Der Wiesentheider ehrenamtlich geführte St. Mauritiusverein ist Träger der örtlichen Kindergärten. Das war schon immer so, seit über einem halben Jahrhundert. Doch mittlerweile ist diese Konstellation an ihre Grenzen gestoßen. Ehrenamtlich ist diese Aufgabe nicht mehr zu bewältigen. Deshalb gibt es jetzt einen neuen Träger: den Würzburger Verein ElisabethenHeim e. V. Diese Lösung betrachten alle Beteiligten als Win-win-Situation.
In Wiesentheid ist es so wie in vielen Orten der Region: Für den Kindergarten gibt es einen örtlichen Trägerverein, der ehrenamtlich geführt wird. Den Vorsitz hat meist der Pfarrer vor Ort. Als Pfarrer Peter Göttke vor zwölf Jahren nach Wiesentheid kam, übernahm er quasi automatisch auch das Amt des Mauritiusverein-Vorsitzenden und war somit verantwortlich für die Kindergärten. Er hatte das Amt angenommen, sich engagiert und intensiv in die für ihn neue und äußerst komplexe Thematik eingearbeitet und den Verein zusammen mit seinem Vorstandsteam viele Jahre vorbildlich geführt.
Göttke: "Die Zeit ist nicht stehen geblieben"
Damals war Göttke Seelsorger für acht Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Wiesentheid. Das jährliche Bilanzvolumen in den zwei Wiesentheider Kindergärten betrug rund eine halbe Million Euro. Heute hat der Pfarrer, der auch Dekan ist, die Seelsorge in 13 Pfarreien im pastoralen Raum St. Benedikt zu gewährleisten. Zudem ist mit der Kinderkrippe eine dritte Kinderbetreuungseinrichtung in Wiesentheid hinzugekommen – das Bilanzvolumen erreichte die Zwei-Millionen-Grenze, mit über 50 Angestellten und über 200 zu betreuenden Kindern. "Die Zeit ist einfach nicht stehen geblieben, es gab sowohl in der Seelsorge als auch in Sachen Kindertageseinrichtungen enorme Entwicklungen und Vergrößerungen", beschreibt es Göttke. "Der Job des Trägerverein-Vorsitzenden hat sich zu einer Aufgabe mit riesiger Verantwortung entwickelt, eine Verantwortung die ehrenamtlich einfach nicht mehr zu schultern ist."
Zusammen mit seiner Stellvertreterin, Andrea Weiglein aus Geesdorf, hat er diese Entwicklung schon seit über fünf Jahren im Blick und versucht seit dieser Zeit, eine Nachfolge auf die Beine zu stellen. Der angestrebte gewohnte Übergang zu einem neuen ehrenamtlich Vorsitzenden blieb wie erwartet ohne Erfolg. Deshalb trug Göttke seine Sorgen schon frühzeitig nach Würzburg zu Caritas und Diözese, denn ihm war es eine Herzensangelegenheit, für Wiesentheid eine zukunftsfähige Lösung, aber gleichzeitig auch einen sanften Übergang zu suchen. Dies ist nun gelungen.
Alles bleibt unter dem Dach der Caritas
Anfang dieses Jahres empfahl das Ordinariat des Bistums Würzburg, man solle sich doch mal mit dem ElisabethenHeim e. V. in Würzburg, mit dessen Vorsitzenden Simon C. Kuttenkeuler, in Verbindung setzen. Die Verbindung, die Konstellation harmonierte von Anfang an. Es war beiderseitig Sympathie vorhanden, die Rahmenbedingungen passten und so wurde man sich schnell einig, dass dieses Modell, dass ein Würzburger Verein ab kommendem Jahr die Wiesentheider Kindertageseinrichtungen führt, funktionieren wird, und das alles weiterhin unter dem Caritas-Dachverband.
Vor wenigen Jahren hatte der Verein ElisabethenHeim, der in Würzburg und Giebelstadt etliche Einrichtungen führt, in Würzburg eine Erweiterung geplant. Die Pläne waren weit fortgeschritten, Verwaltung und Administration wurden bereits aufgestockt, bis die Haushaltssperre und Baumoratorium der Diözese dem ganzen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. So war nun der Weg frei, diese Kapazitäten für Wiesentheid einzusetzen. Während des ersten Besuchs vor Ort in Wiesentheid war der Vorsitzende des neuen Trägers sehr angetan von den Einrichtungen. "Alle drei Häuser sind hervorragend aufgestellt, arbeiten konzeptionell und pädagogisch sehr gut und sinnvoll, und auch die Gebäude sind in guter Verfassung", stellt Kuttenkeuler freudestrahlend fest.
Führungsmannschaft macht unverändert weiter
Gleichzeitig konnte er beruhigen: Für Kinder, Eltern und Personal wird sich mit dem Trägerwechsel merklich quasi nichts ändern, zudem die Führungsmannschaft um die ehrenamtliche Geschäftsführerin Rosalinde Beyer und Gesamtleiterin Ulrike Schwanfelder unverändert vor Ort weiter engagiert wirken werden.
Auch aus dem Wiesentheider Rathaus kommt zu dieser Entwicklung nur positives Feedback. Der neue Bürgermeister Klaus Köhler sowie Altbürgermeister Werner Knaier begrüßen diese Entscheidung. Natürlich hätte auch die Option bestanden, dass die Gemeinde die Einrichtungen übernimmt, doch wäre damit ein immenser verwaltungstechnischer und finanzieller Aufwand verbunden gewesen, was man nicht so ohne Weiteres hätte realisieren können. Knaier spricht so von einem "Glücksfall, dass nun ein professioneller, erfahrener und dazu noch caritativer Träger aus Würzburg die Wiesentheider Kindertageseinrichtungen in die Zukunft führen wird".