Die Hörnauer Seen zwischen Gerolzhofen und Brünnstadt haben einen neuen Besitzer. Wie auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt wurde, haben Otto und Silvia Müller (Dingolshausen) das 30 Hektar große Areal an den langjährigen Pächter, die Fischzucht Gerstner in Obervolkach, verkauft. Damit ist klar, dass das für Naherholung, Vogelwelt und Natur bedeutsame Gebiet weiter teichwirtschaftlich genutzt wird.
Dass das weiterhin voll und ganz im Einklang mit Natur und Tierwelt sowie den zuständigen Behörden geschieht, unterstreicht die neue Besitzerin Michaela Gerstner-Scheller. Sie leitet den Traditionsbetrieb in der vierten Generation.
Die Fischzucht Gerstner bewirtschaftet die Hörnauer Seen bereits seit 13 Jahren. Damals war der Besitzer der Fischzucht Müller, Michael Müller, überraschend auf tragische Weise gestorben. Jetzt haben Sohn Otto Müller und seine Frau Silvia mangels Nachfolger den Betrieb endgültig an die Gerstners verkauft.
Wegen der Größe der Teichanlage und der Unsicherheit in der Teichwirtschaft habe sie sich zunächst „ein bisschen schwer getan, den großen Schritt zu wagen“, so Michaela Gerstner-Scheller. Da ihr Herz aber total für die Fischerei schlage, habe sie sich schließlich doch zur Übernahme entschieden. Dies auch, damit die Hörnauer Seen in den Händen der Fischereiwirtschaft bleiben.
Kormoran-Management
Insbesondere durch das sogenannte Kormoran-Management, das unter bestimmten Voraussetzungen und zu bestimmten Zeiten die Bejagung und Vergrämung des Fischjägers ermöglicht, habe die Teichwirtschaft wieder eine Zukunft, so Michaela Gerstner-Scheller.
Im nahe gelegenen Naturschutzgebiet Garstadt leben so zum Beispiel ganzjährig mehrere hundert Kormorane, von denen jeder täglich 0,5 Kilogramm Fische fresse. Weitere Fische würden tödlich oder so stark verletzt, dass diese unverkäuflich seien. Europaweit werde die Zahl der Kormorane inzwischen auf über zwei Millionen geschätzt.
Geringer Besatz, größere Qualität
Michaela Gerstner-Scheller weist darauf hin, dass die hohe Qualität der Fische in ihrem Betrieb an erster Stelle stehe. Die Voraussetzung dafür bilden geringe Besatzdichten, also wenige Fische auf großer Fläche, gutes Wasser, gepflegte Teiche, viel Naturnahrung, stressfreie Haltung, sorgfältige Aufzucht, sowie Hege und Pflege durch qualifiziertes Personal.
In den Hörnauer Seen werden insbesondere ein bis zwei Jahre alte Besatzfische gezüchtet, die dann an Fischereikollegen und auch für den Besatz des Mains abgegeben werden.
Schwerpunktfisch, so Michaela Gerstner-Scheller, ist hier bei Brünnstadt der Zander, aber auch der Karpfen sei ganz wichtig für die Teichökologie. Dazu kommt im Sinne der Polykultur (damit sind sich gegenseitig ergänzende Fischarten gemeint) eine Reihe teils vom Aussterben bedrohter Klein- und Biotopfische wie zum Beispiel Moderlieschen, Bitterling oder Gründling, ebenso Teichmuscheln, um sie ebenfalls in Deutschland zu vermarkten.
Überhaupt tue ihr Betrieb viel für den Artenschutz, wie man etwa an den Teichen an der Vielzahl der Libellen, Schmetterlinge, Vögel oder Amphibien sehen könne. „Die Umwelt liegt uns am Herzen, wir arbeiten deshalb nicht gegen sie, sondern mit ihr“, so die Fischwirtschaftsmeisterin, zu der von ihrer Fischzucht betriebenen extensiv bewirtschafteten naturnahen Teichwirtschaft.
Keine Vermarktung in der Hörnau
Ziel sei es, einen für Fische wie Naturschutz gleichermaßen optimalen Weg einzuschlagen und zu gehen. So dienen die Hörnauer Seen der Aufzucht gesunder, widerstandsfähiger Fische ebenso wie der Tierwelt als wichtiges Rückzugsgebiet.
Die Hörnauer Seen werden aber auch weiterhin nur zur Aufzucht der Fische dienen. Die Vermarktung erfolgt auch künftig über den außerhalb von Obervolkach am Weihergrund nach Zeilitzheim gelegenen Betrieb der Gerstners.
Die Hörnauer Seen gelten als Wasser- und Vogelparadies und als eines der schönsten Seengebiete Unterfrankens. Die „Seenplatte“ liegt etwa drei Kilometer südöstlich von Gerolzhofen an der Grenze zur Gemarkung Brünnstadt.
Herzstück der Teichanlage mit rund 20 Weihern ist der sogenannte große Hörnauer See mit dem Seehaus und der markanten Vogelinsel in der Mitte. Er hat alleine eine Gesamtfläche von über 17 Hektar.
Die ersten Seen waren vor mehr als 400 Jahren von den Ebracher Mönchen im Moor- und Sumpfgebiet an der Hörnau durch künstliches Aufstauen errichtet worden. 1838 verkaufte die Stadt beziehungsweise die Spitalstiftung die Seen. Über Zwischenstationen gelangten sie 1878 in den Besitz der Familien Schanz/Müller, bevor jetzt 2015 der Verkauf an die Familie Gerstner erfolgte.