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Landkreis Kitzingen
Massive Preissteigerungen und eine "beunruhigende Lage": Welche Alarmsignale die heimische Wirtschaft sendet
Im Wirtschaftsausschuss des Landkreises Kitzingen wirft Wirtschaftsförderer Frank Albert einen eher düsteren Blick in die nahe Zukunft. Einen Lichtblick sieht er dennoch.
Selbst mit Ausbildungsbeginn im dritten Quartal schieden mehr Menschen aus dem Arbeitsleben aus als junge Menschen ins Berufsleben starteten – auch in Mainfranken fehlt es hinten und vorne an Personal.
Foto: Caroline Seidel, dpa | Selbst mit Ausbildungsbeginn im dritten Quartal schieden mehr Menschen aus dem Arbeitsleben aus als junge Menschen ins Berufsleben starteten – auch in Mainfranken fehlt es hinten und vorne an Personal.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:35 Uhr

Immerhin, eine gute Nachricht gab es dann doch: Die große Arbeitslosigkeit dürfte trotz aller trüben Aussichten nicht über uns hereinbrechen. Zum einen, weil es an jeder Ecke offene Stellen gibt und fast überall händeringend Personal gesucht wird. Zum anderen werden es sich die Betriebe wohl ganz genau überlegen, ob sie jemanden freistellen und nicht vielleicht doch lieber irgendwie behalten. Denn: Wer weg ist, ist weg.

Deshalb gelte: "Trotz aller düsteren Konjunkturaussichten halten die Unternehmen mehrheitlich an ihren Beschäftigten fest, betonte Frank Albert vor dem Wirtschaftsausschuss des Landkreises. Zumindest haben das acht von zehn Betrieben in einer entsprechenden Umfrage so angegeben.

Ansonsten kam dem Wirtschaftsförderer des Landkreises Frank Albert in seinem Vortrag zur wirtschaftlichen Lage im Landkreis die unschöne Aufgabe zu, das eine oder andere düstere Bild zu malen. Der Blick in die Zukunft – er kommt bange daher.  Aktuell könne beispielsweise die Lage der unterfränkischen Handwerksbetriebe noch als einigermaßen stabil angesehen werden, aber auch dort sind die Probleme längst da. Explodierende Materialpreise, fehlende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Energiekrise sorgen dafür, dass gerade mal noch 19 Prozent der Betriebe im Nahrungsmittelhandwerk von einer guten Geschäftslage sprechen.

Bauhandwerk: Nachfrage geht zurück

Auch im Bauhandwerk habe sich das Geschäftsklima deutlich abgekühlt. Zwar werde gerade noch alles Begonnene zu Ende gebaut. Ob danach aber noch genügend Aufträge kommen, sei gerade alles andere als klar. 36 Prozent der Betriebe haben demnach schon festgestellt, dass die Nachfrage deutlich zurückgeht. Und auch das ist Fakt: Bei 21,4 Prozent der Handwerksbetriebe ist der Umsatz bereits gesunken.

Frank Albert ist Wirtschaftsförderer am Landratsamt Kitzingen. 
Foto: Corinna Petzold-Mühl | Frank Albert ist Wirtschaftsförderer am Landratsamt Kitzingen. 

Das anhaltende Personal-Problem verschärfe die angespannte Situation noch einmal, so Albert. Gerade im dritten Quartal mit dem Ausbildungsbeginn hätte es ein deutliches Plus geben müssen – das Gegenteil war der Fall. Was bedeutet: Es scheiden selbst mit Ausbildungsbeginn mehr Menschen aus dem Arbeitsleben aus als junge Menschen ins Berufsleben starten.

Große Unsicherheit bei den befragten Handwerksbetrieben

Die zentrale Botschaft für das derzeit laufende vierte Quartal lautet: Es gibt "große Unsicherheit bei den Befragten". Der Konjunkturbericht des fränkischen Handwerks beinhalte bei fast allen Zahlen "Alarmsignale", die Lage sei "sehr beunruhigend".

Zumal es bei der Herbst-Konjunkturanalyse der IHK für Mainfranken sogar noch düsterer aussehe. Demnach sind die Geschäftserwartungen der heimischen Unternehmen "auf ein Allzeittief gestürzt". Das Hauptproblem sei dabei die massive Preissteigerung bei nahezu allen Gütern des täglichen Bedarfs. Damit verschwinde die Kaufkraft zunehmend, was der Einzelhandel längst zu spüren bekomme. Industrie und Handel stünden "harte Monate" bevor, der Pessimismus sei geradezu greifbar. Der deutlich geringeren Nachfrage aus dem Inland stehe ein rückläufiges Exportgeschäft gegenüber.

Die Produkte werden immer teurer

Und: Die Preisspirale endet so schnell nicht. Acht von zehn Unternehmen gaben an, die Preise ihrer Produkte anheben zu wollen. Dass jeder zweite Betrieb auf Gasversorgung angewiesen sei, mache die Sache erst recht kompliziert. Bei einem Drittel dieser Betriebe gebe es keinerlei Absicherung. Das hat auch Auswirkungen auf Investitionen: Nur 18 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen erhöhen, ein Drittel dagegen denkt über Kürzungen nach.

Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen im Landkreis lassen von all dem bisher wenig erahnen. Es gibt 1246 Arbeitslose, das sind nur 195 mehr als im Oktober vor einem Jahr. Die Quote liegt bei 2,4 Prozent. Und: Rein theoretisch steht für alle Arbeitslose eine Stelle bereit, insgesamt wurden 1316 freie Stellen gemeldet. In Wahrheit aber dürfte diese Zahl noch um einiges höher sein: "Viele", sagte Albert, "melden offene Stellen schon gar nicht mehr!"

 
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