige. Zwei bis drei Stammkunden habe er schon gewinnen können.