Weißt Du noch? Mit einem Artikel und vielen Bildern haben wir kürzlich an Geschäfte und Cafés erinnert, die einst rund um den Kitzinger Marktplatz ansässig waren. Vor allem an das Café Wagner, den Kupsch und "Lang am Markt" denken die Leser, die sich daraufhin auf verschiedenen Portalen bei uns gemeldet haben, gerne zurück. Manch einer weiß sogar noch, welche Geschäfte weit vorher die Kunden anzogen.
Peter Singer ist so etwas wie ein Ur-Kitzinger, auch wenn er seit Jahren im südlichen Landkreis wohnt. Geboren einige Jahre nach Kriegsende, ist er "im Ruinenfeld zwischen Krainberg, Unterer Bachgasse und Lindenstraße" aufgewachsen und kann sich bestens an die Geschäfte rund um den Marktplatz erinnern. "Der Tabakladen war früher im Besitz von Casimir Clustin", erzählt Singer. Das Geschäft sei aber hauptsächlich von seiner "charmant hessisch sprechenden Gattin" geführt worden. Im Haus nebenan am Eck, dem heutigen Reisebüro, war Buch- und Schreibwaren Köhler untergebracht, weiß Singer noch. Ein Geschäft, an das sich auch Christl Müller, ebenfalls Kitzingerin, die aber schon lange im östlichen Landkreis wohnt, gut erinnern kann.
Beide wissen auch noch, wer vor Kupsch in der heutigen Buchhandlung angesiedelt war: das Gasthaus "Zum schwarzen Bären". Die Tochter des Hauses, berichtet Singer, sei in den frühen 50er Jahren gewaltsam zu Tode gekommen. Vor dem Kiliansbrunnen habe Fische Sauer freitags frische Mainfische verkauft. Im Eckhaus am Brunnen war die Bäckerei Gräf mit einer kleinen Weinstube, daneben, so Singer, das Reisebüro Schuh "mit eigenen Bussen und Lottoannahme".
Auf eine Besonderheit im Gebäude nebenan, beim "Lang am Markt", macht Doris Wanner aufmerksam. "Das große Geschäft für umfangreiche Haushaltswaren, Marken, Geschirr, Deko und so vieles mehr hatte eine Art Passage mit vielen Schaufenstern." Wer diesen Satz liest, erinnert sich gleich wieder daran, wie man als Kind durch den einen Gang bis kurz vor den Eingang gerannt ist – und durch den anderen Gang wieder zurück.
Wo es Sauerkraut und Petroleum gab
"Das waren halt noch Zeiten", schreibt Erna Schäfer, und fügt der Erinnerung an "Lang am Markt" zugleich den "Dietz" an. Peter Singer zählt daneben auch Läden auf, die viele schon lange vergessen haben oder gar nicht mehr kennen. Die Metzgerei neben dem Textilhaus Hasenknopf, ein Bettenhaus, den Gemischtwarenladen Kern, bei dem es Sauerkraut, Hering und Petroleum gegeben habe. Und natürlich das legendäre Marktcafé, das 1963 von Bäckermeister Franz Hauck eröffnet wurde und in dem auch so mancher Geschäftsmann gerne saß.
Gauer und Hasenknopf, Gräf und Oppenländer, Kaisers Kaffeegeschäft und Konrad sind einige Läden, die Wolfgang Langenbach gut im Gedächtnis hat. Kupsch und Storg nennt Sabina Mocza. "Wird sehr vermisst, der Kupsch", findet Heidi Traum. Bettina Kristinus kann sich noch an den Kupsch in der Falterstraße erinnern, "als ich Lehrling beim Gauer in der Ritterstraße war."
Hochzeitskleid von Mode Wagner
Und Rosi Neubert, die seit vielen Jahren in Amerika lebt, weiß noch von Uhren Röder, einem Geschäft, das schon 1874 gegründet wurde und viele Jahrzehnte am Marktplatz ansässig war. Sogar ihr Hochzeitskleid habe sie einst in der Innenstadt gekauft, zwar nicht direkt am Marktplatz, aber bei Mode Wagner.
"Das Café Wagner war das schönste Café in Kitzingen", findet Jimmy Eightball, spricht vom Flair eines Wiener Kaffeehauses. "Auch die Wendeltreppe nach oben war legendär." Petra Herbert-Schmitt hat bei Weigand gelernt und ihre Mittagspausen im Café Wagner verbracht. "Schade, dass es alles außerhalb gibt", findet sie. "Die Städte sterben aus." Thomas Kirch kommt beim Gedanken ans Einkaufen rund um den Kitzinger Marktplatz gar zu einer ernüchternden Feststellung: "Den Weg dahin kann man sich heute sparen, es wirkt schon ziemlich trostlos."