Stellen Sie sich vor, 2021 Kinder gehen an eine Schule. Jedes kennt mindestens 45 andere Kinder an dieser Schule. Und nun beweisen Sie, dass es mindestens vier Kinder gibt, die man so an einem runden Tisch setzen könnte, dass jedes Kind seine beiden Nachbarn kennt. Während bei vielen jetzt schon das Gehirn rauchen dürfte, bewahrt Stella Remler bei solchen Herausforderungen einen kühlen Kopf. Sie findet nicht nur das Ergebnis, sondern auch den richtigen Lösungsweg dorthin. Das ist besonders wichtig im Bundeswettbewerb Mathematik, an dem Stella teilgenommen hat, denn ohne Lösungsweg keine Punkte.
"Mathe ist sehr interessant und mach viel Spaß", sagt die 15-jährige Kitzingerin, die die 10. Klasse am Armin-Knab-Gymnasium besucht. Rechnen hat sie schon immer gemocht. "Mathe ist überall; alles hat gefühlt mit Mathe zu tun." Und so ist es kein Wunder, dass Stella sich intensiv mit Zahlen beschäftigt – auch außerhalb der Schule. In der 3. Klasse: der erste Mathewettbewerb. In der 5 Klasse: Stella besucht einen Mathewahlkurs, der auf Wettbewerbe vorbereitet. Seither stellt sie sich regelmäßig solchen Tests.
Am Bundeswettbewerb Mathematik in diesem Jahr nehmen über 1100 Teilnehmer aus ganz Deutschland teil, aus den Klassenstufen 9 bis 13. Stella ist auch dabei. Dazu muss man wissen, dass die Teilnehmer nicht wie in einem Konkurrenzwettbewerb gegeneinander antreten. Stattdessen zählt nur die eigene Leistung. Wer in einer Runde keine Fehler macht und somit zur ersten Preisklasse gehört, darf bei der nächsten Runde antreten.
Durchhaltevermögen ist gefragt
Für die erste Runde hatte Stella drei Monate Zeit, sie zuhause zu lösen. "Man braucht viel Durchhaltevermögen", sagt Stella. Über manchen Aufgaben hat sie bis zu 20 Stunden auf mehrere Wochen verteilt gegrübelt. "Für jede Aufgabe muss ich zwei bis drei Wochen nachdenken, bis der Geistesblitz kommt", erklärt sie ihre Herangehensweise. Stellas Ergebnis: alles richtig, also weiter in die zweite Runde. Wieder hatte sie mehrere Wochen Zeit, die Aufgaben daheim zu lösen.
Am meisten hat sie die Aufgabe 4 in dieser Runde beschäftigt. Dabei musste sie zeigen, dass bei einem Rechteck, wenn man es in Dreiecke zerstückelt, immer mindestens zwei Dreiecke ganz bestimmte Eigenschaften haben. Hier wird deutlich: Bloßes Wissen reicht nicht, man muss auch kreativ sein, um auf die Lösung zu kommen. Lange hatte sie über diese Aufgabe und den Lösungsweg dafür nachgedacht, bis sie dann die kreative Idee bekam. Stella spielt nämlich auch erfolgreich Schach, auch im Verein, und kam über die Flächeneinteilung eines Schachbretts zu der Lösung der Aufgabe.
In der zweiten Runde schaffte sie es in die zweite Preisklasse. Damit war in diesem Jahr Schluss für Stella. Denn bereits jetzt nimmt sie wieder an zwei Mathewettbewerben teil – einer davon wieder: der Bundeswettbewerb Mathematik, diesmal für das Jahr 2022. Mit Stella ist also weiterhin zu rechnen.