"Deutschland droht in zwei bis drei Jahren ähnlich wie heuer in England ein Versorgungskollaps", dieses düstere Szenario malt der Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) an die Wand. Noch herrschen hierzulande keine englische Verhältnisse, doch auch in Deutschland fehlen 60 000 bis 80 000 Lkw-Fahrer und die Tendenz sieht alles andere als rosig aus. Denn ein Drittel der aktuellen Fahrer sind älter als 55 Jahre. Jedes Jahr gehen 30 000 Berufskraftfahrer in Rente, während es nur 17 000 Berufseinsteiger gibt. Auch im Landkreis Kitzingen fehlen die Fahrer.
"Wenn alle Lkw mal zwei Tage nicht fahren würden, stünde Deutschland still", verdeutlicht Kerstin Meidel, Geschäftsführerin der gleichnamigen Spedition aus Markt Einersheim, wie wichtige Stellung der Branche für die gesamte Wirtschaft. Die Ursachen sind vielfältig. Schlechte Bezahlung und Arbeitszeiten, die einer ausgeglichenen Work-Life-Balance widersprechen, werden ebenso genannt wie das negative Image der Berufsgruppe. Und auch die Infrastruktur auf der Straße lässt zu wünschen übrig. Parkplätze an Autobahnen sind oft ebenso rar wie Sanitäranlagen.
Mieses Image, üble Arbeitszeiten
Deswegen haben die Speditionen und der BGL folgende Forderungen, um wieder mehr Menschen für diesen Beruf zu gewinnen. Wertschätzung, Image und Arbeitsbedingungen müssen verbessert werden. Die Bürokratie müsse entschlossen abgebaut werden, die Digitalisierung gefördert und die Nachwuchsgewinnung unterstützt werden Außerdem sollte die Fachkräftezuwanderung erleichtert werden.
Auf ein Missverhältnis weist Claus Kerschensteiner, Chef des Verkehrsbildungszentrums (VBZ) Mainfranken mit Hauptsitz in Unterpleichfeld, hin: "Mit elf Euro die Stunde abgespeiste Fahrer steuern High-Tech-Züge. Das passt oft nicht". Kerschensteiner weiß um die Probleme der Digitalisierung. Schon jetzt unterliegen Lkw-Fahrer einer Dauerüberwachung. Außerdem stünden die Fahrer ständig unter Zeitdruck stehen und bei der Frage, ob sie sich an Abladetermine oder Lenkzeiten halten, nehmen sie das kleinere Übel in Kauf.
Auch die Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 2011 ist einer der Gründe, war es immer weniger Kraftfahrer gibt. Denn bis dahin erwarben jedes Jahr tausende junge Leute den Lkw-Führerschein, den der Staat finanzierte. "Die Kosten sind heutzutage schon hoch und haben eine abschreckende Wirkung", sagt Kerstin Meidel. Mindestens 6000 Euro müsse man für die Grundqualifikation und mehrere Schulungsmodule zahlen. Zum Fahrer-Mangel trage auch der Umstand bei, dass die Agentur für Arbeit die Umschulungen mit der Finanzierung von Führerscheinen restriktiver handhabe. Kerschensteiner und sein Team bilden aktuell zwischen 90 und 140 Berufskraftfahrer pro Jahr aus, früher waren es 150 und mehr.
Für Fahrer werden Kopfprämien bezahlt
"Wir nehmen, was wir kriegen", sagt Meidel und spricht damit offen aus, wie prekär die Situation ist. Deswegen sitzen immer mehr osteuropäische Trucker in den Führerhäusern, was das Preisdumping in der Branche befördert. "Wenn die Speditionen mehr Geld für ihre Frachten bekommen, dann können sie ihre Fahrer auch besser bezahlen", nennt Kerstin Meidel eine Formel, um ein Problem an der Wurzel zu packen. "Es gibt Fahrer, die gar nicht erst nach Haus gehen, wenn sie um 21 Uhr auf den Hof kommen und um fünf Uhr schon wieder Abfahrt habe", erzählt Kerschensteiner. "Sie nutzen die Zeit lieber für den Schlaf im Führerhaus."
Auch das Gehalt ist ein Grund, warum es immer weniger Fahrer gibt. Junge Lkw-Fahrer bekommen in den ersten Jahren weniger als 2500 Euro brutto plus Spesen. Es herrscht ein Verteilungskampf in der Branche und manche Firma zahlt eine Kopfprämie von bis zu 1000 Euro, wenn ein Mitarbeiter einen neuen wirbt. Um dem Mangel zu begegnen, beschäftigt das Unternehmen Pabst in Gochsheim, mit 700 Mitarbeitern und 400 Fahrern eines der größten seiner Zunft, derzeit 20 Azubis. "Wir können damit nicht unsere Belegschaft aufstocken, aber zumindest personelle Abgänge ausgleichen", betont Bianca Heilmann, die fürs Marketing zuständig ist. Ihr Unternehmen bilde nachhaltig aus, um die Kundenwünsche zufriedenstellend bedienen zu können.
"Förderprogramme wie in Pflegeberufen würden helfen", findet Meidel, die bemängelt, dass ihrer Branche eine starke Lobby fehle. Auch die Frauen seien momentan keine Rettung, verharre die Frauenquote unter den Berufskraftfahrern bei gerade mal zwei Prozent. "Sensibilisieren Sie Politiker und lokale Medien", rief Rainer Michel von der gleichnamigen Spedition im Mainfrankenpark kürzlich die Zuhörer eines IHK-Vortrags auf. Zudem sollten regionale Veranstaltungen an Berufsschulen und Initiativen wie PROFI - Pro Fahrer-Image, ein Verein zur Förderung der Transportlogistikbranche, unterstützt werden und gemeinsam für das Image des Transportgewerbes und des Berufskraftfahrers geworben werden.
Wie kommen Sie jetzt auf Impfpflicht?
Bei Rumänen oder Bosnier mache ich mir weniger Gedanken als bei deutschen Quarkdenkern. Rumänen oder Bosnier sind auf ihre Jobs angewiesen und nehmen vielfach schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen in Kauf. Das ist schlecht, aber die allerwenigsten können sich eine Impfverweigerung gar nicht leisten.
Den Deutschen geht es zu gut!
Sie haben vergessen, WER das Land am Leben hält und wer ihnen alles bringt. Das fängt schon an der Ausfahrt am Autohof an. Bloss nicht den LKW rauslassen, sonst fährt der noch die 500m bis zur Autobahnauffahrt vor mir her.
Frau Meidel hat völlig recht! Die Trucker sollten einfach mal fünf Tage lang stehen bleiben. Dann wacht das Land auf!
Und wer keine LKW auf den Straßen mag sollte einfach nicht jeden*********online bestellen!
Das ist so ein Totschlagargument und hilft nicht weiter. Das können Sie bei fast jeder Berufsgruppe in einer vernetzten Arbeitswelt sagen. Verkäuferinen kassieren nicht mehr, Müllabfuhr macht nix, Pflegepersonal streikt, Bäcker machen nichts mehr, alle Landwirte streiken, usw.
Einzig vielleicht die Piloten (evtl. auch Banker?) sind mal ein paar Tage entbehrlich. Dann gibt's halt keine Erdbeeren im Winter?
Bessere Bezahlung als Schmerzensgeld für die Arbeitszeiten und sonstige miese Bedingungen wären ein Lösungsansatz.
Unternehmer wollen das natürlich nicht wahrhaben. Trotzdem ist es Realität, dass Geld motiviert.
Die DB ist doch gar nicht in der Lage den Karton französischen Wein an die haustüre zu liefern.
Was massiv verändert wurde, sind die immer kürzeren Lieferintervalle. Sonst wurden halt 10 tonnen von einem Rohstoff geliefert, das hat für 10 Wochen gereicht. Jetzt müssen jede Woche je 1 tonne bestellt werden. nur damit man sich ein paar m2 Lager sparen kann. Dafür düsen dann 10 LKW mit in der Summe der gleichen Ware durch die Gegend. Hauptsache der Unternehmensberater hat empfohlen, dass man just in time bestellt und etwas Zinsen gespart werden. Die Mehrkosten der vielen Lieferungen wurden auf den Absender verschoben, der wiederum den Druck auf die Spedis weitergegeben hat - und die konnten sich nicht anders helfen, den Druck auf den letzten in dieser Kette weiterzugeben, nämlich an die Fahrer. Die haben jetzt die Schnauze voll und suchen sich was anderes.
Und bei der BW wurde die größte Fahrschule geschlossen
Der Zug fährt nicht mehr weil jeder nur 0,1 Waggon haben will und das pünktlich morgen früh um 9 Uhr. Der zug kommt aber erst am Donnerstag....evtl. nächster Woche.
Ich will den Zug nicht Schlecht reden...aber der Zug braucht Läger! Die will keiner mehr!
Als erstes muss Verkehr auf der Straße teurer werden - mit co2-Abgabe wurde Anfang gemacht - und als nächstes muss die Maut drastisch erhöht werden.