In der Politik ist es so: Erst kommt Markus Söder. Dann lange nichts. Und dann sein Stellvertreter Hubert Aiwanger. Im Karneval ist es genau umgekehrt: Da wurde vergangenen Februar zunächst Hubert Aiwanger ein Kitzinger Schlappmaul; jetzt folgt ihm sein Chef Markus Söder nach. Überreicht wird der Orden, für den man laut Anforderungsprofil der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) eine "gar trefflich lockere Zunge" vorweisen und ein "schlagkräftiges Wort" führen sollte, bei der Rosenmontagssitzung am 24. Februar 2020 in der Kitzinger Florian-Geyer-Halle.
Bei der Verkündung des neuen Preisträgers am Freitagmittag im Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen strahlten Wolfram Beha und Dieter Kewersun um die Wette: Sie waren als alleinige Mitglieder der Preisträger-Findungs-Kommission sowohl für die Auswahl als auch dafür verantwortlich, dass zunächst alles streng geheim bleibt. Kaum war der Name Söder gefallen, gab es auch schon Schulterklopfen: Mit ihm hat die KiKaG als nunmehr 36. Schlappmaulordensträger wieder einen dicken Fisch an Land gezogen.
Söder – ein Mann der Fastnacht
Überredet werden musste Markus Söder nicht. Er habe "spontan zugesagt", so die Kommission: "Mach' ich!", lautete sein Kommentar. Das Schlappmaul 2020 sei, so die Begründung, "ehrgeizig, direkt, laut und unbequem". Seine Karriere kenne "nur eine Richtung: ganz nach oben". Ganz oben – das gilt für Söder seit jeher schon für den Fasching. Gerade bei der "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim nutzte er vor seiner Zeit als Ministerpräsident das Schaulaufen, um ganz viele Gesichter zu zeigen: von Marilyn Monroe, Mahatma Gandhi und Homer Simpson über Prinzregent Luitpold, einen Hast-du-mal-nen-Euro-Punk bis zu Edmund Stoiber. Wenn es sein musste, wurde er als Shrek auch schon mal ganz grün im Gesicht. Söder ist faschingsverrückt und gönnte sich schon viele auffällige Verwandlungen.
Söder kommt als Söder
Vergangenen Februar war allerdings alles anders: Erstmals als Ministerpräsident unterwegs, kam er unverkleidet im Smoking. Söder seriös als Söder. Also Schluss mit lustig? Von wegen: Söder bleibt auch als Landesvater bekennender Faschingsfan. Die Frage war deshalb nie, ob Söder eines Tages ein Kitzinger Schlappmaul wird, sondern lediglich wann – und warum es bei seiner großen Klappe nicht schon früher passiert ist.
Wer "Söder" und "Sprüche" googelt, wird jedenfalls nicht enttäuscht. Eine kleine Auswahl seiner Sprüche: "Nichts integriert in der CSU so sehr, wie wenn's gegen die CDU geht." – "Für die CSU steht fest: In Klassenzimmer gehören Kruzifixe und keine Kopftücher." – "Es gibt sicher mehr Linksradikale in der SPD als Rechtsradikale in der Jungen Union." Unvergessen auch: Die ehemalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli nannte Söder die "Tatjana Gsell der CSU".
Pikante Note
Auch die erste Reaktion fiel launig aus: Auf Anfrage sprach Söder von einer „großen Freude“ und merkte an: „Mein Vater hat immer gesagt: Bub, du hast zwei linke Händ‘, aber ein großes Mundwerk. Da kannst du Pfarrer oder Politiker werden. Insofern passt der Schlappmaul-Orden gut.“
Wenn Söder am Rosenmontag bei der KiKaG-Prunksitzung den Schlappmaulorden umgehängt bekommt, wird Hubert Aiwanger als sein Vorgänger – so will es die Tradition – die Laudatio halten. Die KiKaG-Verantwortlichen um Sitzungspräsident Michael Schlander versprechen bereits jetzt „eine der größten und spektakulärsten Shows“. Oder, um es mit den Worten Söders zu sagen: „Gespannt bin ich, ob Hubert Aiwanger mit seiner Laudatio eine Koalitionskrise auslösen wird!“
Die Träger des Schlappmaul-Ordens der vergangenen Jahre
Das Kitzinger Schlappmaul wird seit 1989 verliehen. Inzwischen kam eine illustre Reihe zusammen: Von Hans-Dietrich Genscher über Guido Westerwelle und Jürgen Möllemann bis Wolfgang Kubicki zu Helmut Kohl, Gregor Gysi, Günther Beckstein, Renate Schmidt und Claudia Roth.
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Aus ""In den Präambeln der Kitzinger Narren liest sich das so: Der Preisträger müsse eine "gar trefflich lockere Zunge" vorweisen und ein "schlagkräftiges Wort" führen können"" eine ""große Klappe" zu machen bedarf schon einer besonderen Begabung - oder liegts ganz einfach an der Präferenz??
Helau - oder doch nein, das bleibt mir ob der populistischen Absicht, die da möglicherweise hinter Ihre Wortwahl steckt, dann doch im Halse stecken