
Wer an der Schwarzach wohnt, kennt die Gemengelage: ein friedlicher Bach, der sich unter widrigen Bedingungen aus seinem Bett erhebt und ganze Dörfer in Angst und Schrecken versetzt. Statistisch sollte das nur alle hundert Jahre einmal passieren. Aber die Realität hält sich selten an Statistiken, und so mussten die Anlieger der Schwarzach nun binnen acht Jahren gleich zweimal ein elementares Hochwasser gewärtigen. Schlimm genug. Noch schlimmer, dass sich die große Politik seit Jahren so schwertut, die Betroffenen unter einen wirksamen Schutzschirm zu nehmen.
Die deutsche Regelungswut, das Prinzip der organisierten Verantwortungslosigkeit, die bürokratische Behäbigkeit: Für all das kann man Thorsten Glauber schwerlich haftbar machen. Aber dass der zuständige Minister lange auf Tauchstation ging, dass er sich bis gestern nicht einmal auf einen verbindlichen Termin festlegen ließ, um die Unterschriften einer Bürgerinitiative entgegenzunehmen, ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker und im Wahlkampf mindestens ein PR-Desaster.
Eine symbolische Geste, natürlich, viel mehr ist die Übergabe von Unterschriften selten. Aber es steckt eben auch Symbolik dahinter, wenn ein Minister nicht einmal das hinbekommt. Mangelndes Fingerspitzengefühl ist das Mildeste, was einem dazu einfällt. Die Haltung, die aus solcher Instinktlosigkeit spricht, signalisiert den Betroffenen, dass man ihre Sorgen mal wieder auf die lange Bank schiebt. Dass man sie erneut im Regen stehen lässt.